Tour of Quinghai-Lake-Tagebuch / Schlussbericht

Unser Karsten heißt jetzt Cadillac

Von Timo Schäfer

Foto zu dem Text "Unser Karsten heißt jetzt Cadillac"
Das Team Bike Aid bei der Tour of Quinghai Lake | Foto: Timo Schäfer

21.07.2014  |  (rsn) - China ist nicht so einfach. Nicht jedenfalls, was das Internet angeht. Nicht immer – eigentlich recht wenig in den letzten Tagen – hatte ich funktionierendes Netz. Nicht, weil es das nicht gab, nein, die Leitungen waren schlicht überlastet. Man muss sich das in etwa so vorstellen: Vor gar nicht allzu langer Zeit war die Kommunikation in Gruppen noch so, dass man sich einfach miteinander unterhielt.

Aber heute, im Zeitalter der Smartphones und von Whatsapp ist das nun eher so: Man sitzt zwar zusammen, aber jeder unterhält sich eben mit seinem Smartphone. Bedeutet zwar Totenstille, aber das Netz ist halt eben nicht mehr für jeden zugänglich, wenn halt irgendwie um die 400 Mann versuchen, immer gleichzeitig ein oder maximal zwei Spots zu nutzen. Mit einem Augenzwinkern muss man aber dennoch feststellen: Das Netz in good old Germany ist doch schon etwas besser.

Zum Geschehen: Es ist nun vieles passiert. Die Rundfahrt ist heute abgeschlossen. Wir hatten auch nicht sehr viel Zeit die letzten Tage, da doch immer sehr lange Transfers von rund 400 Kilometern anstanden. Nach 200 Kilometern Etappenlänge kann man sich vorstellen, dass das immer sehr spät wurde – leider, muss man sagen für die Jungs, die sich doch den ganzen Tag ziemlich gequält haben. Und die Transfers laufen dann im „Riesenkonvoi“ von rund 150 Fahrzeugen (und vielleicht auch mehr) nicht sehr flüssig ab.

Denn: Der Chinese an sich ist schon sehr strikt, was die Einhaltung seiner Planung anbelangt (und man sagt das ja eigentlich immer nur von uns Deutschen)Die Fahrweise spreche ich jetzt mal nicht an, denn mir dreht sich immer noch der Magen um, wenn ich an manchen Tag im Verkehr zurück denke.

Aber den Transfer vermochten wir uns dann irgendwann zu unserer eigenen Angelegenheit zu machen und hatten Riesenspaß in unserem Van mit unserem chinesischen Fahrer Yao! Ein Klassetyp! Unglaublich, als ein Handy klingelte und „Du bist das Beste“ als Klingelton lief! Fortan nahm er Sprachkurs bei uns...

Nicht immer einfach und so heißt unser Karsten nicht mehr Karsten, sondern Cadillac, denn das ist für Yao einfacher...übrigens: Schnappi, das Krokodil gab es dann als Zugabe – ebenfalls auf Yaos Handyplaylist !!!!!!

Die letzten Tage kamen wir aus der Höhe wieder ins „Flachland“ (nur auf ca. 1100m) und an den Rand der Wüste, was wieder unglaubliche Eindrücke dieses immensen Landes vermittelte. Gigantisch! Es ist halt wirklich verwunderlich, dass man stundenlang durch praktisch Nichts fährt und auf einmal taucht dann da eine Millionenstadt auf.

Nicht etwa ein oder zwei, nein gleich mal eben sieben Millionen - so die Stadt, in der wir die letzten Tage verbrachten. Lanzhou heißt das „Dörfchen". Irgendwie gewöhnungsbedürftig, aber doch interessant. Ein Tipp noch an die, die mal nach China reisen (und glaubt mir, es ist eine Reise wert!): Am Zebrastreifen aufpassen, der zählt scheinbar nicht!

Auf der Schlussetappe konnten wir dann auch nochmal ein für uns erfreuliches Ergebnis einfahren. Meron (Amanuel) wurde nochmal Achter, was echt gut war – und es war noch richtig was drin, wenn man bedenkt, dass der Sprint leider von einem italienischen was auch immer (Mattia Gavazzi, d. Red.), der dann leider noch die Etappe gewann, sagen wir mal „nicht ganz fair“ gefahren wurde. Aber wir haben festgestellt, dass es an dem Tag bei Meron „Klick“ machte und er plötzlich mit Daniel Bichlmann im Sprint harmonierte – schön mit anzusehen!

Alles in Allem war die Tour of Quingahi Lake für uns alle ein tolles Erlebnis. Danke auch an alle, die uns unterstützt haben, insbesondere die Jungs und Mädels vom Staff! Eine tolle Truppe und wir hatten viel Spaß miteinander!

Bis zum nächsten Mal!
Euer Timo

Timo Schäfer ist Koordinator und Fahrer beim deutschen Continental-Team Bike Aid - Ride for Help. In seinem Tagebuch auf radsport-news.com wird er in den nächsten Tagen über seine Erlebnisse bei der Tour of Qinghai Lake berichten.

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Martinez und Bora wollen nicht nur Platz 2 verteidigen

(rsn) – Sollte der Status Quo beim Giro d´Italia auch nach der Schlussetappe in Rom noch Bestand haben, so wäre man bei Bora – hansgrohe sicher zufrieden. Ein zweiter Gesamtplatz mit Kapitän Da

13.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

13.05.2024Schachmann: Etappenjäger in wichtiger Doppelfunktion

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat sich von seinem Sturz 58 Kilometer vor dem Ziel der 9. Etappe beim Giro d´Italia bereits recht gut erholt. Das bestätigte der 30-Jährige am

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)