Immer stark, aber der „Big Point“ blieb bisher aus

Die "Leoparden" noch ohne fette Beute

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "Die
Foto: ROTH

18.04.2011  |  (rsn) - Das Radsport-Frühjahr ist für das mit reichlich Vorschuss-Lorbeer gestartete Team Leopard-Trek bisher maximal zufriedenstellend gelaufen. Fränk Schlecks Gesamtsieg beim Critérium International, Fabian Cancellaras Triumphe beim GP E3 Harelbeke und im Zeitfahren bei Tirreno-Adriatico – dazu Top-Platzierungen bei allen wichtigen Eintagesrennen. Diese Bilanz würde viele andere Profiteams glücklich machen. Doch einen „Big Point“ konnte der als „Real Madrid des Radsports“ titulierte Rennstall noch nicht verbuchen.

Nach dem Amstel Gold Race haben die „Leoparden“ bei den prestigeträchtigsten Eintagesrennen des Frühjahrs zweite Plätze von Fabian Cancellara bei Mailand-San Remo und Paris-Roubaix sowie von Daniele Bennati bei Gent-Wevelgem, Platz drei durch Cancellara bei der Flandernrundfahrt und Rang vier von Jakob Fuglsang beim gestrigen Bierrennen auf dem Konto.

Bei den wichtigsten Rundfahrten des Frühjahrs hatten mit Cadel Evans (BMX, Tirreno-Adriatico), Tony Martin (THR, Paris-Nizza), Andreas Klöden (RSH, Baskenlandrundfahrt) und Alberto Contador (SAX, Katalonienrundfahrt) ausnahmslos die Konkurrenten die Nasen vorn. Immerhin gelang Fränk Schleck der Erfolg beim Drei-Etappen-Rennen in Frankreich.

Unterm Strich ist zu attestieren: Die „Leoparden“ sind in Lauerstellung, warten aber noch auf die richtig fette Beute. An mangelnder Leistungsfähigkeit liegt dies nicht – das belegen die vielen vorderen Platzierungen. Bei den Etappenrennen hatten die für die Tour de France vorgesehenen Top-Rundfahrer, Andy und Fränk Schleck, zudem verständlicherweise noch keine Hochform, Gesamtsiege wären da eher eine Überraschung gewesen.

Auch taktisch war der Mannschaft von Manager Kim Andersen zumindest bei Mailand-San Remo und dem Amstel Gold Race kein Vorwurf zu machen. Frühe Angriffe lohnen bei der „Primavera“ eher selten, im Finale war Cancellara bärenstark, aber gegen den Sprinter Matthew Goss auf verlorenem Posten. Dass Daniele Bennati bei Gent-Wevelgem einem Tom Boonen im Massenspurt unterliegt, kann passieren.

Gestern machte es Andy Schleck genau richtig, griff rund zehn Kilometer vorm Ziel entschlossen an und setzte sich ab – dass er knapp eingeholt wurde, ist unter „Pech“ zu verbuchen, ebenso wie Stürze und Defekte bei Cancellara und Fränk Schleck. Da ist Platz vier für Fuglsang ein prima Resultat.

Bei der Flandernrundfahrt sah das schon anders aus. Cancellaras Angriff kam zu früh, seine augenscheinliche Überlegenheit konnte er so nicht in einen Siegerscheck ummünzen. Bei Paris-Roubaix fasste sich der Schweizer wiederum zu spät ein Herz. Hätte er sich fünf Kilometer eher zur finalen Attacke entschieden, wäre Vansummeren noch erreichbar gewesen. Doch andererseits hatte es Cancellara auch schwer, die wie Bienen am Honig an ihm klebenden Alessandro Ballan, Juan Antonio Flecha und vor allem Thor Hushovd richtig einzuschätzen. Lange Zeit schien es, als sei zumindest der Norweger ebenbürtig.

Pech, Fehleinschätzungen, Manndeckung – das sind treffliche Erklärungen. Doch Philippe Gilbert hat gestern gezeigt, dass man auch als Topfavorit siegen kann. Die "Leoparden" bekommen noch zwei Chancen, das Frühjahr mit einem „Big Point“ zu krönen: Am Mittwoch beim Flêche Wallone und am Sonntag bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. Nur werden die Optionen geringer, beschränken sich wohl auf die beiden Schlecks.

Aber selbst, wenn es nicht klappen sollte, scheint es angesichts der Konstanz der Andersen-Truppe nur eine Frage der Zeit zu sein, bis ein großer Sieg herausspringt. Im Idealfall macht Andy Schleck im Juli gleich die fettest mögliche Beute.

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)