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Die Namen von Jan Ullrich (r) und Erik Zabel werden im Abschlussbericht der Freiburger Untersuchungs-Kommission nicht genannt.
15.05.2009 | (rsn) – Der 63 Seiten starke Abschlussbericht der Untersuchungskommission zum Dopingskandal am Sportmedizinischen Institut der Universität Freiburg lässt keinen Zweifel: Bei Team Telekom/T-Mobile wurde unter der Leitung der Freiburger Sportmediziner Dr. Andreas Schmid und Dr. Lothar Heinrich von 1995 bis ins Jahr 2006 hinein systematisch gedopt.
Teilweise bis ins Detail wird in dem Bericht aufgelistet, welche Fahrer an dem Dopingprogramm beteiligt waren und welche Substanzen und Methoden von Heinrich und Schmidt angewendet wurden (siehe Link zum Untersuchungsbericht am Ende des Textes).
Laut Report begann die Dopinggeschichte schon im Jahr 1992, als mit dem belgischen Masseur Jef d'Hont ein „Soigneur“ mit einschlägigen Erfahrungen verpflichtet wurde. Schmidt, seit 1988 für das Team tätig, stellte demnach in Zusammenarbeit mit d’Hondt Dopingcocktails her. d'Hont berichtete ausführlich über die Praktiken in seinem vor zwei Jahren erschienen Buch „Erinnerungen eines „Soigneurs“.
EPO kam erstmals 1993 zur Anwendung. Systematisch und unter ärztlicher Aufsicht wurde das Blutdopingmittel laut Bericht aber erst im Januar 1995 während eines Trainingslagers auf Mallorca verwendet. Sowohl Schmidt als auch Heinrich waren damals vor Ort und injizierten das Medikament den Fahrern und wiederholten dieses Vorgehen dann im Lauf der Saison.
Nachdem d’Hondt im Jahr 1996 Team Telekom wieder verließ, wurden die Fahrer direkt von den beiden Ärzten mit Dopingmitteln beliefert. Über Email oder SMS sollten sie Schmidt oder Heinrich benachrichtigen, die dann die Dopingmittel per Post oder Kurier verschickten. Bezahlt werden sollte in bar.
Selbst als der Sponsor Telekom nach der Festina-Affäre von 1998 ein Anti-Dopingprogramm installieren ließ, wurde das teaminterne Doping vor allem mit EPO und Wachstumshormonen weitergeführt.
Der Kommission gelang es nicht, alle Details aus der Phase 2001 bis 2005 aufzuklären. Da die Verjährungsfrist für Dopingvergehen derzeit acht Jahre beträgt, gaben die befragten Teammitglieder und Fahrer keine Informationen zu diesem Zeitraum. Trotz fehlender Beweise sah die Kommission aber keinen Grund zu der Annahme, dass in dieser Phase das Dopingprogramm nicht fortgeführt worden wäre. Ein Fahrer, der in den Jahren 2003/04 bei Telekom unter Vertrag stand und dessen Name nicht genannt wurde, gab an, dass EPO, Wachstumshormone und Kortison verabreicht wurden.
Wie der Bericht weiter ausführt, wurde nicht jeder Fahrer ins Dopingprogramm aufgenommen. Ausgeschlossen blieben junge Fahrer oder „Außenseiter“ wie der Berliner Robert Bartko, der auf Wunsch des Sponsors, aber gegen den Willen der Teamleitung verpflichtet worden war. Bartko selber beschrieb sich als unerwünscht im Team, erhielt keine Trainingspläne und wurde auch nicht mit den Ärzten in Kontakt gebracht.
Patrik Sinkewitz hatte zum ersten Mal im Herbst 2005 – kurz nach Vertragsunterschrift - Kontakt mit Dr. Heinrich. Mit Blutdoping wurde beim Hessen im Januar 2006 unter der Anleitung von Heinrich begonnen. Die „bekannteste“ dieser Transfusionen wurde Sinkewitz am 2. Juli 2006, am Vorabend des Tour-Starts, verabreicht. Die damalige Freundin von Sinkewitz fuhr ihn laut Report vom Teamhotel in Straßburg nach Freiburg in die Uni-Klinik. Sinkewitz behauptete zunächst, dass er der einzige Fahrer gewesen sei, der sich auf den Weg nach Freiburg gemacht habe. Später revidierte er, aus Angst vor einer Strafe wegen Meineids, diese Aussage und nannte seine damaligen Teamkollegen Andreas Klöden und Matthias Kessler als Begleiter. Beide sollen an diesem Abend in Freiburg ebenfalls Bluttransfusionen erhalten haben. Diese Aussage bestätigte Sinkewitz` damalige Freundin. Ob die anderen Fahrer des damaligen Tour de France-Kaders an diesem Abend ebenfalls in Freiburg waren, ist nicht erwiesen.
Während der Tour de France nahmen die Teamärzte am 9. Juli sieben Blutproben ihrer Fahrer, von denen zwei auffällige Werte aufwiesen, was laut Abschlussbericht auf eine vorherige Manipulation hinweist. Die Proben wurden allerdings nicht den Fahrern, sondern anderen Teammitgliedern zugeschrieben. Blutproben, die fünf Tage später genommen wurden, wiesen jedoch dieselben Charakteristika auf, so dass man davon ausgehen muss, dass diese Proben nicht von Teammitgliedern, sondern von den Fahrern stammen und die Proben nur unter falschen Namen registriert wurden.
Noch im gleichen Jahr wurde Teammanager Olaf Ludwig von seinen Aufgaben entbunden und der US-Amerikaner Bob Stapleton übernahm ab dem 1. Januar 2007 offiziell die Leitung des Radrennstalls. Seit diesem Zeitpunkt sind laut Abschlussbericht keine Dopingaktivitäten mehr erkennbar. Stattdessen sei der Anti-Dopingkampf durch ein striktes Anti-Dopingprogramm initiiert worden. Dieses Programm wurde zunächst von Dr. Heinrich geleitet. Nach den Beschuldigungen von D`Hont wurde Heinrich jedoch umgehend entlassen. Das Telekom-Unternehmen stellte schließlich Ende 2007 sein Sponsoring offiziell ein und stieg aus dem noch laufenden Vertrag aus. Der Sponsor Telekom soll nichts mit den Dopingpraktiken zu tun gehabt haben.
Im Verlauf der Pressekonferenz erklärte der Kommissionsvorsitzende Hans Joachim Schafer zudem, dass es keine Indizien dafür gäbe, wonach Jan Ullrich in das Dopingprogramm involviert gewesen wäre. Er habe sich lediglich zu den üblichen medizinischen Untersuchungen in der Uniklinik aufgehalten.
Auch der Name Erik Zabel wird nirgendwo genannt.
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