RSNplusWomen´s WorldTeams 2024: Uno-X Mobility

Norwegisches Förderprojekt mit Potenzial nun auch am Berg

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Norwegisches Förderprojekt mit Potenzial nun auch am Berg"
Das Team Uno-X Mobility entwickelt sich gut und ist mehr als nur ein skandinavisches Förderprojekt. | Foto: Wordup / Uno-X Mobility

06.02.2024  |  (rsn) – 2022 erst gegründet, tritt das Frauenteam des norwegischen Uno-X-Rennstalls im Women's WorldTour-Zirkus mit am professionellsten auf. Dabei versucht die seit Februar von Ex-Profi Thor Hushovd geführte Mannschaft mit der britischen Sportdirektorin Alexandra Greenfield einen schwierigen Spagat: Einerseits soll der skandinavische Frauenradsport, vor allem der norwegische, gefördert werden. Andererseits sollen aber auch Erfolge her.

Letzteres gelang bislang nur mittelprächtig – und doch ist ein steiler Aufstieg zu verzeichnen. Beendete das Team die Saison 2022 noch auf Rang 24 der Weltrangliste, so stand man Ende 2023 bereits auf Platz 13. Für den ersten internationalen Sieg sorgte Ex-Weltmeisterin Amalie Dideriksen beim belgischen GP Eco-Struct (1.1), doch auch auf WorldTour-Level fuhren die Frauen in Gelb-Rot nun einige Spitzenergebnisse ein – vor allem auf flachem Terrain.

Susanne Andersen wurde Zweite und Maria Giulia Confalonieri Fünfte bei der Ronde van Drenthe, Dideriksen belegte Rang sechs bei Brügge-De Panne und Anouska Koster Platz sechs bei Gent-Wevelgem. Auch der elfte Platz von Julie Norman Leth bei Paris-Roubaix oder Rang 13 der Deutschen Hannah Ludwig bei der Tour de France Femmes am Col du Tourmalet waren achtbar. Ludwig gehört 2024 zu den wenigen Abgängen des Teams, sie hat sich Cofidis angeschlossen. Außerdem beendete die Britin Hannah Barnes im Winter ihre Karriere. ___STEADY_PAYWALL___

High Speed im Flachen - das konnte Uno-X, hier im Training angeführt von Anouska Koster, schon bisher. Jetzt wird das Team auch bergauf wohl stärker. | Foto: Wordup / Uno-X Mobility

Bislang zeigte sich das Team vor allem in flachen Rennen – mit der routinierten Norman Leth und der stets kämpferisch ausreißenden Koster hat man dafür feste Größen im Kader, und mit Confalonieri, Dideriksen, Andersen sowie der 20-jährigen Finnin Anniina Ahtosalo starke Sprinterinnen. Hinzu kommt die Dänische Meisterin Rebecca Koerner, die als Allrounderin eine gute Entwicklung nehmen könnte.

Die große Schwachstelle des Teams waren bislang die Berge. Dort war Ludwig weitgehend allein auf weiter Flur – genau da hat die Teamleitung auf dem Transfermarkt auch angesetzt. Mit der Norwegerin Katrine Aalerud kommt eine pure Klettererin ins Team und auch die Kanadierin Simone Boilard hat ihre Stärken, wenn es bergauf geht – ob kürzer oder länger.

Außerdem haben auch einige skandinavische Youngster bereits ihr Talent am Berg bewiesen: Die Norwegerin Mie Björndal Ottestad wurde 2023 Zweite der Ruta del Sol hinter Aalerud, die damals noch für Movistar unterwegs war. Ihre Landsfrau Marte Berg Edseth hat ihre Stärken ebenfalls bergauf, und auch die erst 19-jährige Neuverpflichtung Solbjörk Minke Anderson aus Dänemark kann klettern. Es scheint also, als könne Uno-X Mobility 2024 den nächsten Schritt in Richtung Top Ten der Team-Weltrangliste machen.

Katrine Aalerud kommt als starke Bergfahrerin von Movistar, wo sie an der Seite von Annemiek van Vleuten lernte, zu Uno-X Mobility. | Foto: Wordup / Uno-X Mobility

Der Top-Transfer 2024: Simone Boilad

Die aus Québec stammende Kanadierin Simone Boilard gehörte schon zu Juniorinnenzeiten zu den Besten der Welt: 2017 im norwegischen Bergen wurde sie WM-Achte, ein Jahr später in Innsbruck landete sie im Straßenrennen sogar auf dem Podium. Danach aber begann eine schwere Zeit: Boilard heuerte für 2019 zwar beim US-Team Sho-Air – Twenty20 um Chloe Dygert an, musste ihre Saison nach der Tour of the Gila im April aber bereits beenden. Immer wieder machte ihr Bein Probleme, bis nach der auch coronabedingt verlorenen Saison 2020 der Grund endlich gefunden wurde. Es folgte eine Operation an der Beckenarterie und erst Ende 2021 stieg Boilard wieder ins internationale Renngeschehen ein – mit sofort guten Ergebnissen.

Für 2022 und 2023 nahm das französische Team St Michel – Auber93 sie unter Vertrag und Boilard nutzte die Chance: Sie wurde 2022 unter anderem Zehnte der WorldTour-Rundfahrt RideLondon Classique, bestritt die Tour de France Femmes und belegte Platz vier bei der topografisch schweren Ardeche-Rundfahrt sowie anschließend in der U23-Wertung bei der WM in Wollongong.

Bei der Mallorca Challenge im Januar fuhr Boilard für Uno-X schon zwei Top-Ten-Resultate ein. | Foto: Szymon Gruchalski / Uno-X Mobility

2023 lief dann noch besser: Boilard gewann mit dem GP Oetingen (1.1) in Belgien ihr erstes UCI-Rennen und wurde am Jahresende Siebte der Gravel-Weltmeisterschaften. Mit ihr hat Uno-X zweifelsfrei einen noch ziemlich ungeschliffenen Rohdiamanten an Bord, der seine Stärken vor allem in schweren Rennen ausspielen kann.

Im Fokus: Anniina Ahtosalo

Schon kurz vor ihrem 15. Geburtstag ist Anniina Ahtosalo erstmals Finnische Meisterin der Juniorinnen, also der U19 geworden – sowohl im Straßenrennen als auch im Zeitfahren. Dieses Double wiederholte sie in den folgenden drei Jahren, und als Ahtosalo 2022 zur Elite aufstieg, setzte sie ihre Serie auch dort fort. Auch die Saison 2024 wird sie daher im weißen Trikot mit dem großen blauen Kreuz in Angriff nehmen.

Doch auch außerhalb Finnlands machte die 20-Jährige bereits mehr als nur auf sich aufmerksam. Schon in ihrem ersten Elitejahr sprintete Ahtosalo bei Binche Chimay Binche hinter Siegerin Lorena Wiebes aufs Podium, 2023 kamen sechs weitere Top-5-Ergebnisse bei UCI-Eliterennen hinzu – darunter auch Platz vier auf der Schlussetappe der WorldTour-Rundfahrt Tour of Chongming Island. Außerdem holte sie in Emmen hinter Zoe Bäckstedt und Antonia Niedermaier Bronze im U23-EM-Zeitfahren.

Anniina Ahtosalo, hier bei der UAE Tour Women im vergangenen Jahr, hat das Potential, zu einer absoluten Top-Sprinterin zu werden. | Foto: Cor Vos

Anstiege tun der Finnin noch weh, aber in flachen Rennen und Massensprints könnte Ahtosalo 2024 zu einer der Entdeckungen der Saison werden – zumal bei Uno-X viele Teamkolleginnen für genau diese Szenarien an ihrer Seite sind.

Das Aufgebot:
Katrine Aalerud (Norwegen / 29), Anniina Ahtosalo (Finnland / 20), Susanne Andersen (Norwegen / 25), Solbjörk Minke Anderson (Dänemark / 19), Elinor Barker (Großbritannien / 29), Teuntje Beekhuis (Niederlande / 28), Marte Berg Edseth (Norwegen / 25), Simone Boilard (Kanada / 23), Maria Giulia Confalonieri (Italien / 30), Amalie Dideriksen (Dänemark / 27), Rebecca Koerner (Dänemark / 23), Anouska Koster (Niederlande / 30), Joscelin Lowden (Großbritannien / 36), Julie Norman Leth (Dänemark / 31), Wilma Olausson (Schweden / 22), Mie Björndal Ottestad (Norwegen / 26), Anne Dorthe Ysland (Norwegen / 21)

Davon Neuzugänge:
Katrine Aalerud (Movistar), Solbjörk Minke Anderson (Grand Est – Komugi – La Fabrique), Teuntje Beekhuis (Jumbo – Visma), Simone Boilard (St Michel – Mavic – Auber93)

Teamleitung:
Manager: Jens Haugland & Thor Hushovd
Sportdirektor: Alexandra Greenfield
Sportliche Leiter: Anna Badegruber, Jesper Bundgaard Vinkel, Huub Duijn, Jelle De Jong

Material:
Rahmenhersteller: Dare
Gruppe: Shimano
Laufräder: DT Swiss
Reifen: Schwalbe
Trikot: Bioracer
Helm: Sweet Protection

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