RSNplusVon van der Poels Taktik überrascht

Van Aert war auf das falsche Szenario eingestellt

Von Kevin Kempf aus Hoogerheide

Foto zu dem Text "Van Aert war auf das falsche Szenario eingestellt"
Wout Van Aert (li.) und Mathieu van der Poel im Wm-Crossrennen der an den Balken, wo der Belgier die finale Attacke des Niederländers erwartete. | Foto: Cor Vos

06.02.2023  |  (rsn) – Er wollte in Hoogerheide seinen vierten WM-Titel im Cross gewinnen und mit Mathieu van der Poel gleichziehen. Doch dann musste sich Wout van Aert im Sprint seinem großen Konkurrenten deutlich geschlagen geben.

Bei der Pressekonferenz machte der Belgier aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. ”Es war ein wirklich schweres Rennen für mich. Mathieu hat mich von der ersten Runde an unter Druck gesetzt“, gestand der 28-Jährige. Dem horrenden Tempo des Niederländers hatte er zunächst nichts entgegenzusetzen. “In der ersten Rennhälfte war es schwer, ihm überhaupt zu folgen.“

___STEADY_PAYWALL___

Die lange, ansteigende Zielgerade von Hoogerheide, wo Mathieu van der Poel seinen Gegner Wout van Aert mit einem langen Sprint überraschte. | Foto: Cor Vos

Zwar ließ van der Poels Druck im zweiten Teil des Rennens etwas nach, aber die ständigen Tempoverschärfungen hatten bei van Aert Eindruck hinterlassen. “Ich hatte nie das Gefühl, selbst überhaupt etwas probieren zu können. Ich bin nicht zufrieden über den Widerstand, den ich Mathieu heute leisten konnte”, meinte er selbstkritisch.

Van Aert von van der Poels finaler Taktik überrascht

Van Aert konnte dem Rennen zwar nicht seinen Stempel aufdrücken, sein Widersacher konnte ihm aber auch nicht enteilen. So nahmen die beiden Seite an Seite die Schlussrunde in Angriff, in der alle einen Angriff van der Poels an den Balken erwarteten. Die Hindernisse befanden sich in einer ansteigenden Passage kurz vor einer steilen Abfahrt, der langen Treppe, der Traverse und der ansteigenden Zielgeraden – potenziell ein Sprungbrett für eine rasante letzte Rennminute.

Mathieu van der Poel sprintet zu seinem fünften WM-Titel. | Foto: Cor Vos

Doch statt zu attackieren, hielt van der Poel still. ”Es hat mich überrascht, dass Mathieu an den Balken nichts probiert hat. Ich war immer davon ausgegangen, in zweiter Position in den Sprint zu gehen, bestenfalls direkt von seinem Hinterrad aus“, so van Aert, der schlechter springt und sich dadurch im Finale im Nachteil wähnte. “Auf dieses Szenario hatte ich mich eingestellt. Weil ich diesen Plan nicht umsetzen konnte, war ich eigentlich etwas verwirrt. Dadurch habe ich irgendwie vergessen, mich auf meinen eigenen Sprint zu konzentrieren“, gab er zu, sich verkalkuliert zu haben.

Nach der WM ist vor der Straßensaison

So war van Aert unvorbereitet, als van der Poel von seinem Hinterrad aus schon zu Beginn der langen Zielgeraden lossprintete. Er büßte sofort eine Radlänge ein, die er trotz der frenetischen Anfeuerungen der vielen belgischen Fans nicht mehr wettmachen konnte. “Wenn ich im Nachhinein etwas anders machen könnte, würde ich wohl direkt nach der letzten Kurve zum Sprint ansetzen. Vielleicht wäre Mathieu dann auch an mir vorbeigekommen, aber ich würde mich dann zumindest besser fühlen“, spekulierte van Aert, der aber auch anerkennend feststellte: “Mathieu war heute stärker als ich. Trotzdem hätte ich gewinnen können, wir haben die Schlussminute schließlich Rad an Rad verbracht. Da hat man immer eine Chance.“

Das Podium des WM-Crossrennens der Männer, v.l.: Wout van Aert, Mathieu van der Poel, Eli Iserbyt | Foto: Cor Vos

Durch die verpasste Gelegenheit endet der Winter für van Aert in Moll. Auf die Frage, ob ihn diese Niederlage für die nächsten Ziele motiviere, war er eindeutig. “Eine extra Motivation für die Straßensaison brauchte ich nicht. Zum Glück kommt die jetzt schnell, das macht es leichter, in den nächsten Tagen an etwas anderes zu denken.“

Seinen Einstand auf der Straße gibt der 28-Jährige am 4. März bei Strade Bianche (1.UWT). Zwei Tage später startet van Aert bei Tirreno - Adriatico (2.UWT), am 18. März steht Mailand-Sanremo (1.UWT) auf dem Programm. Gleich bei seinen ersten Einsätzen wird er übrigens die Gelegenheit zur Revanche bekommen, denn van der Poel beginnt seine Saison ebenfalls mit diesen italienischen Rennen.

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 6. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

09.05.2024Schachmann: “Es wird heute schwer, in die Gruppe zu kommen“

(rsn) – Am sechsten Tag des 107. Giro d’Italia geht es auf die Schotterpisten. Auf den 180 Kilometern zwischen Viareggio und Rapolano Terme stehen drei Gravel-Sektoren an, auf denen vor allem die

09.05.2024Für Pogacar geht es mehr um Risiko-Minimierung als um Attacke

(rsn) – Die Aufregung um seine Bekleidung hat sich erstmal gelegt. Auf der 5. Etappe des Giro d´Italia trug Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) keinen der UCI übel aufgestoßenen zweifarbigen Eintei

09.05.2024Lipowitz muss den Giro vor der 6. Etappe verlassen

(rsn) – Nach nur fünf Tagen ist das Grand-Tour-Debüt von Florian Lipowitz bereits wieder beendet. Wie Bora – hansgrohe vor dem Start der 6. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) mitteilte, sei der

09.05.2024Ungarn-Auftakt: Liepins räumte Campbell bei Highspeed ab

(rsn) – Nach dem schlimmen Sturz zum von Sam Welsford (Bora - hansgrohe) gewonnenen Auftakt der Ungarn-Rundfahrt mussten zwei Fahrer ins Krankenhaus gebracht werden. Dort wurden beim Neuseeländer C

09.05.2024Israel - Premier Tech beim Giro nur noch mit fünf Fahrern

(rsn) – Mit nur noch sechs Fahrern wird Israel - Premier Tech am Mittag in Viareggio zum Start der 6. Giro-Etappe antreten. Nachdem der Zweitdivisionär bereits am gestrigen späten Abend mitgeteilt

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

09.05.2024Auf den Spuren der Strade Bianche

(rsn / ProCycling) –Zum Giro-Feld gehören in diesem Jahr zwei frühere Gewinner von Strade Bianche: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Julian Alaphilippe (Soudal - Quick-Step). Beide waren im M

09.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

08.05.2024Knoten endlich geplatzt: Traum-Mittwoch für Cofidis

(rsn) - Steter Tropfen höhlt den Stein. Das war das Motto des Tages auf der 5. Etappe des Giro d´Italia. Und die tapferen Tropfer kamen dieses Mal vom Team Cofidis. Schon in der ersten Ausreißergru

08.05.2024Auch Evenepoel mit Blick auf die Tour nun in der Höhe

(rsn) – Nach und nach nehmen die bei der Baskenland-Rundfahrt schwer gestürzten Stars ihre Vorbereitung in Richtung Tour de France wieder auf. Während zu Giro-Beginn Rolf Aldag davon erzählte, wi

08.05.2024Teutenberg siegt als Anfahrer und holt drei Wertungstrikots

(rsn) - Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) stürmt in diesem Jahr von Sieg zu Sieg. Der 21-Jährige setzte sich am Mittwochabend zum Auftakt des Fleche du Sud (2.2) in Luxemburg im Sprin

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)