RSNplusSprintzüge beim Feinjustieren

Tirreno: Licht und Schatten bei den schnellen Männern

Von Tom Mustroph aus Sovicille

Foto zu dem Text "Tirreno: Licht und Schatten bei den schnellen Männern"
Sprintfinale der 1. Etappe von Tirreno-Adriatico | Foto: Cor Vos

09.03.2022  |  (rsn) - Die Sprinter hatten es zum Auftakt von Tirreno Adriatico schwer. Am ersten Tag mussten sie auf ihre Zeitfahrräder steigen. “Ich habe versucht, es locker angehen zu lassen. Aber ich sitze ja sonst nie auf dem Zeitfahrrad. Deshalb war das ziemlich hart“, sagte etwa Caleb Ewan (Lotto Soudal) zu radsport-news.com.

Als es dann um den ersten Sprint ging, saß der Australier zwar wieder auf seinem angestammten Arbeitsgerät. Aber auch da sah er sich weiteren Mühen ausgesetzt. Zunächst überraschte die späte Attacke des Spaniers Marc Soler (UAE Team Emirates) die Sprinterteams. Sie wussten eine Zeit lang gar nicht den konkreten Abstand zum Ausreißer und mussten mehr Kraft als geplant in die zunehmend hektischer werdende Nachführarbeit investieren.

___STEADY_PAYWALL___ Als dann die Straße schmaler wurde, gerieten einige der etablierten Sprintzüge ins Hintertreffen. Elia Vivianis Ineos-Zug etwa verschwand aus den vorderen Positionen. Auch die roten Trikots von Lotto Soudal waren nicht mehr zu sehen. Ewan wurde schließlich 15., tief enttäuschend nach seinen beiden bisherigen Saisonsiegen und dem zweiten Platz bei Kuurne – Brüssel – Kuurne vor gut einer Woche.

Mehrere Top-Sprinter kamen nicht zum Zug

Aber auch weitere Top-Sprinter hatten so ihre Probleme. Mark Cavendish (Quick-Step Alpha Vinyl) fiel auf welligem Terrain im letzten Drittel des Rennens sogar aus dem Peloton heraus. Seine Quick-Step-Kameraden karrten ihn zwar wieder zurück, aber die Power fehlte. Und für den Zug ohne den letzten Wagen holte der Italiener Davide Ballerini lediglich Platz sieben. Für das erfolgsverwöhnte Team – zwölf Siege bereits an 49 Renntagen – etwas wenig.

Tim Merlier (Alpecin - Fenix) nutzte die erste Chance für die Sprinter und holte sich in souveräner Manier den Sieg. | Foto: Cor Vos

Nur einer der Top-Sprinter blühte auf. Tim Merlier (Alpecin -Fenix) fand im finalen Chaos das richtige Hinterrad. Er timte seinen Sprint perfekt und gewann. “Die Form ist schon lange gut, aber es fehlten ein wenig die Resultate“, atmete der Teamgefährte von Mathieu van der Poel nach seinem ersten Saisonsieg auf. Merlier hatte allerdings auch Glück, dass er im Kampf um das vermeintlich beste Hinterrad zunächst gegenüber Peter Sagan (TotalEnergies) das Nachsehen hatte.

“500 Meter vor dem Ziel kämpften wir um das gleiche Hinterrad. Ich ließ ihn vor, denn wir hatten noch eine ganze Strecke vor uns. Dann kam ich hinter ihm hervor und schlug ihn“, erzählte Merlier. Sagan, der für Momente schon wie der Sieger ausgeschaut hatte, wurde noch von den Youngstern Olav Kooij (20, Jumbo - Visma) und Kaden Groves (23, BikeExchange - Jayco) abgefangen.

Kooij und Groves machen den Etablierten Konkurrenz

Die beiden jungen Burschen klopfen ernsthaft oben an. Kooij beeindruckte schon mit einem zweiten Platz bei der UAE Tour hinter Merliers Teamkollege Jasper Philipsen und vor Bora-Rückkehrer Sam Bennett. Kooij, seit Februar letzten Jahres im Profiteam von Jumbo - Visma, kristallisiert sich immer mehr als adäquater Ersatz für den zu BikeExchange abgewanderten Dylan Groenewegen heraus.

Bei Groves, bereits in seiner vierten Profisaison, verlief die Entwicklung aufgrund zahlreicher Verletzungen gebremster. Er scheint aber nun sein Potenzial auszuschöpfen, wie auch drei Podiumsplätze zuvor bei der Tour of Oman bewiesen. Beim Tirreno gab ihm sein Team sogar den Vorzug vor dem eigentlich besser über die Wellen kommenden Michael Matthews. “Ich danke dem Team für die Chance“, sagte der Australier.

Kaden Groves (BikeExchange - Jayco, li.) und Olaf Kooij (Jumbo - Visma) belegten auf der 2. Etappe die Plätze drei und zwei. | Foto: Cor Vos

Für die etablierten Sprinter kommt also neue Konkurrenz hinzu. Das musste auch Pascal Ackermann konstatieren. Der Pfälzer hat sich zwar bestens eingelebt bei Team UAE. “Ich bin richtig glücklich. Ich hätte nicht gedacht, dass es ein so cooles Ambiente ist. Ok, man kann nicht mehr deutsch sprechen, aber ich fühle mich einfach wohl“, sagte er radsport-news.com. Als wichtigsten Wohlfühlfaktor schätzte er die “Gelassenheit“ ein. Und die strahlt natürlich der Chef Tadej Pogacar aus. “Wir haben einen Riesenleader, auf den wir uns verlassen können. Und auch insgesamt ist das Level höher als bei Bora, weshalb man im Rennen mehrere Varianten spielen kann“, meinte er. Ackermanns Begeisterung vor allem für Pogacar ist so groß, dass er sagte: “Wenn ich ein Kind wäre, ich würde mir sein Bild ins Zimmer hängen.“

Ackermann hadert noch mit seinen Leistungen

Momentan erlebt er den Slowenen in Lebensgröße und ganz in echt. Pogacar ist der Favorit auf den Gesamtsieg, und einer der Top-Favoriten auch für Sanremo.

Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) ist zwar gut gelaunt, aber noch ohne einen Sieg für sein neues Team. | Foto: Cor Vos

Mit den eigenen Leistungen hadert Ackermann dagegen noch. Im ersten Massensprint beim Tirreno wurde er Elfter. Zu wenig für seine Ansprüche. Zu wenig auch für sein Team, das mit der Attacke von Soler kurz vor dem Ziel zunächst die Sprintzüge der Konkurrenz perfekt verunsichert hatte.

Heute gibt es die nächste Chance auf einen Massensprint, am Sonntag eine weitere. Rennübergreifend schält sich bei der Fernfahrt zwischen den Meeren aber noch niemand heraus, der es im 1:1 mit Fabio Jakobsen aufnehmen könnte. Bei neun Massensprints war der Quick-Step-Mann dabei, sechs Mal gewann er, zuletzt die 2. Etappe bei Paris – Nizza. Dort funktioniert der Zug, dort stimmen Timing und Explosivität. Die Sprinter beim Tirreno befinden sich hingegen noch in der Abstimmungsphase.

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