Schweizer spricht über Ziele 2021 und Abfahrtskünste

Hirschi: “Ich habe nie versucht, jemanden zu kopieren“

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Hirschi: “Ich habe nie versucht, jemanden zu kopieren“"
Marc Hirschi (Sunweb) in der Abfahrt zum Ziel der 2. Etappe der Tour de France 2020, auf der er hinter Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) Zweiter wurde. | Foto: Cor Vos

05.12.2020  |  (rsn) - Wie genau sein Rennprogramm im kommenden Jahr aussehen wird, das weiß Marc Hirschi noch nicht. Die Ardennen-Klassiker, eine noch zu bestimmende Grand Tour und natürlich die Olympischen Spielen dürften seine Ziele sein, erklärte der Schweizer im Rahmen der Präsentation des neuen Team DSM am Freitag. Wie genau die einzelnen Puzzleteile in der Planung aber zusammengesetzt werden, das überlässt er der Teamleitung.

"Ich habe nicht wirklich viel Erfahrung. Ich bin dieses Jahr eine Grand Tour gefahren und habe gesehen, dass ich ziemlich gut aus ihr herauskam, weil ich nur auf einzelne Etappen gefahren bin", erklärte Hirschi auf Nachfrage von radsport-news.com, ob es sich bei der Grand Tour um den Giro d'Italia oder die Tour de France handeln wird. "Aber letztendlich entscheidet das Team den Plan, und darum bringt es für mich nichts, Zeit zu investieren, um zu überlegen, was planerisch das Beste für mich wäre."

Sicher scheint: Das erste Highlight liegt in den Ardennen, wo Hirschi schon in diesem Jahr als Sieger des Fleche Wallonne glänzte und vier Tage später Zweiter bei Lüttich-Bastogne-Lüttich geworden war - mit Pech, weil Julian Alaphilippe im Finale seine Linie verlassen und ihn so um den möglichen Sieg gebracht hatte. Darauf angesprochen wird er auch heute noch nachdenklich: "Es ist natürlich schade", so Hirschi, der aber betonte, dass auch Tadej Pogacar durchaus hätte gewinnen können. "Ich nehme es jetzt jedenfalls als Motivation für den Winter, dass ich umso stärker zurückkommen will und in Zukunft Liege gewinne."

Das Abfahren "geschieht mehr nach Gefühl"

Dass ihm die Ardennen-Rennen liegen, das hat er im Herbst eindrucksvoll bewiesen. Doch warum ist das eigentlich so? Welche Fähigkeiten braucht es für diese Rennen? "Der Punch ist wichtig, diese 5-Minuten-Leistung - und das war schon immer ein Talent von mir", erklärte der Schweizer. "Aber auch eine schnelle Erholungsfähigkeit ist wichtig, weil die Anstiege meist in kurzen Abständen kommen."

Wo es bergauf geht, geht es auch wieder bergrunter - und auch da liegt eine besondere Qualität des U23-Weltmeisters von 2018. Schon damals in Innsbruck suchte er in der Abfahrt die Entscheidung, in diesem Jahr ließ er seine Klasse erneut immer wieder aufblitzen. Inzwischen gilt der 22-Jährige als einer der besten Abfahrer der Welt - wird diesbezüglich in einem Atemzug genannt mit Fahrern wie Vincenzo Nibali oder Peter Sagan. Abgeschaut hat er sich bei ihnen aber nichts. "Ich hatte nie wirklich Vorbilder beim Bergabfahren und habe auch nie versucht, jemand zu kopieren oder mir bei jemand etwas abzuschauen, wie er runterfährt. Das geschieht mehr nach Gefühl. Im Kopf habe ich immer, dass ich die ganze Straße ausnutzen sollte, und der Rest ist Gefühlssache", erklärte er nun radsport-news.com. Woher das kommt?

"Das Vertrauen ins Material ist am wichtigsten"

"Ich habe mit dem Mountainbiken angefangen, bin Querrennen gefahren - das kommt alles zusammen. Und dann braucht man einfach ein gutes Gefühl und Vertrauen ins Material. Ich denke, das Vertrauen ins Material ist am wichtigsten, um Risiken eingehen zu können", so Hirschi, der sich über die Anerkennung für die oft unterschätzte Fähigkeit freut: "Klar ist es wunderschön, wenn man so bezeichnet wird. Es sorgt auch für etwas Druck, und wenn man dann ein, zweimal stürzt, ist man den Titel wieder los. Aber klar ist es schön, wenn man so gesehen wird", sagte er.

Sein Sturz in der Abfahrt vom Col des Saisies auf der 18. Etappe der Tour de France tat seinem Ruf als Spitzen-Abfahrer aber keinen Abbruch - auch wenn er nicht spurlos an ihm vorüberging: "Kurzfristig verändert das sicher etwas", gab er zu. "Man verliert erstmal das Vertrauen in die Reifen zum Beispiel. Aber das kommt mit der Zeit zurück."

Neues Material, mehr Zeitfahrtraining, aber wohl dieselben Ziele

Vertrauen ins Material muss Hirschi auch momentan erstmal wieder gewinnen. Denn sein nun von Team Sunweb zu Team DSM umbenannter Arbeitgeber hat künftig Scott als Materialpartner, anstelle von Cervelo. "Ich denke, das sollte kein Problem sein. Bei gutem Material merkt man es nach eins, zwei Abfahrten, dass es funktioniert und dann baut sich das nötige Vertrauen schnell auf", meinte er.

Dem Kampf um den Lüttich-Sieg 2021 steht abgesehen von der Corona-Pandemie also nichts mehr im Wege - vorausgesetzt, die Pläne von seinem Trainer Sebastian Deckert, Coach Luke Roberts und der Teamleitung hinsichtlich des Rennprogramms entsprechen auch denen des Schweizers: Ardennen-Klassiker, eine Grand Tour auf Etappenjagd und dann die Olympischen Spiele. Sicher scheint: Die Gesamtwertungen bei Rundfahrten sind Hirschi zunächst einmal egal. Er vertiefe zwar auch sein Zeitfahrtraining, das aber sei "eher eine Investition in die Zukunft", so Hirschi.

Weitere Radsportnachrichten

17.12.2025Onley-Wechsel zu Ineos: Sieben Millionen Euro Ablöse?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

17.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

17.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

17.12.2025Bitterer Saisonausklang kann “Hochgefühl“ nicht vertreiben

(rsn) – Und plötzlich war er von der Bildfläche verschwunden. Nach dem Artic Race of Norway Anfang August tauchte Florian Stork in keinen Ergebnislisten mehr auf. Dabei hätten für den Tudor-Prof

16.12.2025Nach Seuchenjahr “nochmal zeigen, was der Papa kann“

(rsn) – Wenngleich er an Siegen gemessen eine magere Saison in hinter sich hat, wird Pascal Ackermann mit gehörig Rückenwind ins kommende Jahr gehen. Nach einem zweijährigen Gastspiel beim zulet

16.12.2025Norsgaard distanziert sich vom Ex-Teamkollegen Lazkano

(rsn) – Der Däne Mathias Norsgaard hat am Medientag seines neuen Teams Lidl – Trek in Denia deutliche Worte zu seinem ehemaligen Movistar-Teamkollegen Oier Lazkano gefunden, der im Oktober wegen

16.12.2025Grand-Tour-Triple in einer Saison möglich? Pogacar: “Ja“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat im Rahmen des Medientages seines Teams im Trainingslager in Benidorm gesagt, dass er es tatsächlich für möglich halte, alle drei Grand Tours i

16.12.2025Gazzetta: Arensman und Bernal auch 2026 gemeinsam zum Giro

(rsn) - Thymen Arensman und Egan Bernal werden wohl auch im kommenden Jahr wieder eine Doppelspitze für die Ineos Grenadiers beim Giro d´Italia bilden. Das jedenfalls will der renommierte italienis

16.12.2025Frauenteam bei Red Bull – Bora – hansgrohe bleibt in Warteschleife

(rsn) – Der deutsche Rennstall Red Bull – Bora – hansgrohe wird in der Saison 2026 eines von nur noch sieben unter den 18 Männer-WorldTeams sein, an das keine Frauen-Profimannschaft angeschloss

16.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

16.12.2025Im zweiten Jahr als Helferin die hohen Ziele nur teilweise erreicht

(rsn) – Nachdem sich ihr erstes Jahr in der WorldTour noch so angefühlt hatte, “als hätte man mich ins kalte Wasser geschmissen“, konnte sich Justyna Czapla in ihrer zweiten Profisaison – um

15.12.2025Schlauer Roubaix-Plan und am Saisonende Radsport-Detox

(rsn) - Jonas Rutsch (Intermarché – Wanty) hat eine recht gute Saison hingelegt, das meinte der Profi aus dem hessischen Erbach selbst. “Ich habe stark angefangen im Frühjahr, war da wirklich au

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)