Van der Breggen ebnete den Weg, Brennauer Vierte

Angriff Nr. 3 saß: van den Broek-Blaak erfüllt sich Ronde-Traum

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Angriff Nr. 3 saß: van den Broek-Blaak erfüllt sich Ronde-Traum"
Chantal van den Broek-Blaak (Boels - Dolmans) als Solistin am Paterberg, auf dem Weg zum Sieg bei der Flandern-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

18.10.2020  |  (rsn) - Drei Angriffe auf den großen Triumph in Oudenaarde wollte sich Chantal van den Broek-Blaak noch geben. Nach den Frühjahrsklassikern 2022 würde sie ihre Profikarriere aber endgültig beenden, hieß es im Frühjahr. Drei Versuche würden also bleiben, um sich den Traum vom Sieg bei der Flandern-Rundfahrt zu erfüllen. Schon beim ersten hat es geklappt. Auf dieselbe Art und Weise, wie sie 2017 in Bergen den WM-Titel errang, gewann die 30-Jährige am Sonntag in Oudenaarde die 'Ronde': als Solistin.

"Ich bin sehr glücklich. Auf diesen Moment habe ich die gesamte Saison gewartet. Ich habe schon seit langer Zeit von diesem Sieg geträumt, und jetzt habe ich ihn endlich", strahlte die Niederländerin im Sieger-Interview.

Tatsächlich fuhr ihr Team Boels - Dolmans, das im kommenden Jahr SD Worx heißen wird und dem die Ex-Weltmeisterin nach ihrer aktiven Karriere als Sportliche Leiterin erhalten bleiben wird, in Flandern offensichtlich mit dem klaren Plan, van den Broek-Blaak den lang ersehnten Sieg zu ermöglichen. Sogar Weltmeisterin Anna van der Breggen - augenscheinlich die klar Stärkste im Rennen - stellte sich voll in ihren Dienst.

Das demonstrierte van der Breggen eindrucksvoll, als sie 25 Kilometer vor dem Ziel angriff und allein der kurz zuvor am Hotond enteilten Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott) hinterherjagte, nur um dann die Beine hochzunehmen, als sie das Hinterrad ihrer Landsfrau erreicht hatte. Van Vleuten wollte van der Breggen nicht bis ins Ziel im Windschatten wissen und gab ihren Angriff ebenfalls auf, so dass die Verfolgerinnen um van den Broek-Blaak wieder aufschließen konnten, bevor diese dann am Oude Kwaremont 18 Kilometer vor dem Ziel die entscheidende Attacke ritt.

Brennauer mit erneut starkem Auftritt auf Rang 4

Sie fuhr mit gut 15 Sekunden Vorsprung als Solistin über den letzten Helling des Tages, den Paterberg, und baute auf den flachen 14 Schlusskilometern ihren Vorsprung souverän weiter aus, weil bei den Verfolgerinnen keine Einigkeit herrschte. Letztendlich siegte sie mit 1:01 Minuten Vorsprung vor Teamkollegin Amy Pieters, die den Sprint der Gruppe vor Lotte Kopecky (Lotto Soudal) für sich entschied.

"Als ich nach dem Paterberg noch vorne war, glaubte ich an den Sieg. Denn ich hörte über den Funk, dass Anna (van der Breggen) und Amy (Pieters) in der Gruppe hinter mir waren, und ich wusste, dass sie jeden Angriff gut abwehren würden. Ich musste nur noch so schnell wie möglich ins Ziel fahren", so van den Broek-Blaak über die letzten 15 Kilometer.

Lisa Brennauer (Ceratizit - WNT) fuhr eine Woche nach Rang drei bei Gent-Wevelgem erneut ein sehr starkes Rennen, war immer hellwach in den ersten Positionen zu sehen und wurde schließlich Vierte. Liane Lippert (Sunweb) verteidigte zwar ihr hellblaues Trikot als beste Nachwuchsfahrerin der Women's WorldTour, kam mit 6:06 Minuten Rückstand auf die Siegerin in Oudenaarde aber nicht über Rang 51 hinaus, nachdem sie etwa zu Rennmitte einen Angriff gewagt, den dann aber wieder aufgegeben hatte.

So lief das Rennen:

Nach dem Startschuss in Oudenaarde, der wegen der Corona-Restriktionen nicht auf dem Marktplatz gegeben wurde, mussten zunächst neun Kilometer neutralisiert zurückgelegt werden, bevor es dann weitere 15 Kilometer in Renngeschwindigkeit dauerte, bis die Ausreißergruppe des Tages stand. Sieben Frauen - darunter die Deutsche Mieke Kröger (Hitec Products) - setzten sich vom Fel ab und fuhren bis zu 3:45 Minuten Vorsprung heraus.

Durch Defekte verkleinerte sich die Gruppe bald auf fünf Frauen, doch dieses Quintett hielt sich dann sehr lange an der Spitze und wurde erst rund 40 Kilometer vor dem Ziel am Taaienberg wieder eingeholt.

Vorstoß von Lippert mit abruptem Ende

In der Zwischenzeit hatten sich zwischen der Spitzengruppe und dem Feld unterschiedliche Verfolgergruppen gebildet, die allesamt aber erfolglos blieben. Die ungewöhnlichste Situation entstand dabei, als Lippert am Leberg attackierte und kurz darauf ihre Sunweb-Teamkollegin Coryn Rivera, Flandern-Siegerin von 2017, folgte.

Gemeinsam mit Kristen Faulkner (Tibco - SVB) bildeten sie ein Trio und fuhren 30 Sekunden vor dem Feld. Doch nach einigen Kilometern im Wind entschied man sich bei Sunweb offenbar dazu, den Angriff abzubrechen. 50 Kilometer vor dem Ziel kehrten Lippert und Rivera ins Feld zurück.

So richtig eröffnet wurde das Rennen um den Sieg 5 Kilometer später am Kanarieberg, als van der Breggen das Tempo vorgab und das Peloton stark zerkleinerte. Auch am Taaienberg war es die Weltmeisterin, die eine hohe Geschwindigkeit anschlug und so für das Ende der Ausreißergruppe um Kröger sorgte. Demi Vollering (Parkhotel Valkenburg) wagte dann einen Angriff, doch auch den vereitelte van der Breggen.

Van den Broek-Blaak attackiert zweimal am Kruisberg/Hotond

Nach dem Anstieg waren es dann Riejanne Markus (CCC - Liv) und Alena Amialiusik (Canyon - SRAM), die sich absetzten und knapp eine Minute an Vorsprung herausfuhren, weil im Feld zunächst niemand die Verantwortung der Verfolgungsarbeit übernehmen wollte. Das Duo erreichte den Kruisberg-Hotond, den neunten von elf Hellingen, an der Spitze, doch auch an der steilen Kopfsteinpflaster-Rampe aus dem Ort Ronse heraus war es erneut van der Breggen, die das Feld in die Länge zog und die Ausreißerinnen allmählich wieder zurückholte.

Aus dem Kopfsteinpflaster-Abschnitt heraus auf die Hauptstraße in Richtung Hotond attackierte dann van den Broek-Blaak ein erstes Mal. Elisa Longo Borghini (Trek - Segafredo) und Brennauer sprangen ihr nach und es entstand eine elfköpfige Gruppe, die kurz darauf Markus und Amialiusik einholte. Über die Kuppe des Hotond versuchte es van den Broek-Blaak dann erneut, wurde aber wieder nicht weg gelassen.

Van der Breggen holt van Vleuten zurück

Und dann konterte van Vleuten den Vorstoß mit einem nahezu perfekt getimeten Angriff. Die Ex-Weltmeisterin, die sich bis dahin zurückgehalten und aufs Folgen konzentriert hatte, nutzte den Moment, als die Konkurrenz sich gegenseitig ans Limit gebracht hatte und setzte 28 Kilometer vor dem Ziel noch einen drüber, um schnell einen großen Vorsprung herauszufahren.

Niemand konnte van Vleuten folgen und es sah fast schon so aus, als wäre das der siegbringende Angriff. Dann aber ließ van der Breggen ihre Muskeln spielen. Die aktuelle Weltmeisterin erkannte, dass mit der Gruppe eine gemeinsame Jagd auf van Vleuten nicht vielversprechend war und sprang allein hinterher. Sie schloss die Lücke, fuhr ans Hinterrad ihrer Landsfrau und verweigerte dann die Führungsarbeit - mit dem Verweis darauf, dass ihre Teamkolleginnen van den Broek-Blaak und Pieters in der Verfolgergruppe saßen. Die beiden Überfliegerinnen des Frauen-Radsports redeten kurz und nahmen dann beide die Beine hoch, bis die Verfolgerinnen 25 Kilometer vor Schluss wieder bei ihnen waren.

Mit 17 Fahrerinnen an der Spitze ging es schließlich in den Oude Kwaremont hinein, wo van den Broek-Blaak schließlich die entscheidende Attacke ritt. Van Vleuten führte die Gruppe hinter ihr zum Paterberg - sie arbeitete nun für die Lüttich-Zweite Grace Brown - doch van den Broek-Blaak schaffte es als Solistin über den letzten Helling und profitierte auf den 15 Schlusskilometern anschließend von der Uneinigkeit in einer sehr heterogenen Verfolgergruppe, aus der heraus Pieters schließlich den Doppelsieg für Boels - Dolmans perfekt machte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.12.2025Finestre und Nevegal-Bergzeitfahren sollen Frauen-Giro 2026 entscheiden

(rsn) – Der 37. Giro d´Italia Women (2.WWT) wird über neun Etappen mit 1.153,7 Kilometer sowie 12.500 Höhenmetern führen und als Highlight den Colle delle Finestre bereithalten. Die Italien-Rund

01.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

01.12.2025U23-Champions, Bahnasse und eine Skilangläuferin

(rsn) – 56 Frauen haben mit dem neuen, für beide Geschlechter einheitlichen Punktesystem den Sprung in die RSN-Jahresrangliste 2025 geschafft. Wir stellen sie alle in den letzten Wochen des Jahres

30.11.2025Van Alphen mit gebundenem Dutt zum ersten Weltcupsieg

(rsn) – In Abwesenheit der meisten Topstars hat Aniek van Alphen (Seven) den größten Erfolg ihrer Laufbahn gefeiert. Die 26-jährige Niederländerin fuhr im französischen Flamanville souverän de

30.11.2025Schreiber fällt für Flamanville aus, Alvarado vor Premiere

(rsn) – Nachdem sie beim ersten Weltcup der Saison in Tabor vorzeitig vom Rad steigen musste, wird Marie Schreiber (SD Worx – Protime) beim heutigen zweiten Lauf der Serie in Flamanville gar nicht

30.11.2025Hoffnungsvolle Talente aus dem KT- und Club-Bereich

(rsn) – 56 Frauen haben mit dem neuen, für beide Geschlechter einheitlichen Punktesystem den Sprung in die RSN-Jahresrangliste 2025 geschafft. Wir stellen sie alle in den letzten Wochen des Jahres

29.11.2025Multidisziplinäre Punktesammlerinnen von Bräutigam bis Waldhoff

(rsn) – 56 Frauen haben mit dem neuen, für beide Geschlechter einheitlichen Punktesystem den Sprung in die RSN-Jahresrangliste 2025 geschafft. Wir stellen sie alle in den letzten Wochen des Jahres

28.11.2025Viviani und Impey als Sportdirektoren zu Ineos

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

23.11.2025Brand egalisiert mit Sieg in Tabor den Vos-Rekord

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) hat den Weltcup-Auftakt in Tabor gewonnen. Die Niederländerin bestimmte gemeinsam mit Sara Casasola (Crelan – Corendon) und deren Teamkollegin Inge v

22.11.2025Krahl mit Schürfwunden zum Weltcup-Auftakt nach Tabor

(rsn) – Im tschechischen Tabor findet am Sonntag der Auftakt des Cross-Weltcups 2025/26  statt. Mit dabei ist auch eine deutsche Delegation, bekanntester Name ist der von Judith Krahl (Rose Racing

21.11.2025300 Euro Geldstrafe für pro-palästinensischen Protestierer

(rsn) – Der pro-palästinensische Demonstrant, der in Toulouse auf der Zielgeraden der 11. Etappe der Tour de France beim Kampf um den Tagessieg zwischen dem schließlich siegreichen Jonas Abrahamse

20.11.2025WM-Dritte Pieterse: Crosspremiere 2025/26 in Namur?

(rsn) - Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) bestritt am 1. Februar im französischen Liévin ihr bisher letztes Crossrennen 2025. Damals gewann die 23-jährige Niederländerin hinter ihren beiden La

Weitere Radsportnachrichten

01.12.2025Alle Etappen im Detail: Die Strecke des Giro d´Italia 2026

(rsn) – Der 109. Giro d´Italia (2.UWT) wird im Mai 2026 über 21 Etappen und 3.459 Kilometer mit 49.150 Höhenmetern führen. Vom Grande Partenza in Bulgarien führen die ersten drei Teilstücke du

01.12.2025Finestre und Nevegal-Bergzeitfahren sollen Frauen-Giro 2026 entscheiden

(rsn) – Der 37. Giro d´Italia Women (2.WWT) wird über neun Etappen mit 1.153,7 Kilometer sowie 12.500 Höhenmetern führen und als Highlight den Colle delle Finestre bereithalten. Die Italien-Rund

01.12.2025Frühe Freiheiten und dann den Kapitänen ein verlässlicher Helfer

(rsn) – Sein zweites Dienstjahr bei Lidl – Trek begann für Patrick Konrad mit starken Ergebnissen bei den ersten Rennen sehr gut, ehe der Niederösterreicher in die Helferrolle wechselte und auc

01.12.2025Drei Jahre nach Unfalltod: Gedenkstein für Rebellin enthüllt

(rsn) – Am 30. November 2022 kam Davide Rebellin bei einer Trainingsausfahrt ums Leben. Der 51-jährige Italiener, der erst kurz zuvor seine Karriere beendet hatte, war in Montebello Vicentino von e

01.12.2025Girmay: Mit “großartigem Teamgeist die größten Rennen gewinnen“

(rsn) – Der künftig mit einer Schweizer Lizenz ausgestattete Zweitdivisionär NSN kann den ersten Top-Transfer vermelden. Wie der Nachfolger von Israel – Premier Tech mitteilte, hat Biniam Girmay

01.12.2025Sauerland-Rundfahrt plant für 2026 schweren Parcours und Zeitfahren

(rsn) – Mit dem Aufstieg des Bundesliga-Klassikers Sauerland-Rundfahrt zum mehrtägigen UCI-Event hat Deutschland im kommenden Jahr neben der Lidl Deutschland Tour (2.Pro) endlich wieder ein zweites

01.12.2025Auch ohne Risiko eine Saison mit vielen positiven Momenten

(rsn) - Oliver Mattheis (Bike Aid) kann auf eine Saison zurückblicken, die für ihn viele positive Momente bereithielt. Von Ruanda im Februar bis zur Europameisterschaft im Oktober präsentierte er

01.12.2025Van Aerts Cross-Programm: Acht Rennen, keine WM

(rsn) – Wenige Tage, nachdem Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) sein Cross-Programm dieses Winters präsentiert hat, veröffentlichte Visma - Lease a Bike auch den Terminkalender von Wou

01.12.2025Girmay wechselt zum Israel-Nachfolger NSN

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

01.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

01.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

01.12.2025U23-Champions, Bahnasse und eine Skilangläuferin

(rsn) – 56 Frauen haben mit dem neuen, für beide Geschlechter einheitlichen Punktesystem den Sprung in die RSN-Jahresrangliste 2025 geschafft. Wir stellen sie alle in den letzten Wochen des Jahres

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)