Belgier gewinnt erstmals Strade Bianche

Van Aert stürmt durch Hitze und Staub zum Solosieg

Foto zu dem Text "Van Aert stürmt durch Hitze und Staub zum Solosieg"
Wout Van Aert (Jumbo – Visma) reckt die Siegertrophäe von Strade Bianche in die Höhe. | Foto: Cor Vos

01.08.2020  |  (rsn) - Mit einem herausragenden Solo hat Wout Van Aert (Jumbo – Visma) nach zwei dritten Plätzen in den Vorjahren am Samstag die Hitze- und Staubschlacht der Strade Bianche gewonnen. 13 Kilometer vor dem Ziel setzte sich der Belgier von seinen letzten Kontrahenten ab und feierte in Siena nach 184 Kilometern so seinen ersten WorldTour-Eintagessieg vor Davide Formolo (UAE – Team Emirates) und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe).

Extreme Bedingungen wurde vorhergesagt – und die Prognose sollte sich bewahrheiten. 37 Grad Hitze und der Staub der insgesamt elf Schottersektoren machten den Fahrern zu schaffen. Bevor es 60 Kilometer vor dem Ziel überhaupt TV-Bilder gab, bestand das Peloton nur noch aus rund 30 Fahrern.

Zu diesem Zeitpunkt machte Jakob Fuglsang (Astan) den besten Eindruck. Der dänische Vorjahreszweite zerschlug mit einer Attacke den verblieben Rest des Feldes. Die so entstandene achtköpfige Spitzengruppe sollte den Sieg unter sich ausmachen. Van Aert hatte in dieser Phase mehrfach Probleme, dem Tempo zu folgen, im Finale allerdings konnte keiner der dann noch verbliebenen vier Konkurrenten dem ehemaligen Crossweltmeister folgen.

Van Aert, der nach seinem schweren Sturz beim Zeitfahren der letztjährigen Tour de France sogar um seine Karriere fürchtete, musste sich auf den letzten Kilometern gegen drei Verfolger wehren. Kurz nachdem Alberto Bettiol (EF) zurückfiel, stellten auch Schachmann und Formolo fest, dass sie an diesem tag machtlos waren gegen den 25-Jährigen.

"Ich habe mich auf darauf konzentriert, hyrdriert und gekühlt zu bleiben. Im Finale attackierte ich, weil angreifen hier nie ein Nachteil ist, weil es dann schnell Mann gegen Mann wird. Und ich merkte, dass ich vor niemandem Angst haben musste. Ich habe mich vor zwei Jahren in dieses Rennen verliebt und bin jetzt überglücklich, hier gewonnen zu haben", erläuterte der staubbedeckte Sieger im Flashinterview.

Fast genauso stark wie Van Aert präsentierte sich in der Toskana der nur wenige Monate ältere Schachmann fuhr das gesamte Finale sehr aktiv und aufmerksam. “Es ist sehr schön, wieder Rennen zu fahren, es wurde auch Zeit. Ich habe mich den ganzen Tag gut gefühlt, auch wenn am Ende etwas die Kräfte schwanden. Als Wout dann angriff, hatte ich nichts mehr zuzusetzen. Es war eine starke Attacke. Formolo ist dann ‘all in‘ gegangen, aber ich wollte nicht alles riskieren, um nicht gleich im ersten Rennen nach der Pause zu stürzen“, sagte der Deutsche Meister im fast menschenleeren Ziel auf der Piazza del Campo zu radsport-news.com.

So lief das Rennen:
Simon Pellaud (Androni Giocattoli - Sidermec) war der erste Ausreißer des Tages. Der Schweizer war lange alleine unterwegs und wurde rund 60 Kilometer vor dem Ziel von einem Quartett um Marcus Burghardt (Bora – hansgrohe) eingeholt.

Zu diesem Zeitpunkt war das Tempo im stark dezimierten Feld bereits sehr hoch. Als Fuglsang 50 Kilometer vor dem Ziel attackierte, befanden sich darin keine 30 Fahrer mehr. Beim Angriff des Dänen zerfiel das kleine Peloton in seine Einzelteile. Sowohl Strade-Debütant Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) als auch Vorjahressieger Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick Step) fielen direkt aussichtslos zurück.

Hinter Fuglsang formierten sich Van Aert, Formolo, Schachmann, Bettiol, Michal Kwiatkowski (Ineos), Michael Gogl (NTT) und Greg Van Avermaet (CCC) zu einer Verfolgergruppe, die dann nach einem folgenlosen Zusammenprall zwischen Schachmann und van Aert kurzzeitig auseinander fiel. Fuglsangs Soloabenteuer dauerte acht Kilometer. Der ehemalige Mountainbiker nahm dann etwas Tempo raus und ließ relativ widerstandslos zu, dass sich an der Spitze ein Sextett bildete.

Nach einer kleinen Verschnaufpause im Rennen war es Schachmann, der 22 Kilometer vor dem Ziel eine Attacke aus dem Windschatten heraus fuhr. Nur Van Aert konnte direkt mitspringen. Der zwei Kilometer andauernden und letztendlich erfolgreichen Verfolgungsjagd fiel dann aber Van Avermaet zum Opfer.

Die fünf verbliebenen Spitzenreiter fuhren gemeinsam bis zum letzten Sektor. Dort setzte der spätere Sieger an einem Steilstück die entscheidende Attacke. Bettiol, Schachmann und Formolo verließen die abschließende Schotterpassage gemeinsam mit knapp zehn Sekunden Rückstand. Kilometerlang blieb der Abstand fast unverändert. Erst als Bettiol acht Kilometer vor Rennende an einem Hügel zurückfiel, wuchs Van Aerts Vorsprung langsam an, so dass er unangefochten vor Formolo und Schachmann das Ziel aufgrund der der Corona-Sicherheitsmaßnahmen abgesperrten Altstadt von Siena erreichte.

Hinter den besten Drei des Tages tröpfelten die Fahrer mit immensen Rückständen meist einzeln ins Ziel. Der zehntplatzierte Diego Rosa (Arkéa Samsic) etwa folgte fast acht Minuten nach dem Gewinner, noch hinter Gogl, der bester österreichischer Fahrer war.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.08.2020Van Aert: Bei der Tour keine Freiheiten für den Strade-Sieger

(rsn) - Bei der Strade Bianche erhielt Wout Van Aert (Jumbo - Visma) freie Fahrt und konnte zum Re-Start der WorldTour einen beeindruckenden Solosieg feiern. Bei der Ende des Monats beginnenden Tour

03.08.2020Ein Tanz auf dünnem Eis

(rsn) - Die Radsportsaison hat begonnen. Der Auftakt der WorldTour erfolgte in Siena. Pelotons der Frauen und der Männer starteten hier. Das war ein schönes Zeichen. Sportliche Klasse boten die Renn

02.08.2020Strade Bianche: Lieber wieder im März oder soll der August bleiben?

(rsn) - Am gestrigen Samstag wurde Strade Bianche zwar erst zum 14. Mal ausgetragen und hat deshalb weitaus weniger Tradition zu bieten als die großen Klassiker. Doch die spektakuläre Jagd durch di

02.08.2020Nibali zieht sich bei Strade Bianche Handverletzung zu

(rsn) - Vincenzo Nibali (Trek - Segafredo) ist bei Strade Bianche gestürzt und hat sich dabei eine Handverletzung zugezogen, die ihn zur Aufgabe zwang. Da der Italiener auch am Tag nach dem Rennen n

02.08.2020Strade Bianche: Lippert verteidigt WorldTour-Führung

(rsn) - Während Strade Bianche für die Sunweb-Männer enttäuschend endete  - kein Fahrer erreichte das Ziel in Siena - konnte das Frauenteam um Liane Lippert deutlich zufriedener die Heimreise an

02.08.2020Gogl: “Es war die Hölle, eigentlich geisteskrank“

(rsn) – Platz neun durch Michael Gogl (NTT) und Rang elf durch Gregor Mühlberger (Bora – hansgrohe): Das Abschneiden der Österreicher bei der Strade Bianche konnte sich sehen lassen. Wie die Ko

02.08.2020Sunweb: Keiner kam durch

(rsn) - 184 Kilometer Ausscheidungsfahren sorgten bei der 14. Strade dafür, dass nur 42 Fahrer das Ziel in der Altstadt von Siena erreichten. Während bei Bora - hansgrohe immerhin vier der sieben St

02.08.2020Alaphillippe stoppten fünf Defekte, Fuglsang überhitzte

(rsn) – Vor der Strade Bianche hatte Wout Van Aert (Jumbo – Visma) zwei Kommentare abgegeben, die er im Rennen eindrucksvoll belegte. Er habe im Höhentrainingslager seine Kletterfähigkeiten ver

01.08.2020Finale des 14. Strade Bianche im Video

(rsn) - Nach zwei dritten Plätzen in den vergangenen beiden Jahren hat Wout Van Aert (Jumbo - Visma) den italienischen Klassiker Strade Bianche ganz oben auf dem Podium beendet. Der 25-jährige Belgi

01.08.2020Finale des 6. Strade Bianche der Frauen im Video

(rsn) - Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott) hat in Siena bei der 6. Strade Bianche der Frauen die Titelverteidigung gefeiert. Die Weltmeisterin aus den Niederlanden setzte sich nach 136 Kilomete

01.08.2020Schachmann nach “brutalem Rennen“ auf dem Podium in Siena

(rsn) - Bei der 14. Auflage der Strade Bianche präsentierte sich Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) so, als hätte es die fast halbjährige Renn-Unterbrechung in Folge der Corona-Pandemie nie g

01.08.20205 von 5: Van Vleuten auch in der Toskana nicht zu stoppen

(rsn) - Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott) ist weiterhin unschlagbar. Die Weltmeisterin hat mit einer schier unglaublichen Aufholjagd auf den letzten 25 Kilometern ihren Titel beim italienische

Weitere Radsportnachrichten

29.12.2025Gravelteams als Gamechanger?

(rsn) – Während viele Gravelspezialisten noch als "Privatiers" über Sponsorenverträge hauptberuflich Radfahren können, sind in jüngster Vergangenheit strukturelle Tendenzen zu beobachten, die

29.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

29.12.2025Giro-Siege, Flandern-Podium und ein bitteres Saisonende

(rsn) – Den Deutschen Meistertitel musste sie zum zweiten Mal in Folge Franziska Koch (Picnic – PostNL) überlassen und krankheitsbedingt endete die Saison 2025 für Liane Lippert (Movistar) bei d

28.12.2025Evenepoel an Kwaremont und Paterberg gesichtet

(rsn) – Red-Bull-Neuzugang Remco Evenepoel hat laut der Zeitung Het Nieuwsblad am Sonntag am Oude Kwaremont und am Paterberg trainiert. Der Doppel-Olympiasieger habe demnach in einem neutralen schw

28.12.2025Van Aert: “Zwei Runden vor Schluss ging es schief“

(rsn) – Während Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) seine bisherigen fünf Crossrennen dieses Winters gewinnen konnte, fährt Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) seinem ersten Sieg wei

28.12.2025Nys tut in der letzten Runde von Dendermonde die richtigen Dinge

(rsn) – In Abwesenheit des in den letzten Wochen übermächtigen Matthieu van der Poels (Alpecin – Deceuninck) eröffnete sich der Konkurrenz beim heutigen Cross-Weltcup Dendermode die Gelegenhei

28.12.2025Brand auch in Dendermonde zu stark für die Konkurrenz

(rsn) – Und immer wieder Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions)! Auch im achten Weltcup dieses Winters dominierte die Gesamtführende das Geschehen fast nach Belieben und holte sich in Dendermonde b

28.12.2025Van der Poel rollt auch in der Siegbilanz das Feld von hinten auf

(rsn) – Auch in der Crosssaison 2025/26 legt Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) einen Raketenstart hin. Der siebenmalige Weltmeister befindet sich erst seit rund zwei Wochen wieder im Wet

28.12.2025WM-Tiefpunkt kann Freude über “bestes Jahr“ nicht trüben

(rsn) – Auftakt in Australien, zum Abschluss noch Japan: Mauro Schmid (Jayco – AlUla) hat im Grunde die längste Saison hinter sich, die der internationale Rennkalender hergibt. Weil er zwischendu

28.12.2025Zoe Bäckstedt vor Comeback: “Gebt mir etwas Zeit“

(rsn) – Nach ihrem schweren Trainingsunfall Ende Oktober fiel Zoe Bäckstedt für lange Zeit aus. Kurz vor dem Jahresende ist die U23-Weltmeisterin nun aber bereit für ihren Einstieg in die Crosssa

28.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

28.12.2025Saisonstart-Spezialistin mit Top-Frühjahr und gutem Herbst

(rsn) – Sie war die fleißigste Punkte- und Ergebnissammlerin des Frauenradsports in den ersten zweieinhalb Monaten der Saison 2025: Als das Peloton aus Italien von Mailand-Sanremo zurück nach Belg

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Antwerp Port Epic (1.1, BEL)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)