Interview mit dem Sunweb-Coach

Deckert: “Der gute Saisonstart war für die Corona-Pause hilfreich“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Deckert: “Der gute Saisonstart war für die Corona-Pause hilfreich“"
Sebastian Deckert (Team Sunweb) | Foto: © Team Sunweb | Vincent Riemersma

25.06.2020  |  (rsn) – Sebastian Deckert ist seit 2017 Coach beim Team Sunweb und seit Beginn diesen Jahres auch für die WorldTour-Formation zuständig. Im Interview mit radsport-news.com sprach der 29-Jährige über den gelungenen Saisonstart, welche Auswirkungen dieser auf die Corona-Pause hatte und welche Ziele man sich für den Re-Start gesetzt hat.

Sie sind in diesem Winter bei Sunweb vom Development-Team zur WorldTour-Formation aufgestiegen und leiten dort als Coach mit die Geschicke. Was waren für Sie die größten Umstellungen?

Deckert: Seit Beginn meiner Tätigkeit bei Sunweb war ich sowohl als Trainer und Race Coach in das WT- und das Devo-Team eingebunden. Von daher war es keine Umstellung, denn die Kollegen, mit denen ich zusammenarbeite, sind dieselben geblieben. Der Fokus hat sich nur ein bisschen verschoben, so dass ich nun nicht mehr mit dem Devo-Team unterwegs sein werde.

Für welche Aufgabenbereiche sind Sie im Team konkret zuständig?

Deckert: Im Team habe ich Aufgaben als Trainer und Race Coach sowie im Scouting.

Sunweb hatte einen starken Saisonauftakt. War das von der Trainingssteuerung so geplant, dass Sie schon früh im Jahr gut drauf sein wollten?

Deckert: Wir wollten nach dem unglücklichen, von Verletzungen geprägten Jahr 2019 ein Zeichen setzen und gut in die Saison starten. Alle Bereiche im Team haben in der Vorbereitung sehr gut gearbeitet. Wir wollten mit unserer sehr starken Klassiker-Gruppe erfolgreich fahren und waren auf einem guten Weg. Auch die junge Gruppe, die in Down Under war, konnte ihr Potential zeigen.

Gerade für Sie als Team kam Corona zu einer ungünstigen Zeit. War es für die rennfreie Zeit zumindest hilfreich, schon jede Menge guter Ergebnisse eingefahren zu haben?

Deckert: Auf jeden Fall war das hilfreich. Der gute Saisonstart war eine schöne Anerkennung für das Geleistete und hat auch geholfen, die Motivationsbatterie voll zu laden, die in der Corona-Zeit notwendig ist.

Trauen Sie den Fahrern zu, direkt wieder an diese Erfolge anknüpfen zu können?

Deckert: Wir machen unsere Hausaufgaben und arbeiten in der wettkampffreien Zeit daran, unser Potential zu erhöhen. In den Rennen wollen wir es dann komplett ausschöpfen und gut fahren. Wenn alle so weiterarbeiten, wie in den letzten Monaten und alle gesund bleiben, bin ich sehr zuversichtlich.

Wie sah in den letzten Wochen und Monaten die Kommunikation mit Ihren Fahrern aus? Waren Teammitglieder im Keep Challenging Center geblieben oder waren Aufenthalte dort auch nicht mehr erlaubt?

Deckert: Das war unterschiedlich. Die meisten Fahrer, die aus Europa kommen, haben sich an ihrem Heimatort aufgehalten. Bei den Fahrern von anderen Kontinenten war es unterschiedlich. Während zum Beispiel Coryn Rivera in die USA gegangen ist, blieb Michael Storer, der aus Australien kommt, die gesamte Zeit in Sittard. Wir haben die geplanten Gruppenaktivitäten abgesagt und unsere Verantwortung als Team wahrgenommen, um die Regelungen der Regierung umzusetzen. Die Fahrer standen, sowohl individuell mit der Expertengruppe (Trainer, Ernährung etc), als auch mit ihren Coaches in Kontakt. Dazu gibt es wöchentliche Gruppen-Meetings, in denen wir verschiedenste Themen bearbeiten.

Sie hatten ja zu Jahresbeginn sicherlich eine Planung, wer welche Rennen bestreiten soll. Wie sehr wurden diese Planungen nun durch den neuen Kalender durcheinander geworfen?

Deckert: Da der Rennkalender der UCI neu strukturiert wurde, sind bestimmte Rennkombinationen nicht mehr möglich und wir müssen einige Kompromisse in Kauf nehmen. Aufgrund der Häufigkeit an Rennen im Kalender fallen mögliche längere Trainingsphasen weg. Beispielsweise hatten wir zwischen dem Ende der Klassiker bis hin zur Tour de France einige Wochen Zeit, um diese mit Höhentrainingslagern vorzubereiten. In diesem Jahr findet die Tour zum Beispiel vor den Ardennen-Klassikern statt. Die Tour endet am 20. September und die Ardennen Klassiker beginnen am 30. September, nur zehn Tage später. Dazwischen befindet sich noch das WM-Straßenrennen und somit ist klar, dass es nur limitierte Möglichkeiten gibt, sich auf diese Rennen spezifisch vorzubereiten.

Aktuell sieht es so aus, als könnten die Rennen stattfinden. Dennoch kann es kurzfristig zu Absagen kommen, wenn sich etwa das Virus wieder weiter ausbreitet. Wie bereiten Sie Ihre Fahrer darauf vor, dass sie sich auf Rennen vorbereiten, die gegebenenfalls dann doch gar nicht stattfinden?

Deckert: In der Tat gibt es Ungewissheiten und Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Das Beste was wir tun können - und das besprechen wir auch mit den Fahrern - ist uns auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und unseren Job zu machen. Wenn wir uns ständig mit dem Hätte, Wäre, Wenn und Aber beschäftigen, kostet das zu viel unnötige Energie, die wir besser in unsere Prozessziele investieren. Wenn wir die Zukunft beeinflussen möchten, ist das einzige was wir tun können, uns auf das Heute, Hier und Jetzt zu fokussieren und das positiv zu unseren Gunsten gestalten.

Haben Sie Ihre Fahrer in den letzten Monaten auch psychologisch betreut oder arbeitet Sunweb generell mit Sportpsychologen zusammen?

Deckert: Es gibt Fahrer, die individuell eine sportpsychologische Betreuung in Anspruch nehmen und die werden hierbei vom Team unterstützt. Als Team haben wir im Moment keinen festen Sportpsychologen angestellt, ziehen es jedoch in Betracht, dies in Zukunft zu ändern.

Sunweb hat mit Marco Brenner und Andreas Leknessund zwei Top-Talente für 2021 geholt, dafür gehen Wilco Kelderman und Sam Oomen. Sie haben dann sehr viele junge, hochveranlagte Sportler. Wie stellen Sie sicher, dass jeder genug Platz zur Entfaltung bekommt?

Deckert: Der Entwicklungsprozess der Fahrer ist sehr individuell. Es geht um den Reifeprozess als Athlet und Mensch auf verschiedensten Ebenen. Jeder Athlet hat einen persönlichen Coach und Trainer, die mit den Sportlern an ihrem jeweiligen Entwicklungsplan arbeiten. In der Vorbereitung wird das Potential entwickelt und erhöht. Die angestrebte Potentialentfaltung im Wettkampf ist unser Ziel. Wenn man sieht, wie viele Rennen die Fahrer auf ihrem Programm haben, bin ich sehr zuversichtlich, dass jedem die Bühne geboten wird, sein Potential zur Entfaltung zu bringen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.01.2022Sport in Frankreich nur mit vollständigem Impfschutz erlaubt

(rsn) - Das französische Parlament hat wegen der hochansteckenden Omikron-Variante am vergangenen Wochenende ein neues Gesetz zum vollständigen Impfschutz bei öffentlichen Veranstaltungen verabschi

06.11.2021Pozzato wegen Corona-Infektion im Krankenhaus

(rsn) – Filippo Pozzato, der Mailand-Sanremo-Sieger von 2006, liegt aufgrund einer Infektion mit dem Coronavirus im Krankenhaus. Das bestätigte der Italiener, der seine Profi-Karriere Ende 2018 bee

05.11.2021Santos Festival of Cycling ersetzt Tour Down Under 2022

(rsn) – Auch 2022 wird die Tour Down Under aufgrund der Corona-Pandemie im Kalender der UCI WorldTour fehlen. Der traditionelle Auftakt in die wichtigste Rennserie des Radsport-Kalenders wird desha

30.09.2021Auch 2022 gibt es keinen WorldTour-Auftakt in Australien

(rsn) – Lange Zeit stand im UCI-Kalender ein ´to be confirmed´ hinter den Terminen der Tour Down Under und des Cadel Evans Great Ocean Road Race als Startpunkte der WorldTour-Saison 2022. Nun ist

10.06.2021AG2R benennt sechs seiner Tour-Starter

(rsn) - Die französische AG2R-Equipe hat die ersten sechs Tour-Starter benannt. Angeführt wird das Aufgebot bei der am 26. Juni in Brest beginnenden 108. Frankreich-Rundfahrt von Olympiaseiger Greg

23.03.2021Team DSM: Roche und Pedersen müssen in Quarantäne

(rsn) – Das Team DSM muss zwei seiner Profis für die nächsten Tage in Isolation schicken: Nicolas Roche und Casper Pedersen. Beide waren jüngst in Kontakt mit einer Person aus dem Mitarbeiterstab

13.03.2021Paris-Nizza: Königsetappe ohne Walscheid, Bevin und Philipsen

(rsn) - Ohne Maximilian Walscheid (Qhubeka Assos), Patrick Bevin (Israel Start-Up Nation) und Jasper Philipsen (Alpecin - Fenix) ist die Königsetappe von Paris-Nizza gestartet worden. Die Sprinter Wa

27.02.2021Lappartient: “Die hohen Standards müssen beibehalten werden“

(rsn) - Der Radsportweltverband hat das Corona-Protokoll für alle UCI-Wettbewerbe für 2021 aktualisiert. Das Dokument ähnelt weitgehend dem Protokoll 2020, enthält jedoch Anpassungen an die Entwic

22.02.2021Alpecin - Fenix muss die UAE Tour verlassen

(rsn) - Gestern noch als Auftaktsieger gejubelt, heute ist die UAE Tour für Mathieu van der Poel und das Team Alpecin - Fenix bereits vorbei. Wie die Veranstalter der ersten WorldTour-Rundfahrt des J

16.02.2021Women´s Tour kann im Juni erneut nicht stattfinden

(rsn) - Die Women´s Tour wird nach ihrer Absage 2020 auch im Juni 2021 aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden können. Das hat der Veranstalter Sweetspot am Dienstag bekanntgegeben. Das sechs

15.02.2021Sagan muss auf das Opening Weekend verzichten

(rsn) - Der Ende Januar positiv auf Corona getestete Peter Sagan muss seinen Saisoneinstieg verschieben. Wie sein Team Bora - hansgrohe gegenüber radsport-news.com bestätigte, wird der dreimalige We

09.02.2021IOC bestätigt: Keine Quarantänepflicht vor Olympia-Start

(rsn) - Gut ein halbes Jahr vor dem Beginn der Olympischen Sommerspiele in Tokio ist eine vorsorgliche Quarantäne der Sportler offenbar vom Tisch. Das legt ein veröffentlichtes IOC-Skript nahe.Berei

Weitere Radsportnachrichten

02.05.2024Offiziell bestätigt: Red Bull wird zur Tour als Titelsponsor sichtbar

(rsn) – Das deutsche WorldTeam Bora – hansgrohe wird ab der kommenden Tour de France (29. Juni - 21. Juli) als Red Bull – Bora – hansgrohe unterwegs sein. Das gab Manager Ralph Denk am Donners

02.05.2024Vollering hängt an erster Bergankunft die Konkurrenz ab

(rsn) – An der ersten Bergankunft der 10. Vuelta Femenina hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) ihre Konkurrentinnen in Grund und Boden gefahren und mit ihrem ersten Saisonsieg auch das Rote Trik

02.05.2024Im dritten Anlauf klappt es für Bike Aid mit dem Gelben Trikot

(rsn) – Im dritten Anlauf hat es für Yoel Habteab (Bike Aid) mit dem Gelben Trikot bei der Tour du Bénin geklappt. Nachdem ihm die Jury an den ersten beiden Tagen das Führungstrikot jeweils nach

02.05.2024Buchmann zur Giro-Ausbootung: “Komische Begründung“

(rsn) - Bis Ende des Jahres steht Emanuel Buchmann noch bei Bora – hansgrohe unter Vertrag. Ob er verlängert wird, scheint zumindest in diesem Moment nicht sicher. Mit großer Verärgerung tritt de

02.05.2024Arkéa - B&B Hotels verlängert vorzeitig mit Costiou

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

02.05.2024Pogacar thront bei seiner Premiere über allen

(rsn) – Auf dem Papier scheint der 107. Giro d’Italia schon entschieden, noch bevor am Samstag in Venaria Reale nördlich von Turin der Startschuss fällt. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ist de

02.05.2024Zu Ehren des Sponsors: Intermarché in speziellem Giro-Trikot

(rsn) – Im dritten Jahr in Folge wird Intermarché - Wanty nicht in seinem Standard-Outfit zum Giro d´Italia antreten. Bei der am 4. Mai beginnenden 107. Ausgabe der Italien-Rundfahrt will das belg

02.05.2024Krieger und Mayrhofer sollen Dainese zum Hattrick pilotieren

(rsn) – Das Team Tudor startet am Samstag in seine erste Grand Tour. Zum 107. Giro d’Italia (4. – 26. Mai) tritt der Schweizer Zweitdivisionär aber mit einem relativ erfahrenen Aufgebot an. Nu

02.05.2024“Underdogs“ Bauhaus und Kanter hoffen auf Giro-Etappensiege

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Fabian Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL), Jonathan Milan (Lidl – Trek), Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck),

02.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid das Gelbe Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

02.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine