Geert van Bondt erzählt

Quick-Step-Sportdirektor gewährt Einblicke in die Lockdown-Zeit

Foto zu dem Text "Quick-Step-Sportdirektor gewährt Einblicke in die Lockdown-Zeit"
Geert van Bondt | Foto: Deceuninck - Quick-Step

06.06.2020  |  (rsn) - Geert van Bondt, der Sportdirektor von Deceuninck - Quick-Step, gewährt auf der Team-Website Einblicke, wie er und sein Wolfpack die letzten Monate während der Corona-Pandemie verbrachten und wie jetzt versucht wird, den Neustart der Saison zu planen. Wir haben den Text übersetzt.

"Wie für die meisten Menschen waren die letzten Monate eine seltsame Erfahrung - niemand wusste, was zu erwarten war oder was ein Lockdown oder eine globale Pandemie wirklich bedeuten. Von einem Tag zum anderen waren in Belgien alle Geschäfte geschlossen, nur die Apotheke und die Lebensmittelgeschäfte waren noch geöffnet, also mussten wir ganz anders denken. Für mich war es schön zu sehen, wie Leute Fahrrad fuhren und spazieren gingen, denn in Belgien durften wir noch Wandern, Laufen oder Radfahren. Ich sah, dass viele Leute, die normalerweise ihre Autos auch für kurze Fahrten nutzten, jetzt ihre Fahrräder nahmen oder liefen. Die erste Priorität war natürlich sicherzustellen, dass ich und meine Familie in Sicherheit waren und dass wir nicht infiziert werden. Alle hatten gesehen, wie schlimm das Virus sein kann. Ich habe versucht, die Nachrichten so weit wie möglich zu verfolgen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Um dann meine Eltern zu informieren und nach ihnen zu sehen, die ja schon älter sind.

Nach Paris-Nizza wurden die meisten Ländergrenzen geschlossen. Wir als Team wussten nicht, was los war und wie die Saison durchgeführt werden würde. Jeder Sportdirektor hat vier oder fünf Fahrer, die er während der gesamten Saison als Einzelpersonen betreut. Als Gruppe hielten wir mit ihnen und dem medizinischen Personal des Teams Kontakt. Wir gaben unser Bestes, um jeden Fahrer so gut wie möglich zu unterstützen.

In jedem Land war es anders. Zum Beispiel in Frankreich, Spanien und Italien durfte niemand raus, während die Belgier noch draußen trainieren konnten. Also sagten wir zu den Jungs in Belgien, sie sollten ihr Ding weitermachen und aus dem Haus gehen. Aber ich betreute Fahrer wie Alvaro Hodeg, der in Kolumbien völlig eingesperrt war. Also habe ich versucht, mit ihm zu sprechen, damit er auf dem Laufenden bleibt.

Call of Duty mit meinem Sohn und Remi Cavagna

Ein anderes Beispiel ist Remi Cavagna, der eine PlayStation-Konsole hat. Ich war zu Hause bei meinem Sohn, der auch eine PlayStation-Konsole besitzt. Also haben wir alle zusammen online gespielt. Es ging darum, eine Verbindung zu den Jungs zu haben und zu halten. Remi ist wirklich gut in Call of Duty - sehr schnell und präzise. Als Ex-Sportler und Leistungssportler wollte ich auch gut sein, also habe ich heimlich viel geübt, aber er und mein Sohn spielen auf einer anderen Ebene. Cavagna lieferte (zuhause in den Bergen, d. Red.) Medikamente an Leute, die sie benötigten (die sie sich aber nicht selbst besorgen konnten, weil die Apotheke im nächsten Dorf war, d. Red.), was großartig zu sehen war. Und Alvaro tat auch etwas Beeindruckendes: Er versuchte, Spenden zu sammeln, um den ärmeren Menschen in seiner Gemeinde zu helfen indem er ihnen Essen lieferte.

Ich habe durch unsere Erfahrung bei der UAE Tour ziemlich früh gesehen, was passieren kann. Wir hatten dadurch einen frühen Eindruck einer Lockdown-Erfahrung. Wir wussten nicht, was los war. Eine seltsame Situation. Wir wurden im Hotel eingesperrt und durften nirgendwo hingehen. Wir beschlossen als Team, in unseren Zimmern zu bleiben, bis wir wussten, was los sei.

Eingesperrt im Hotel

Wir wurden alle gegen 4 Uhr morgens getestet und mussten dann auf unsere Ergebnisse warten, bis sichergestellt war, dass alles in Ordnung war. Wir versuchten, unsere Flüge nach Hause zu buchen und die Logistik zu organisieren. Ich muss sagen, dass die Organisatoren von RCS, für alle Teams in einer sehr schwierigen Situation sehr hilfreich waren. Gut war, dass wir uns in einem Luxushotel mit großen Zimmern befanden. Auch das Wetter war gut und wir konnten auf dem Balkon sitzen. An einem weniger schönen Ort und bei schlechtem Wetter hätte es schlimmer sein können. Die ganze Erfahrung, mit den Tests, dem Warten in der Hotellobby, während wir alles organisierten, der Flughafen und das Flugzeug, das war alles beängstigend und etwas, das ich nie vergessen werde.

Vor ein paar Wochen veröffentlichte die UCI ein vorläufiges Programm. Als Management-Team begannen wir zu überlegen, was möglich ist, wer wo Rennen fahren kann, das galt insbesondere für die Kapitäne des Teams. Wir haben Rennen wie den Giro und die Vuelta, die sich überlappen. Dazu müssen wir eine Struktur für die GrandTours und natürlich die Klassiker erstellen, die für uns sehr wichtig sind. Dazu kommen die Rennen, die dazu passen müssen. Aber natürlich ändert sich der Kalender ständig. Zum Beispiel hat London kürzlich abgesagt. Wir versuchen, jedem ein anständiges Programm zu bieten, was bei so vielen Fahrern nicht einfach ist. Es geht also darum, eine Mischung zu finden. Wir diskutieren mit allen. Es ist schwer, weil wir im Hinterkopf haben, dass Rennen immer noch abgesagt oder verschoben werden können."

Weitere Radsportnachrichten

01.12.2025Alle Etappen im Detail: Die Strecke des Giro d´Italia 2026

(rsn) – Der 109. Giro d´Italia (2.UWT) wird im Mai 2026 über 21 Etappen und 3.459 Kilometer mit 49.150 Höhenmetern führen. Vom Grande Partenza in Bulgarien führen die ersten drei Teilstücke du

01.12.2025Finestre und Nevegal-Bergzeitfahren sollen Frauen-Giro 2026 entscheiden

(rsn) – Der 37. Giro d´Italia Women (2.WWT) wird über neun Etappen mit 1.153,7 Kilometer sowie 12.500 Höhenmetern führen und als Highlight den Colle delle Finestre bereithalten. Die Italien-Rund

01.12.2025Frühe Freiheiten und dann den Kapitänen ein verlässlicher Helfer

(rsn) – Sein zweites Dienstjahr bei Lidl – Trek begann für Patrick Konrad mit starken Ergebnissen bei den ersten Rennen sehr gut, ehe der Niederösterreicher in die Helferrolle wechselte und auc

01.12.2025Drei Jahre nach Unfalltod: Gedenkstein für Rebellin enthüllt

(rsn) – Am 30. November 2022 kam Davide Rebellin bei einer Trainingsausfahrt ums Leben. Der 51-jährige Italiener, der erst kurz zuvor seine Karriere beendet hatte, war in Montebello Vicentino von e

01.12.2025Girmay: Mit “großartigem Teamgeist die größten Rennen gewinnen“

(rsn) – Der künftig mit einer Schweizer Lizenz ausgestattete Zweitdivisionär NSN kann den ersten Top-Transfer vermelden. Wie der Nachfolger von Israel – Premier Tech mitteilte, hat Biniam Girmay

01.12.2025Sauerland-Rundfahrt plant für 2026 schweren Parcours und Zeitfahren

(rsn) – Mit dem Aufstieg des Bundesliga-Klassikers Sauerland-Rundfahrt zum mehrtägigen UCI-Event hat Deutschland im kommenden Jahr neben der Lidl Deutschland Tour (2.Pro) endlich wieder ein zweites

01.12.2025Auch ohne Risiko eine Saison mit vielen positiven Momenten

(rsn) - Oliver Mattheis (Bike Aid) kann auf eine Saison zurückblicken, die für ihn viele positive Momente bereithielt. Von Ruanda im Februar bis zur Europameisterschaft im Oktober präsentierte er

01.12.2025Van Aerts Cross-Programm: Acht Rennen, keine WM

(rsn) – Wenige Tage, nachdem Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) sein Cross-Programm dieses Winters präsentiert hat, veröffentlichte Visma - Lease a Bike auch den Terminkalender von Wou

01.12.2025Girmay wechselt zum Israel-Nachfolger NSN

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

01.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

01.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

01.12.2025U23-Champions, Bahnasse und eine Skilangläuferin

(rsn) – 56 Frauen haben mit dem neuen, für beide Geschlechter einheitlichen Punktesystem den Sprung in die RSN-Jahresrangliste 2025 geschafft. Wir stellen sie alle in den letzten Wochen des Jahres

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)