So funktioniert das Team Lotto - Kern Haus / Teil 3

Monreal: “Eine gewisse Konstanz im Kader ist sehr wichtig“

Von Christoph Adamietz

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Das Team Lotto - Kern Haus 2017 beim erfolgreichen Bundesliga-Finale | Foto: Lotto - Kern Haus

10.04.2020  |  (rsn) - Seit 2014 ist Florian Monreal Teamchef des Koblenzer Rennstalls Lotto - Kern Haus. Im dritten Teil des Interviews mit radsport-news.com erklärt Monreal unter anderem, wie die Kaderplanung abläuft und wie die Trainingssteuerung funktioniert.

Mit Max Walscheid und Jonas Rutsch sind zwei ihrer Fahrer mittlerweile in der WorldTour, angekommen. Hatten Sie damals schon das große Potenzial derbeiden erkannt?
Monreal:
Mit Max war ich schon im persönlichen Kontakt, als er bei Stölting fuhr, wir wohnten ja nur zehn Kilometer auseinander und trainierten oft gemeinsam. Wir wurden uns also schnell einig. Jonas fuhr 2016 die Junioren-WM, bei der Niklas Märkl Rang zwei belegte. Jonas selbst konnte da aber nicht so recht auf sich aufmerksam machen und hatte auch für 2017 noch keinen Vertrag. Da sprach mich der Vater von Niklas Märkl an, und da ich auch noch einen Nachwuchsfahrer verpflichtet wollte, klappte es mit Jonas, der zu der Zeit noch am Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern war. Dass er dann so einschlagen würde und 2020 in der WorldTour fahren würde, das hatte ich damals noch nicht auf dem Schirm.

Im Kontinental-Bereich ist es oft ein großes Kommen und Gehen. Fahrer verlassen das Team, weil sie sich für höhere Aufgaben empfohlen haben, andere wiederum haben es nicht geschafft, sich sportlich durchzusetzen oder sind der U23 entwachsen. Wie versuchen Sie, die Fluktuation im Kader möglichst gering zu halten?
Monreal: Wir versuchen immer einen gewissen Grundstock zu halten. In diesem Jahr haben wir fünf neue Fahrer dazubekommen. Für das Gefüge und den Spirit im Team ist es sehr wichtig, eine gewisse Konstanz im Kader zu haben. Für uns fahren etwa Joshua Huppertz und Tobias Knaup seid 2015, Luca Henn ist seit 2016 dabei. Jungen Fahrer, die in ihr erstes U23-Jahr gehen, geben wir zudem die Sicherheit, dass sie auch im Jahr darauf einen Vertrag bekommen werden, sofern sie fleißig trainieren und das Rad nicht nur dafür benutzen, um zur Eisdiele zu fahren. 

Dennoch gibt es auch immer wieder Fahrer, die im U23-Bereich die Lust am Radrennen verlieren, auch während der Saison. Wie gehen Sie damit um?
Monreal: Das gibt es natürlich immer wieder. Das sind junge Leute, die dann vielleicht doch lieber gleich studieren wollen und die Strapazen des Radsports nicht mehr auf sich nehmen wollen. Wichtig ist, dass man ehrlich darüber spricht. Für das Team ist das zwar ärgerlich, wenn während der Saison ein Fahrer wegbricht. Aber wir legen keinem der Jungs Steine in den Weg, sollte er für sich zum Entschluss kommen, lieber etwas anderes zu machen. Und letztlich kann man ja auch niemanden zwingen, Rad zu fahren. 

Wie läuft die Trainingssteuerung im Kontinental-Bereich?
Monreal: Generell gibt es zwei Typen von Fahrern. Solche, die vier schöne U23-Jahre haben wollen und ihren Mannschaftskollegen helfen und andere, die das Ziel haben, Profi zu werden. Der letztgenannte Fahrertyp braucht natürlich noch mehr Support. Die Trainingssteuerung übernimmt generell der Heimtrainer, aber wir vom Team schauen da auch drüber und achten darauf, dass der Rennkalender auch entsprechend zur Verfassung des Fahrers passt. 

Bei den großen Teams werden vor den Rennen Streckenbesichtigungen durchgeführt. Machen Sie das vor wichtigen Rennen auch?
Monreal: Das haben wir bei manchen Rennen wie Rund um Köln, Frankfurt oder dem Bundesliga-Rennen in Düren schon gemacht. Aber mittlerweile kennt man die Strecken dort. Würde man jetzt aber sich Rennen wie die Ronde van Drenthe in den Niederlanden vorher anschauen, dann würde das einfach das Budget sprengen. 

Ist es wichtig, nicht zu viele Häuptlinge unter den Fahrern zu haben, dass es keine Unruhe in der Mannschaft gibt?
Monreal: Das kommt eigentlich selten vor. Die jungen Fahrer, die zu uns kommen, müssen sich erst noch entwickeln, haben entsprechend auch noch keinen Anspruch auf die Kapitänsrolle. Fahrer wie Joshua Huppertz oder Neuzugang Christian Koch haben ihre Stärken zwar auf ähnlichem Terrain, aber da wir ja zweigleisig fahren, bekommt jeder seine Freiheiten und Chancen. Generell finde ich es aber besser, nicht nur einen Kapitän zu haben, von dem alles abhängt, sondern in einer schlagkräftigen Mannschaften mehreren Fahrern die Chance zu geben, auf Ergebnis zu fahren. 

Wie laufen konkret Vertragsverhandlungen ab?
Monreal: Es gibt Wunschfahrer, die man haben möchte, auf die man dann schon bei den Rennen zugeht. Es gibt aber auch viele Initiativbewerbungen. Zudem gibt es auch Empfehlungen von Junioren-Trainern, mit denen wir im Kontakt stehen. Letztlich muss man jeweils schauen, ob es auch menschlich passt. Ich führe mit den Fahrern zumeist zwei bis drei längere persönliche Gespräche, um einen Eindruck zu bekommen. Das geht dann nicht mal kurz nach dem Rennen an den Autos. Da muss man sich Zeit nehmen. 

Prozentual gesprochen: Wie viele Fahrer, die Sie im Team haben wollen, kommen letztlich zu Ihnen?
Monreal: In diesem Jahr haben wir fünf von sechs Wunschfahrern unter Vertrag nehmen können. Meistens sind es 80 bis 90 Prozent, die wir bekommen. Chancenlos sind wir zumeist gegen Development Teams wie die von Sunweb oder jetzt von Jumbo – Visma. 

Das ist eine recht hohe Zahl. Wie überzeugen Sie die Fahrer?
Monreal: Wir haben ein gutes Rennprogramm, fahren zumeist zweigleisig, da wird es den Jungs nicht langweilig. Letztlich wollen sie alle ja vor allem Rennen fahren. Was den Jungs wohl auch wichtig ist, dass sie `ein schönes Rad` haben, und wir haben da ein super Setup. Dazu haben wir eine gute Infrastruktur und auch eine gute Reputation, dass man bei uns den Sprung zu den Profis schaffen kann.

Der letzte Teil des Interviews folgt am Samstag.

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