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08.04.2020 | (rsn) - Welches war das spannendste Rennen dieses Jahrtausends? Diese Frage stellten sich die Redakteure von radsport-news.com. Für Peter Maurer war Mailand-Sanremo 2019 an Spannung nicht mehr zu überbieten.
Das erste Monument des Jahres ist für einen Radsportjournalisten immer etwas besonderes. Eingebettet zwischen Paris-Nizza, Tirreno-Adriatico und den Kopfsteinpflasterrennen markiert Mailand-Sanremo das erste Aufeinandertreffen von Rundfahrern, Klassikerspezialisten, Puncheuren und Sprintern.
Wenn letztere auf der Via Roma um den Sieg kämpfen, dann gehört meiner Meinung nach Mailand-Sanremo nicht unbedingt zu den spannenderen Rennen. Für erhöhten Puls sorgen vor allem die Cipressa und der Poggio. An den beiden späten Anstiegen gibt es nach meist wenig prickelnden 270 Kilometern und sechs Rennstunden erstmals so richtig Action.
Die Renndistanz von knapp 300 Kilometern ist es, die bei den Profis für Respekt vor der "Primavera" sorgen. Denn wer auf der Via Roma gewinnen will, muss sich für das Finale Körner aufsparen. Sobald es in die Cipressa hinein geht, startet die Preisverlosung, oder, wie es Lukas Pöstlberger (Bora – hansgrohe) auch nennt: das "Grande Casino".
Aber bevor ich bei meiner persönlichen Rückblende darauf komme, rolle ich die Ausgabe von 2019 nochmal von vorne auf. In Mailand starteten 175 Profis bei Sonnenschein und besten Frühlingsverhältnissen in den längsten Klassiker des Jahres. Schnell formierte sich auch die tapfere Gruppe des Tages, die sich einen großen Vorsprung von mehr als zehn Minuten erarbeiten konnte, ehe eingangs der vier Capi die letzten Ausreißer vom Feld gestellt wurden.
Schon dort bereitete mir ein Fahrer viel Freude mit dem auch diesmal zum Scheitern verurteilten Versuch, die knapp 300 Kilometer von Mailand nach Sanremo aus der ersten Ausreißergruppe heraus zu gewinnen. Nein, die Rede ist nicht von Mirco Maestri (Bardiani - CSF), der es zum vierten Mal in Folge unter die unbesungenen Helden der "Primavera" schaffte, sondern von Sebastian Schönberger, der im Trikot von Neri Sottoli – Selle Italia – KTM unterwegs war.
Schönberger sorgt für meine erste Story
Für den damals 24-Jährigen war es das zweite Monument in seiner Karriere. Zuvor machte er sich schon bei Tirreno-Adriatico einen Ruf als Ausreißer, war dort fast jeden Tag in der Gruppe des Tages dabei und schaffte das auch an jenem Samstag, kurz nachdem das Feld Mailand verließ. Wie Schönberger mir später verriet, vorsätzlich, denn seinen persönlichen Verpflegungsbeutel gab er vorsorglich gleich in jenes Begleitfahrzeug, das die Ausreißer während des Rennes betreuen sollte.
Bis zu den Capi - den ersten vier Hügeln des Rennens - hielt sich auch Schönberger ganz vorne, attackierte sogar 40 Kilometer vor dem Ziel nochmal, doch als die Fans mit ihren bengalischen Feuern das Finale des Rennens eröffneten, war es geschehen um den Oberösterreicher, der aber trotzdem "irrsinnig Spaß hatte, bei so einer Kulisse zu fahren“: gut 260 Kilometer in einer kleinen Gruppe, ohne echte Chance, um eine Topplatzierung mitzukämpfen. Den Sponsor freute es trotzdem und auch den Autoren, denn schon vor der Entscheidung war der erste "Nachzieher" fixiert.
Als dann Fausto Masnada (Androni Giocattoli – Sidermec) als letzter Ausreißer am Anstieg zur Cipressa eingefangen wurde, hatten sich alle Favoriten schon in den vordersten Reihen eingeordnet. Wen man dort noch nicht sah, war das Team Deceuninck – Quick-Step, das mit seinen Kapitänen Julian Alaphilippe, Philippe Gilbert, Zdenek Stybar oder auch Sprinter Elia Viviani fast zum Siegen verdammt war. An jeder Stelle der nun folgenden Passagen über Cipressa und Poggio hätte einer der drei Erstgenannten eine entscheidende Attacke setzen können und im Falle eines Massensprints hätten sie auf Viviani setzen können.
Aber auch nach sechs Stunden blieb das belgische Team cool und so wagte Niccolo Bonifazio kurz vor dem Gipfel der Cipressa eine Attacke. Halsbrecherisch stürzte er sich dann in die Abfahrt, frei nach dem Motto: "Kids, don’t try this at home“. Zu seinem Glück ging alles gut, die knapp 15 Sekunden, die er in den Poggio reinrettete, waren aber nicht genug. Denn dann begann die heiße Phase des "Grande Casino“, und wer seine Chancen auf einen Sieg wahren wollte, ging in die Attacke.
So bildete sich eine starke Spitzengruppe mit fast jedem Top- oder auch Geheimfavoriten. Alaphilippe, Simon Clarke (EF Education First), Michal Kwiatkowski (Sky), Peter Sagan (Bora – Hansgrohe), Matteo Trentin (Mitchelton – Scott), Alejandro Valverde (Movistar), Wout Van Aert (Jumbo – Visma), Oliver Naesen (AG2R La Mondiale), Matej Mohoric und Vorjahressieger Vincenzo Nibali (beide Bahrain – Merida) fuhren gemeinsam über den Poggio. In der Abfahrt schafften dann noch Tom Dumoulin und Michael Matthews (beide Sunweb) den Anschluss, der John Degenkolb, dem Sieger von 2015, aufgrund eines Defekts verwehrt blieb.
Irgendjemand muss es dann aber auch gewinnen!
Der aktuelle und der dreimalige Weltmeister, der Europameister, der Weltranglistenerste, ein mehrfacher Crossweltmeister und zwei ehemalige Sieger machten den Sieg bei Mailand-Sanremo 2019 unter sich aus. Rennradherz, was willst du mehr? Gut eine Minute vor dem Feld erreichten die spätern Ausreißer die letzten Kilometer, sollte nicht zu viel gepokert werden, dann war klar, dass der Gewinner aus dieser Gruppe kommen würde.
Irgendwer musste allerdings für das Tempo sorgen und es war mit dem Slowenen Mohoric der Jüngste. Seine Attacke wurde schnell vereitelt, würfelte aber zumindest Matthews raus, der den Anschluss an die anderen elf Fahrer verlor. Nachdem das Tempo wieder eingeschlafen war, eröffnete Mohoric dann als erster den Sprint. Sagan, zuvor perfekt positioniert an Alaphilippes Hinterrad, verschlief etwas den Sprintauftakt und fiel an die vierte Stelle zurück.
Der Franzose hingegen, der das Loch nach Mohorics Attacke alleine geschlossen hatte, sprintete diesem erneut nach und gewann sein erstes Monument. Am Ende hatte der Weltranglistenerste sich nicht am cleversten angestellt, dafür aber die besten Beine. Naesen sprintete auf den zweiten Platz und erneut, wie schon 2017, fing Kwiatkowski Sagan auf den letzten Metern ab. Während es für den Polen diesmal der dritte Rang und nicht der Sieg war, schaute der dreimalige Weltmeister aus der Slowakei wieder durch die Finger bei jenem Rennen, das er unbedingt als Sieg in seinem Palmares verzeichnen will.
Ja, Mailand-Sanremo lebt nicht von Vorentscheidungen auf den ersten 270 Kilometern, aber allein die Anzahl der Superstars im Sprintfinale von 2019 zeigten zwei markante Punkte auf für den Fortverlauf der weiteren Saison. Es sollte ein abwechslungsreiches Jahr werden - und Alaphilippe war in der Form seines Lebens.
Das Rennen hat sicher nicht für einen hohen Dauerpuls über die 6 Stunden und 40 Minuten an Renndauer gesorgt, aber nach dem Poggio und der unglaublich stark besetzten finalen Gruppe war bis zur Ziellinie Maximalpuls angesagt. Wohl jedem war der Erfolg zuzutrauen und auch jeden musste der Franzose am Ende niederringen. Ein unglaublich spannendes Rennen, zumindest habe ich es so in meiner Erinnerung abgespeichert.
Das Highlight-Video des 110. Maildn-Sanremo:
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