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16.09.2019 | (rsn) – Insgesamt 19 Mal standen die deutschen Paraathleten bei den Straßenweltmeisterschaften in Emmen in den Niederlanden am Podium. Nachdem sie schon acht Medaillen im Zeitfahren erringen konnten, lief es in den Straßenrennen noch besser. Damit schloss das deutsche Team die Paraweltmeisterschaft im Medaillenspiegel auf Rang zwei hinter Australien ab. Mit 19 Medaillen waren sie hinter den Vereinigten Staaten auch die zweitfleißigsten Edelmetallsammler in den Niederlanden.
Fünf Goldmedaillen gab es für die deutschen Paraathleten in den Straßenrennen, die auf einem 7,4 Kilometer langen, fast flachen Rundkurs ausgetragen wurden. Einige Engstellen sorgten aber für Stürze und dramatische Szenen. In der Klasse Cycling 2 konnte Maike Hausberger die Goldmedaille gewinnen. „Ich dachte eigentlich, meine Konkurrentinnen würden hinter mir herkommen“, erklärte die 24-jährige Triererin und fügte an: „Irgendwann habe ich mich umgedreht und keine gesehen. Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht. Selbst im Ziel war ich mir noch nicht sicher, ob nicht vielleicht doch noch eine vor mir war, und habe mich gar nicht getraut, mich wirklich zu freuen. Erst, als am Zelt alle auf mich zukamen, war mir klar, dass es geklappt hat.“
Knapp vorbei nach 51,8 Kilometer schrammte Denise Schindler an einer Medaille in der Klasse C3. Sie attackierte kurz vor dem Ende, wurde aber von ihren Verfolgerinnen wieder gestellt und am Ende blieb der Bayerin der undankbare vierte Platz. Ebenso Vierter wurde Michael Teuber, der zur Rennmitte in der Klasse C1 abreißen lassen musste, aber dann völlig alleine im Wind seine Position verteidigte, jedoch nicht mehr an die Podiumsplatzierten heranfahren konnte. Drei Minuten vor ihm aber holte sich Pierre Senska die Silbermedaille.
In der Klasse C3 eroberte Steffen Warias seinen dritten WM-Titel. 2010 und 2013 hatte er Gold gewonnen, dazu 2016 bei den Paralympischen Spielen. „Alle drei Jahre“, lachte der Tübinger und erzählte weiter: „Es war extrem schwer, wegzufahren. Wenn sich eine kleine Gruppe gebildet hat, war ich immer dabei, aber es lief schnell alles wieder zusammen, sobald ein bisschen rausgenommen wurde. In der letzten Runde habe ich versucht, mich gut zu positionieren, und bin dann in einer super Position Richtung Ziel. Einer vor mir ist als Erster in die letzte Kurve gefahren und gestürzt, dann konnte ich auf der Zielgeraden volle Kanne durchziehen.“
Dreimal Gold für die Handbiker
Silber gab es dann noch in der Klasse C5 für Kerstin Brachtendorf, die wie Warias von einem Sturz in der Zielkurve leicht profitierte und hinter der Britin Sarah Storey Zweite wurde: „Ich bin einfach nur glücklich über meine erste Silbermedaille und darüber, dass meine Form noch einmal bestätigt habe.“
Dreimal Gold gab es bei den Handbikern, wo Vico Merklein (H3) nach dem WM-Titel im Zeitfahren auch im Straßenrennen souverän gewann. „Ich bin sehr, sehr glücklich. Heute auch im doppelten Sinn, weil das Rennen sehr chaotisch ablief. Schmale Straßen und eine große Gruppe, das ist eine Kombination, die bei mir heute zu einigen Ängsten geführt hat“, berichtete der Doppelweltmeister.
Festgefahren in eine Konkurrentin hatte sich zu Beginn ihres Rennens die erst in der letzten Saison aufs Handbike gewechselte Annika Zeyen. Sie verhakte sich mit einer US-amerikanischen Konkurrentin am Anfang, kämpfte sich aber zurück und fuhr am letzten Kilometer dem gesamten Feld davon. „Jemand von der UCI ist gekommen und hat uns auseinandergezogen und dann mussten wir erstmal die Lücke wieder schließen. Das war der härteste Teil des ganzen Rennens und ich hätte wirklich niemals damit gerechnet, dass das hier heute was wird“, freute sich Zeyen.
Ebenfalls wie ihr Teamkollege Merklein krönte sich Andrea Eskau in der Klasse H5 zur Doppelweltmeisterin. Sie setzte sich früh mit ihrer Dauerkonkurrentin Oksana Masters aus den Vereinigten Staaten ab. Im Finale konterte sie eine Attacke von Masters und setzte sich im Sprint dann durch. „Eine Tigerin lässt sich am Berg nicht abhängen“, schmunzelte die 48-Jährige und betonte: „Das ist der Lohn vieler Mühen, ich freue mich sehr, dass es so geklappt hat. Auf der Zielgeraden konnte ich nochmal zulegen“.
Silber für die Schweiz
Auch die Dreiradfahrer hatten einen erfolgreichen Tag, alle vier Starter standen am Ende auf dem Podium. Hans-Peter Durst hatte nach einer verletzungs- und krankheitsgeplagten Saison schon Zeitfahrgold gewonnen und musste sich im Straßenrennen der Klasse T2 über vier Runden (29,6 Kilometer) nur dem US-Amerikaner Ryan Boyle geschlagen geben. „Auf der zweiten Runde sind wir alle im Park auf einem gefährlichen Stück gestürzt“, berichtete der 61-jährige Routinier. „Ich hatte die schnellste Reaktion, bin aus dem Gras raus und wieder losgefahren. Dann kamen der Neuseeländer Stephen Hills und Ryan Boyle wieder zurück, und wir haben es am Ende zu dritt ausgemacht.“
Maximilian war im Feld der Klasse T1 immer vorne dabei, machte aber in der letzten Kurve einen Fehler und wurde noch überholt. „Im Park habe ich dann nochmal angezogen und bin zu schnell in die letzte Kurve gefahren. Fast wäre ich in die Absperrgitter gefahren, ich musste bremsen, und da ging dann leider der Chinese vorbei. Trotzdem bin ich glücklich, zweimal Silber bei meiner ersten WM, sowohl im Zeitfahren als auch im Straßenrennen – besser kann es nicht laufen.“
Im Straßenrennen der Frauen der Klasse T2 setzten sich fünf Fahrerinnen früh ab, Angelika Dreock-Käser und Jana Majunke waren beide dabei. Auf der letzten Runde verlor Majunke den Anschluss, kam aber wieder zurück. Rennentscheidend wurde dann ein Sturz am letzten Anstieg, Dreock-Käser und die Australierin Carol Cooke konnten dem Sturz ausweichen und kämpften um Gold, wobei sich Cooke durchsetzte. Jana Majunke kam dahinter auf Platz drei.
Auch für die Schweizer Mannschaft gab es in den Straßenrennen noch eine Medaille zu feiern. Die Handbikerin Sandra Graf holte nach Bronze im Einzelzeitfahren Silber im Straßenrennen in der Klasse 4. Die Österreichischen Athleten gingen im Straßenrennen leer aus, nachdem Walter Ablinger und Thomas Frühwirth jeweils Bronze im Zeitfahren gewinnen konnten.
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