Mit Gold im Gepäck zu den Schweizer Meisterschaften

Reusser: “Es war eine Überraschung für mich“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Reusser: “Es war eine Überraschung für mich“"
Marlen Reusser sauste zu Gold in Minsk | Foto: Cor Vos

25.06.2019  |  (rsn) – Als Sechste ging Marlen Reusser in das 28,6 Kilometer lange Zeitfahren bei den European Games in Minsk. Nachdem sie die Bestzeit erzielt hatte, musste die Schweizerin auf die restlichen Fahrerinnen warten. Erst als die letztgestartete Chantal Blaak, Straßenweltmeisterin von 2017, um über eine Minute langsamer als die Bernerin war, jubelte diese über die Goldmedaille.

"Ich habe mit einem Podium gehofft und wusste, dass meine Form gut ist, aber es war eine Überraschung für mich", gestand Reusser im Gespräch mit radsport-news.com ein. "Gezittert habe ich nicht wirklich, weil einfach das ganze Event großartig war. Es war extrem spannend und ich wollte nicht jubeln, bevor Chantal die Ziellinie überquert hat. Man weiß ja nie, es kann ja immer was passieren." Als die Niederländerin dann nach 37:32 Minuten das Ziel erreichte, stand die Goldmedaille der Schweizerin fest.

"Der Kurs war sehr wellig. Ob mir das besonders entgegenkommt, kann ich gar nicht sagen. Das leichte bergauf und bergab ist aber unterhaltsam und lenkt von dem Leiden des Zeitfahrens ab. Gerade der mentale Faktor in dieser Disziplin ist immer wieder herausfordernd und spannend", resümierte Reusser.

Für die 27-Jährige ist es der erste große Erfolg einer noch jungen Karriere. Denn erst nachdem sie 2017 ihr Medizinstudium abgeschlossen hatte, löste sie ihre erste Lizenz. Gleich auf Anhieb gewann sie die Nationalen Meisterschaften im Einzelzeitfahren und belegte Tage später den zweiten Platz im Straßenrennen. Dadurch qualifizierte sie sich für die Welt- und Europameisterschaften, die sie auf den Rängen 29 in Bergen und 27 in Herning beendete.

Doch wie schnell sich das Blatt im Radsport wendet, musste Reusser  im letzten Jahr schmerzvoll feststellen. Ohne Teamzugehörigkeit nahm sie am Grand Prix Kiesen, einem nationalen Eintagesrennen, teil. Reusser stürzte und zog sich Frakturen am Becken und Rücken zu. Bei den Nationalen Meisterschaften gab sie ihr Comeback und wurde wieder für die Großveranstaltungen nominiert. In Innsbruck wurde sie dann beste Amateurin und landete auf Rang 17.

Mit barocker Klaviermusik aufgewärmt

"Ich war extrem glücklich mit dem Ergebnis und trotzdem haben wir uns die Frage gestellt, wie es funktionieren würde bei einer perfekten Vorbereitung", sagte Reusser. Im Februar legte sie dann ihre berufliche Karriere aufs Eis. Die Medizinerin sammelte nach ihrem Studium ihre Facharztpraxis in der Chirurgie eines Spitals und dann bei einem Hausarzt. Seit Jahresbeginn fährt sie für das WCC-Team des internationalen Radsportweltverbandes UCI. "Die UCI-Mannschaft mit der UCI-Lizenz, das ist schon ganz schön kompliziert", schmunzelte sie mit Blick auf das Entwicklungsteam, finanziert von der UCI, das 2019 auch eine Lizenz als Women’s Team gelöst hat: "Für mich ist das eine perfekte Lösung um Erfahrung zu sammeln". Diese sammelte sie zuletzt auch mit dem Schweizer Nationalteam, im Trainingslager in Südtirol.

Doch Zeit zum Feiern nahm sich Reusser nicht wirklich in Minsk, denn von der Siegerehrung ging es direkt zum Flughafen: "Morgen sind ja schon die Schweizer Meisterschaften im Zeitfahren", erzählte sie. Diese finden in Weinfelden im Kanton Thurgau statt. Die weiteren Saisonziele der Goldmedaillengewinnerin sind die Europa- und Weltmeisterschaften. Dort möchte sie sich mit einem Spitzenergebnis für die Olympischen Spiele in Tokyo empfehlen.

Der intensive Kampf um das Olympiaticket und der große Fokus auf den Radsport haben eine andere Leidenschaft in den Hintergrund gerückt. Denn Reusser ist auch sehr musikalisch, spielt Geige: "Dafür habe ich aber keine Zeit. Es ist schade, denn ich finde es immer sehr meditativ". Aber auch Rückschlüsse auf ihre Radfähigkeiten kann Reusser von ihren musikalischen Erfahrungen ziehen. "Es ist alles ein Spiel und es gibt viele Parallelen. Du musst viel Zeit investieren und dich aufopfern dafür. Erzwingen kannst du keine Ergebnisse und du darfst niemals nachlassen um besser zu werden", erzählte sie weiter.

Und ein wenig Musik war auch in Minsk mit dabei. Denn wie viele Kolleginnen hatte sie beim Einfahren ihre Ohrstöpsel auf um sich aufzuwärmen – mit barocker Klaviermusik.

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.09.2025Gasparrini verteidigt Titel in Stuttgart

(rsn) – Stuttgart liegt ihr! Eleonora Gasparrini (UAE – ADQ) hat ihren Titel beim Women’s Grand Prix (1.Pro) verteidigen können. Die Italienerin gewann nach der zweiten auch die dritte Austragu

13.09.2025Rissveds krönt sich erstmals zur Mountainbike-Weltmeisterin

(rsn) – Die Schwedin Jenny Rissveds ist ihrer Favoritenrolle bei der MTB-WM in Crans Montana gerecht geworden. Die 31-Jährige gewann nach Silber im Short Track Gold im XCO. Sie war 18 Sekunden frü

12.09.2025Doch Bruch bei Kopecky festgestellt

(rsn) – Nachdem sie die Auftaktetappe der Tour Cycliste Féminin International de l'Ardèche (2.1) im Zweiersprint gewonnen hatte, musste Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) auf der 3. Etappe der na

12.09.2025Bredewold übernimmt mit Zeitfahrsieg Gesamtführung

(rsn) – Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) hat bei der Tour de l´Ardèche (2.1) ihren zweiten Tagessieg in Folge gefeiert und damit auch die Führung in der Gesamtwertung der sechstägigen Rund

11.09.2025Bredewold springt für gestürzte Kopecky in die Bresche

(rsn) – Nach ihrem Auftaktsieg bei der Tour de l´Ardèche (2.1) hat Weltmeisterin Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) nach einem Sturz auf der 3. Etappe die Rundfahrt vorzeitig verlassen müssen. D

10.09.2025Ventker holt sich zum zweiten Mal die Bundesliga-Gesamtwertung

(rsn) – Zum zweiten Mal nach 2020 hat sich Lydia Ventker (RSV Gütersloh) die Gesamtwertung der Rad-Bundesliga sichern. Auf Rang zwei folgte als beste U19-Fahrerin Magdalena Leis (Mangertseder), D

09.09.2025Kopecky holt sich einen Sieg für´s Selbstvertrauen

(rsn) – Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) hat sich schon gleich zum Auftakt der Tour de l’Ardèche (9. – 14. September / 2.1) ihren großen Wunsch erfüllt und einen Etappensieg eingefahren.I

09.09.2025Kopecky über die Ardèche-Rundfahrt zur Bahn-WM in Chile

(rsn) – Ursprünglich wollte sich Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) bei der am heutigen Dienstag beginnenden Tour de l’Ardèche (9. – 14. September / 2.1) zur Vorbereitung auf die Straßen-WM

07.09.2025Wiebes beendet Simac Ladies Tour in Gelb standesgemäß

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat auf der 6. Etappe der Simac Ladies Tour (2.WWT) ihren fünften Etappensieg gefeiert und sich damit auch den Gesamtsieg gesichert. Sie gewann nach 156

06.09.2025Bäckstedt wiederholt Vorjahreserfolg

(rsn) – Zoe Bäckstedt (Canyon – SRAM – zondacrypto) hat wie letzte Saison das Zeitfahren der Simac Ladies Tour (2.WWT) gewonnen. Nach 10,2 Kilometern von Doetinchem nach Westendorp feierte die

04.09.2025Wiebes behält im Gelben Trikot ihre Weiße Weste

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) dominiert die 27. Simac Ladies Tour (2.WWT) weiter nach Belieben. Die Europameisterin entschied die 3. Etappe über 160,1 Kilometer rund um Zeewolde für

03.09.2025Wiebes holt sich auf Windkantenetappe ihren zweiten Sieg

(rsn) – Auftaktsiegerin Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat auch am zweiten Tag der 27. Simac Ladies Tour (2.WWT) zugeschlagen. Die Europameisterin aus den Niederlanden setzte sich über 124,5 K

Weitere Radsportnachrichten

15.09.2025UCI äußert “völlige Ablehnung und tiefe Besorgnis“ nach Vuelta-Chaos

(rsn) – Lange Zeit war während der Vuelta nichts von der UCI zu hören. Der Weltverband berief sich auf seine politische Neutralität und hielt sich raus, während bei einem der wichtigsten Wettbew

15.09.2025“Das war organisiertes Verbrechen“, “Sie waren fast wie wilde Tiere“

(rsn) – Die Vuelta Espana 2025 wird als besonders in die Geschichte eingehen. Nicht unbedingt aufgrund der sportlichen Auffälligkeit, wenngleich Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) unter ande

15.09.2025Cofidis-Profi Robeet mit Schlaganfall ins Krankenhaus

(rsn) - Für Mick van Dijke (Red Bull - Bora - hansgrohe) ist die Saison mutmaßlich beendet. Der Niederländer ist am Samstag in seiner Heimat bei einer Trainingsausfahrt gestürzt und brach sich dab

15.09.2025Vuelta-Chef Guillén spricht von “absolut inakzeptablen“ Verhältnissen

(rsn) – Dass Sport und Politik selten harmonieren, ist keine neue Erkenntnis. In der Dimension der auftretenden Probleme hat die Vuelta a Espana aber zumindest in Radsport-Verhältnissen gemessen

15.09.2025Pidcock strahlt neben Vingegaard: Wo geht die Reise hin?

(rsn) – Thomas Pidcock (Q36.5 Pro Cycling Team) hat bei der 80. Ausgabe der Vuelta a España Geschichte geschrieben. Sein dritter Gesamtrang in Spanien bescherte zum zweiten Mal in diesem Jahrtausen

15.09.2025Vingegaard & Co. am Hotelparkplatz auf Kühlboxen geehrt

(rsn) - Die pro-palästinensischen Proteste, die am Sonntag für ein vorzeitiges Ende der Vuelta 2025 sorgten, hatten nicht nur die letzte Etappe auf dem Gewissen, sondern auch die offizielle Siegereh

15.09.2025Zwischen Stolz und Unvollendung: Vingegaards seltsamer Triumph

(rsn) – Jonas Vingegaard (Team Visma – Lease a Bike) hat die 80. Ausgabe der Vuelta a España und damit die dritte Grand Tour seiner Karriere gewonnen. Vor João Almeida (UAE - Emirates – XRG/+1

15.09.2025Mattheis gewinnt Bergankunft am Lushan Mountain

(rsn) – Die elftägige Tour of Poyang Lake (2.2) durch Zentralchina hätte für das Team Bike Aid und vor allem für Oliver Mattheis kaum besser starten können. Der 30 Jahre alte Kletterer des deut

15.09.2025Riccitello schließt sich Decathlon an

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

15.09.2025Bock gewinnt Finale in Wenholthausen – Theiler sichert sich Bundesliga-Gesamtsieg

(rsn) - Mit dem Rennen in Wenholthausen ist die Rad-Bundesliga 2025 zu Ende gegangen. Der Wettkampf, der zugleich als Deutsche Bergmeisterschaft gewertet wurde, bot wie gewohnt einen harten Kampf. De

15.09.2025Die Strecken für die Straßenrennen bei der WM 2025 in Ruanda

(rsn) – Die Straßenrennen bei den Weltmeisterschaften 2025 in Ruanda haben es in sich. Vor allem die nackten Zahlen sprechen bereits Bände und suggerieren Titelkämpfe, die nur unter reinen Bergsp

15.09.2025Die Zeitfahrstrecken bei den Weltmeisterschaften in Ruanda

(rsn) – Im hügelig-bergigen Kigali gibt es kaum flache Straßen. Und so sind auch die Einzelzeitfahren sowie die Mixed-Staffel bei den Weltmeisterschaften in Ruanda wirklich schwere Prüfungen. Wir

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine