Im Sprint nach hartem Rennen eine Klasse für sich

Vos feiert nach sieben Jahren Pause endlich den 4. Binda-Sieg

Von Felix Mattis aus Cittiglio

Foto zu dem Text "Vos feiert nach sieben Jahren Pause endlich den 4. Binda-Sieg"
Marianne Vos (CCC - LIV) freut sich über ihren vierten Sieg bei der Trofeo Binda | Foto: Cor Vos

24.03.2019  |  (rsn) - Zum insgesamt vierten Mal in ihrer Karriere, aber zum ersten Mal seit sieben Jahren hat Marianne Vos (CCC - Liv) in Cittiglio die Trofeo Alfredo Binda gewonnen. Die 31-Jährige sprintete am Ende des dritten WorldTour-Rennens der Saison in der Lombardei zu einem souveränen Sieg vor Amanda Spratt (Mitchelton - Scott) sowie Cecilie Uttrup Ludwig (Bigla) und jubelte trotz der ansteigenden Zielgeraden bereits deutlich vor der Linie.

"Es war früh, ja. Aber ich sah, dass ich eine höhere Geschwindigkeit hatte und war mir sicher, dass niemand mehr an mir vorbeikommen würde", so die Niederländerin im Sieger-Interview. "Am Start konnte ich natürlich noch nicht so sicher sein. Aber wir haben diesen Sieg als Ziel gehabt und ich bin froh, dass es geklappt hat."

Vos war innerhalb der letzten zehn Kilometer des 131 Kilometer langen Rennens östlich des Lago Maggiore am letzten Anstieg in eine achtköpfige Gruppe gesprungen, der neben Spratt und Ludwig auch ihre Teamkollegin Ashleigh Moolman-Pasio sowie die polnische Titelverteidigerin Katarzyna Niewiadoma (Canyon - SRAM) angehörten. In der Abfahrt von der Bergwertung in Orino ging in der Gruppe eine Attacke nach der anderen, aber Vos und Moolman-Pasio wehrten jeden Angriff ab, bis die Südafrikanerin auf den letzten 1,5 Kilometern die Führungsposition nicht mehr abgab und so den Sprint für Vos vorbereitete.

Rivera-Gruppe schafft Anschluss einen Tick zu spät

Allerdings näherte sich von hinten mit großen Schritten eine rund 25 Frauen starke weitere Gruppe, die vom Team Sunweb angeführt wurde, um Coryn Rivera noch nach vorne zu bringen und der Binda-Siegerin von 2017 einen erneuten Sprint-Coup zu ermöglichen. Die Gruppe schloss die Lücke in der letzten Kurve 300 Meter vor dem Ziel, doch Rivera und Co. konnten die 25 Meter Rückstand vom Gruppenende zur vorne davonspurtenden Vos nicht mehr aufholen.

Die wiederum hatte von dem Zusammenschluss gar nichts mitbekommen. "Ich habe im Finale nicht mehr nach hinten geguckt und war selbstbewusst, als es um die letzte Kurve ging. Es ist immer ein harter Sprint hier. Aber ich hatte keine Ahnung, was von hinten kam", so Vos.

Hinter Vos, Spratt und Ludwig sowie der ebenfalls der achtköpfigen Gruppe, die sich am letzten Anstieg gebildet hatte, angehörenden Russin Anastasiia Chursina (BTC City Ljubljana) sprintete die Italienerin Elena Cecchini (Canyon - SRAM) aus der Verfolgergruppe heraus noch auf Rang fünf - vor Teamkollegin Niewiadoma sowie den ebenfalls aus der Verfolgergruppe kommenden Emilia Fahlin (FDJ - Nouvelle Aquitaine Futuroscope) und Rivera.

So lief das Rennen

Bevor in der 18 Kilometer langen, letzten von vier Runden um Cittiglio am drei Kilometer langen Anstieg von Orino durch einen Angriff von Niewiadoma und einen Konter von Ludwig die Favoritengruppe entstand, hatten über die gesamte Distanz unterschiedliche Fahrerinnen mit kurzzeitigen Solos das Rennen bestimmt. Das Tempo des Feldes aber war dauerhaft zu hoch, um eine echte Ausreißergruppe gewähren zu lassen.

Tayler Wiles (Trek - Segafredo) fuhr von rund 90 bis rund 70 Kilometer vor dem Ziel 20 Kilometer lang allein an der Spitze, Grace Brown (Mitchelton - Scott) tat dasselbe direkt im Anschluss bis 41 Kilometer und somit zwei Runden vor Schluss. Ende der vorletzten Runde versuchte Leah Thomas (Bigla) ihr Glück, die zuvor bereits lange zwischen Brown und dem Feld unterwegs gewesen war. Doch die US-Amerikanerin kam nicht weg, und als sie gestellt wurde, attackierte die 22-jährige Niederländerin Demi Vollering (Parkhotel Valkenburg).

Sie fuhr einen Vorsprung von bis zu 44 Sekunden heraus, wurde dann aber vom durch Wiles und Alena Amialiusik (Canyon - SRAM) angeführten Feld gejagt und im letzten Anstieg hinauf nach Orino schließlich gestellt - nur wenige Sekunden bevor Niewiadoma versuchte, ihre siegbringende Attacke aus dem Vorjahr zu wiederholen.

Niewiadoma versucht es wie im Vorjahr

Diesmal aber konnte sich die Polin nicht alleine lösen, sondern wurde von Vos eng markiert und schließlich von insgesamt sieben Frauen begleitet, die sich zwar noch einige Male gegenseitig attackierten, dann aber doch gemeinsam auf die letzten zwei Kilometer kamen. Im Sprint dieser Gruppe war die Niederländerin schließlich die klare Favoritin und wurde dieser Rolle erwartungsgemäß gerecht.

Durch ihren Sieg rückte Vos bis auf zehn Punkte an das WorldTour-Führungstrikot heran, das die in Italien fehlende Europameisterin und Ronde-van-Drenthe-Siegerin Marta Bastianelli (Virtu Cycling) verteidigte. Die WorldTour-Nachwuchswertung führt weiterhin deren Teamkollegin Sofia Bertizzolo an, die das Hellblaue Trikot schon im Vorjahr über beinahe die gesamte Saison getragen und am Ende souverän gewonnen hatte.

Endstand:
1. Marianne Vos (CCC - Liv) 3:27:07 Stunden
2. Amanda Spratt (Mitchelont - Scott) s.t.
3. Cecilie Uttrup Ludwig (Bigla Pro Cycling) s.t.
4. Anastasiia Chursina (BTC City Ljubljana) s.t.
5. Elena Cecchini (Canyon SRAM) + 0:01 Minuten
6. Katarzyna Niewiadoma (Canyon SRAM) + 0:01
7. Emilia Fahlin (FDJ Nouvelle Aquitaine) + 0:01
8. Coryn Rivera (Team Sunweb) + 0:01
9. Soraya Paladin (Alé Cipollini) + 0:01
10. Erica Magnaldi (WNT-Rotor Pro Cycling) + 0:01

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