--> -->
29.10.2020 | Gestern hat der oberitalienische Rennrad-Spezialist C.B.T. in Cuneo sein neues E-Gravelbike "Blade 99" präsentiert, die Schotter-Version seines E-Renners "Arktik 09" (hier der rsn-Artikel dazu). Wir hatten Gelegenheit, ein Vorserien-Modell des brandneuen Gravellers schon vor zwei Wochen während eines dreitägigen Gravel-Camps des Bozner Radbekleidungs-Produzenten Q36.5 am Kalterer See ausführlich zu testen.
Soviel vorab: Kann man sich bei einem E-Renner noch fragen,
ob man das wirklich braucht (solang man nicht in den Bergen wohnt), so stellt sich diese Frage bei einem E-Gravelbike nicht. Denn die Unterstützung bis 25 km/h, die man mit dem Rennrad zumindest auf flachen Strecken eher selten in Anspruch nimmt, die hat auf dem Schotterrad absolut ihren Sinn: Durch den je nach Untergrund oft deutlich höheren Rollwiderstand auf nicht asphaltierten Strecken ist man auch in der Ebene für die zusätzlichen E-Watt meist durchaus dankbar.
Das Blade 99 stellt diese Unterstützung in besonders unauffälliger Form zur Verfügung: Der gut rund um das Unterrohr integrierte Akku fällt kaum ins Auge, ebenso der kleine Nabenmotor im Heck, dessen Durchmesser nicht über Zahnkranz und Scheibenbremse hinausgeht, das schlanke Display am Lenker könnte auch als Navi durchgehen. Lediglich der Bedienungsknopf am Oberlenker zeigt, dass man mit E-Assistenz unterwegs ist.
Dass das Blade tatsächlich kaum als E-Rad auffällt,
demonstrierte der Einsatz am Kalterer See eindrücklich: Der Großteil der Teilnehmer/innen identifizierte das Rad erst dann als E-Bike, wenn bei Anstiegen auf Asphalt das Motorgeräusch hörbar wurde; auf Schotter war der Antrieb durch das Knirschen des Untergrunds nur in den beiden höchsten (von fünf) Unterstützungsstufen zu vernehmen. Lediglich ein paar ebenfalls teilnehmende Kollegen vom Fach enttarnten das Blade anhand des Nabenmotors schnell als E-Rad.
Der Carbon-Spezialist C.B.T. ist stolz darauf, dass vom Rahmen über den neuen, leistungsstarken Naben-Motor bis zum patentierten Akku alles unter ihrer Regie entworfen und konstruiert wurde; zudem ist das Rad (natürlich abgesehen von den Sram-Komponenten) komplett "Made in Italy".
Der Akku wurde vollständig in Cuneo entwickelt,
er ist harmonisch hufeisenförmig ins Unterrohr integriert. Der Vorteil gegenüber vielen integrierten Lösungen der Konkurrenz: Er kann zum Aufladen problemlos vom Rahmen genommen werden; das Rad muss also nicht zum Laden in die Wohnung, so man keine Garage mit Stromanschluss hat. Er wiegt lediglich rund 2300 Gramm, was er auch den gerade mal 1,4
Millimeter dünnen Wänden des Aluminium-Gehäuses verdankt, und hat
eine Leistung von nominal 378 Wattstunden - genug für Runden bis zu 100 Kilometer (je nach Gelände).
Der Motor schiebt in Stufe eins noch recht dezent,
aber durchaus spürbar an; aufschlußreich ist die Anzeige am Display, mit wieviel E-Watt man im Moment unterstützt wird. In der ersten Stufe sind es je nach Gelände in der Regel um 20 bis 50 Watt, was sich auf steilen Anstiegen in der höchsten Stufe auf bis zu 270 Watt steigert.
In den letzten beiden Unterstützungsstufen macht der Motor dann schon ordentlich Druck, wie ich auf unserer Gravel-Runde durch den schönen Naturpark Trudner Horn immer wieder (durchaus dankbar...) feststellen konnte. Die maximale E-Assistenz ist allerdings nur in wirklich steilen Passagen nötig; ich war in der Regel lediglich mit Stufe eins oder zwei unterwegs (bin aber auch konditionell nicht ganz unfit;-). Auch für die im Schnitt um sieben Prozent steile Schotter-Auffahrt zum 1989 Meter hohen Jochgrimm war Stufe zwei weitgehend ausreichend; der Motor spendiert dann zwischen 40 und 70 zusätzliche Watt.
In der stellenweise spektakulären Abfahrt vom Jochgrimm,
unterhalb des Weißhorns, zeigte sich dann allerdings, dass das Blade eben doch ein auf Gravel umgerüstetes Rennrad ist: In den tiefen Schotter-Passagen sanken die montierten 30-mm-Crossreifen recht weit ein, und machten das Fahrgefühl ziemlich schwammig - definitiv nix für Einsteiger, und nur durch mehr Tempo zu kompensieren. In der Serien-Version sind laut C.B.T. zwar 32-mm-Gravel-Reifen aufgezogen - die zwei Millimeter mehr werden aber keinen großen Unterschied machen. Und breitere Reifen erlaubt der Rahmen nicht.
Das ist aber auch schon der einzige echte Kritikpunkt. Ansonsten ist das Fahrverhalten tadellos - vor allem auf Asphalt, bei manchen Gravelbikes eher ein Schwachpunkt: In der langen Abfahrt von Oberbozen, nach unserer schönen Samstags-Tour zu den "Stoananen Mandln" am Tschögglberg, hatte ich auf den kurvigen Straßen unterhalb des Ritten trotz Geschwindigkeiten bis über 80 km/h nie das Gefühl, unsicher unterwegs zu sein.
Die 160-mm-Bremsen, wie die übrigen Komponenten
aus der Apex-Gruppe von Sram, funzten klaglos und gut dosierbar, die Schwalbe-Crossreifen waren erstaunlich unschwammig, wohl auch bedingt durch den (im Vergleich mit breiteren Gravel-Reifen) vergleichsweise hohen von mir (83 kg...) aus Sicherheitsgründen gefahrenen Luftdruck von 4,5 bar. Lediglich die Tacho-Anzeige war ab 65 km/h gelegentlich verwirrt, und zeigte immer wieder mal 40 km/h zu wenig an - ein Software-Problem des Vorserien-Modells, das laut C.B.T mittlerweile beseitigt ist.
Was ich leider nicht ausprobieren konnte, war die bereits mit dem E-Renner Arktik vorgestellte neue Steuerung der Tret-Unterstützung nach Herz-Frequenz. Dazu benötigt man eine im Google PlayStore herunterzuladende App, für die mein Mobiltelefon jedoch schon zu alt ist. In Kürze soll das Ganze auch für iOS verfügbar sein, dann werde ich die App auf dem iPhone meiner Frau;-) installieren + ausführlich testen - wird also nachgeliefert...
Die dazu eigens entwickelte Motor-Software
sorgt für die Kommunikation zwischen Smartwatch, HF-Brustgurt und der Power-Einheit, damit der Grad der Tretunterstützung über die eingestellte maximale Herz-Frequenz geregelt werden kann - oder auch dank eines in der Motorsteuerung im Rahmen eingebauten Neigungsmessers basierend auf der Steigung der Straße.
rsn-Bewertung: Das Blade ist ein leichter, schneller E-Graveller, der kaum als Elektrorad zu identifizieren ist. Trotzdem bietet er beste Motor-Unterstützung in fünf Stufen, die sich per App auch je nach Steigung oder Herzfrequenz regulieren lässt. Lediglich die maximal mögliche Reifenbreite von 32 Millimetern schränkt den Einsatzbereich ein: Tiefer Schotter oder schweres Gelände sind nur für erfahrene Crosser gut zu bewältigen. Wer das akzeptiert, wird mit dem Blade jedoch gut zurecht kommen, und seine ansonsten tadellosen Fahreigenschaften im leichten Gelände und auf Asphalt schätzen - nicht weniger den starken Motor und den ausdauernden Akku.
Die Daten
Rahmen: C.B.T. Voll-Carbon, Gewicht 900 Gramm (Rh. 54, lt.Herst.)
Schaltung: Sram Apex 1 HRD 1x11
Bremsen: Sram Apex 1, hydraul. Scheibenbremsen, 160 mm (v, h)
Laufräder: Nix 27.27 Aluminium
Lenker: Deda Gravel 100
Vorbau: Deda Zero
Sattelstütze: Deda Zero
Sattel: Fizik Aliante Gamma
Reifen: Vittoria Terreno TLR, 32 mm
Akku: 380 Wh, abnehmbar; Gewicht 2280 Gramm
Motor: 250 W, bürstenlos; in der Hinterrad-Nabe
USB-Buchse: am Display
Größen: 49, 52, 54, 56, 58 cm
Gewicht: 13,35 kg (Rh. 58; m. Ped.)
Preis: 4320 Euro
Weitere Informationen
C.B.T. Italia snc
Via Genova, 15
12100 Cuneo (CN)
Italien
Fon: 0039/ 171/ 40 238- 0
E-Mail: info@cbtitalia.com
Internet: www.cbtitalia.com
17.05.2024MOUSTACHE DIMANCHE 28 E-ROAD & DIMANCHE 29 E-GRAVELMoustache ist ein französisches Unternehmen, das sich seit der Gründung im Jahr 2011 auf die Herstellung von elektrifizierten Fahrrädern spezialisiert hat. Das Portfolio überstreckt sich von City-
03.06.2023Officine Mattio Santiago AC: Stil in StahlJede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet. Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit neuen, weniger bekannten und auch ungewöhnlichen Sc
17.05.2023Corratec Allroad C1: Vielfältiger EinsatzJede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet. Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit neuen, weniger bekannten und auch ungewöhnliche
15.05.2023KTM X-Strada Prime: Das Singletrail-GravelbikeJede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet. Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit neuen, weniger bekannten und auch ungewöhnlich
12.05.2023Parapera Anemos Masterpiece: Die ultimative Gravel-Race-MachineJede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet. Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit neuen, weniger bekannten und auch ungewöhnlichen Sc
10.05.2023YT Szepter Core 4: Ein Gravelbike zum ShreddenJede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet (siehe die Rubrik "Test" in unserer Menü-Leiste). Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mi
08.05.2023Rennstahl 853 Trail Gravel: Für Trail, Alltag und BikepackingJede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet. Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit neuen, weniger bekannten und auch ungewöhnlichen Sc
11.12.2022Falkenjagd Aristos GT: Schneller, leichter PackeselJede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet (siehe die Rubrik "Test" in unserer Menü-Leiste). Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mi
05.12.2022Vello Gravel: Faltbar auf SchotterJede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet (siehe die Rubrik "Test" in unserer Menü-Leiste). Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit br
23.11.2022Parapera Anemos Masterpiece: Leicht, schnell, agil...Jede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet (siehe die Rubrik "Test" in unserer Menü-Leiste). Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit br
13.08.2021Poison Meskalin Titan Gravel: Psychedelisch...Titan ist das Edel-Metall im Rahmenbau, es hat im Vergleich zu anderen Werkstoffen viele Vorteile: Titan ist doppelt so elastisch wie Stahl - und gilt damit als besonders komfortabel. Es rostet nicht,
09.08.2021Canyon Grail:On CF 8: Der elektrische Pfau "Rad mit Hirschgeweih", "Elefant", "Pfau unter den Gravelbikes" - als das Grail im Frühjahr 2018 als erstes Gravelbike des Versenders Canyon auf den Markt kam, waren die Meinungen der Tester recht g
30.10.2025Allround-Gravelbike vom Laufradhersteller Neues vom Laufradbauer aus dem Münsterland: Bei Leeze weitet man das Sortiment aus und präsentiert das erste Komplettrad der Marke. Das Bomberg GX wird für 1.999 Euro angeboten und wendet sich da
27.10.2025Optimierte Aerodynamik – nicht nur für Profis Mit dem 2026er Filante stellt der traditionsreiche Hersteller eine Rennmaschine vor, die von der engen Kooperation mit dem Team Groupama-FDJ profitiert. Und auch die französischen Profis haben wa
23.10.2025Spare jetzt beim Indoor Training Es muss nicht immer die „S-Works-Klasse“ sein – auch ein Renner mit 105 Di2 ist schnell und macht viel Spaß. Und auch anderswo im Radsport kann man sparen, etwa beim Indoor-Training. Mit icTr
22.10.2025Neuer Metron TFA EVO Basislenker und TFE EVO Full-Carbon-Aufsatz Vision und der Triathlon- bzw. Zeitfahrsport sind seit Jahrzehnten eng miteinander verbunden. Bereits in den 1990er-Jahren erkannte man die besonderen Anforderungen dieser aufstrebenden Sportarten und
17.10.2025Dein Schlüssel zu mehr Leistung Mit dem PRECISION 3+ bringt 4iiii seinen bisher fortschrittlichsten Powermeter auf den Markt – entwickelt für Athleten, die keine Kompromisse machen. Ultraleicht, kompakt und mit der praktischen Ap
16.10.2025Wahoo Fitness bringt neuen Kickr Bike Pro und Kickr Core 2 Pünktlich zum Start der Indoor-Cycling-Saison bringt Wahoo Fitness jeweils eine neue Version des beliebten KICKR BIKE PRO und des KICKR CORE 2 Smarttrainers auf den Markt. Das aktualisierte "Indoor-C
09.10.2025Realistisch auf der Rolle Um jetzt noch zwei Stunden bei Helligkeit trainieren zu können, muss man schon um vier den Griffel fallen lassen – und wenn man dann die Haustür hinter sich zuzieht, fängt es garantiert an zu
01.10.2025Von Renneinsatz bis Bikepacking Die Radsportwelt hat dem innovativen Komponentenhersteller viel zu verdanken: Die ersten Kurbelgarnituren mit kleineren Übersetzungen stammen ebenso von FSA wie Lenker mit weniger tiefem Bogen.
24.09.2025Carbon-Radsatz im Grenzbereich von Road und Gravel Gravel? Straße? Oder beides? Mit dem SC48 i25 nimmt Vision seiner Kundschaft die Entscheidung ab. Der neue Carbon-Radsatz versteht sich als Grenzgänger zwischen den zwei Disziplinen – stabil gen
18.09.2025Scharf schneiden, schonend quetschen Die Ära der per Seilzug bedienten Fahrräder geht zwar so langsam zu Ende, doch noch sind genug mechanische Schaltsysteme auf dem Markt, um die Investition in dieses Werkzeug zu rechtfertigen, das vo
15.09.2025Jetzt auch Schläuche mit dem neuen Ventil Schwalbe Clik Valve Jetzt auch Schläuche mit dem neuen Ventil Wie man etwas neu erfindet, das nie hinterfragt wird, hat Reifenspezialist Schwalbe im vergangenen Jahr mit dem Schwalbe Clik Valve
10.09.2025Innovatives Schaltsystem für Rennrad und Gravelbike Die Kombination aus Kettenschaltung und Getriebenabe ist nicht neu – doch nie zuvor wurde das System so konsequent umgesetzt wie in der TRP Vistar. Der Komponentenhersteller, der ursprünglich a