“Radfahren ist eine komplexe körperliche und psychomentale Leistung“

Alkohol am Rad: Risiken und Nebenwirkungen

Von Susanne Herda

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| Foto: Tourism Baleares

29.12.2017  |  Wer fährt, der trinkt nicht, und wer trinkt, der fährt nicht. Das gilt auch für Fahrradfahrer, und sollte gerade jetzt in der Zeit um Neujahr beachtet werden: Wer als Radler Alkohol trinkt, sollte sein Fahrrad lieber nach Hause schieben, oder stehen lassen, rät die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfall-Chirurgie e.V. (DGOU).

Fahrradfahren ist eine sehr komplexe körperliche
und psychomentale Leistung. Der Radler benötigt Gleichgewichtssinn und Reaktionsfähigkeit. Beides wird durch Alkoholkonsum beeinträchtigt.

„Die wenigsten können einschätzen, ab welchem Blutalkohol-Wert sie nicht mehr sicher auf dem Fahrrad unterwegs sind. Die meisten überschätzen sich, und bringen damit sich und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr“, sagt Professor Reinhard Hoffmann, stellvertretender Generalsekretär der DGOU.

Laut Statistischem Bundesamt verunglückten
im Jahr 2013 insgesamt 71 420 Fahrradfahrer im Straßenverkehr. 3432 von ihnen standen unter Alkohol-Einfluss. Allerdings gehen die Experten bei alkoholbedingten Fahrrad-Unfällen von einer hohen Dunkelziffer aus.

In Deutschland gilt für Fahrradfahrer im Straßenverkehr ein Alkohol-Grenzwert von 1,6 Promille. Bis zu diesem Wert bleiben Fahrradfahrer grundsätzlich straffrei, solange sie den Verkehr nicht gefährden, oder sichtbare Ausfallerscheinungen zeigen.

Ist das der Fall, beispielsweise weil der zweirädrige
Verkehrsteilnehmer starke Schlangenlinien fährt, kann bereits bei einem Blutalkohol-Wert ab 0,3 Promille ein Straftatbestand vorliegen.

Orthopäden und Unfall-Chirurgen sehen den Wert der absoluten Fahruntüchtigkeit von 1,6 Promille für Fahrradfahrer kritisch: „Ausfallerscheinungen gibt es schon bei niedrigeren Blutalkohol-Werten. Betroffene können nicht mehr richtig einschätzen, wie weit andere Verkehrsteilnehmer entfernt sind, oder mit welchem Tempo sie auf ihn zukommen. Außerdem sind die Schutz-Reflexe im Fall eines Sturzes eingeschränkt“, sagt Christian Juhra, Mitglied der "Sektion Prävention" der DGOU.

Juhra ist Facharzt für Chirurgie sowie Notarzt,

und arbeitet als Fahrrad-Unfallforscher am Universitätsklinikum in Münster (UKM). Die Fahrradunfall-Studien des UKM und der Polizei Münster haben gezeigt, dass schon einfache Stürze unter Alkohol-Einfluss zu Verletzungen führten, die stationär behandelt werden mussten. Zudem war die Mehrzahl der alkoholisierten Verkehrsteilnehmer Fahrradfahrer.

Auch für Autofahrer gilt bei Auffälligkeiten die 0,3-Promille-Grenze. Allerdings begehen sie im Unterschied zu den Radlern ab einem Blutalkohol-Wert von 0,5 Promille schon eine Ordnungswidrigkeit; der Wert für die absolute Fahruntüchtigkeit liegt bei 1,1 Promille.

„Die unterschiedlichen Promille-Grenzen
zwischen Auto- und Radfahrern führen zu einem falschen Bewusstsein. Viele lassen richtigerweise das Auto stehen, nehmen dann aber das Fahrrad, um zur Party hin und wieder zurück zu kommen. Sie riskieren schwere Verletzungen, wenn sie alkoholisiert stürzen“, sagt Juhra.

Unfall-Chirurgen kennen solche schweren Verletzungen aus der täglichen Praxis. Besonders häufig sind Verletzungen an Armen und Beinen, die zirka 60 Prozent ausmachen, gefolgt von Verletzungen am Kopf mit rund 25 Prozent (1).

Quellen:
(1) Bicycle accidents – Do we only see the tip of the iceberg? A prospective multi-centre study in a large German city, combining medical and police data; Injury. 2012 Dec; 43/12: 2026-34

Susanne Herda
ist Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfall-Chirurgie (DGOU) e.V. in Berlin

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