E3 Classic: Van Aert nach Sturz Dritter, Politt auf 7

Van der Poel attackiert, imponiert und triumphiert in Harelbeke

Von Kevin Kempf

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Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) hat die 66. E3 Saxo Classic gewonnen. | Foto: Cor Vos

22.03.2024  |  (rsn) – Er ritt Attacke um Attacke – und am Paterberg konnte Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) den Widerstand seiner Konkurrenten endlich brechen und nach 207 Kilometern, von denen er die letzten 42 Kilometer solo absolvierte, zum ersten Mal die E3 Saxo Classic (1.UWT) gewinnen. Dritter wurde Wout van Aert (Visma – Lease a Bike), der kurz vor dem entscheidenden Angriff im Anstieg stürzte, die Verfolgergruppe danach einholte, diese am Kwaremont abhängte und van der Poel fast noch gestellt hätte. Im Finale wurde der entkräftete Titelverteidiger von Jasper Stuyven (Lidl – Trek) eingeholt und im Sprint um Platz zwei geschlagen.

Mit Tim Wellens (UAE Team Emirates) wurde ein weiterer Belgier Vierter vor dem Italiener Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike). Der Ecuadorianer Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) erreichte das Ziel auf Rang sechs und damit eine Position vor Nils Politt (UAE Team Emirates), dem besten deutschen Profi.

Nach dem zehnten Rang bei Mailand-Sanremo (1.UWT) gelang van der Poel in Harelbeke der zweite Erfolg im Regenbogentrikot. “Dieser Sieg tut mir enorm gut. Den E3 hatte ich noch nicht auf meiner Liste, ich freue mich, das geändert zu haben- vor allem über die Art und Weise, wie ich das getan habe“, strahlte der Niederländer im Ziel-Interview.

Am Taaienberg 80 Kilometer vor dem Ziel griff er zum ersten Mal an, 40 Kilometer unkontrolliertes Chaos folgten, bis sich van der Poel am Paterberg endgültig löste. Eine Zusammenfassung der Ereignisse? Unmöglich! “Dafür ist einfach viel zu viel passiert! Aber die Mannschaft hat wieder fantastisch gearbeitet. Nach dem Taaienberg war die Gruppe noch ziemlich groß. Danach habe ich mir meine Momente ausgesucht, um das Rennen schwer zu machen“, blickte van der Poel zurück.

Am Taaienberg profitiert van der Poel von einem Sturz hinter ihm

Am Paterberg profitierte er von einem Sturz einige Positionen hinter ihm, bei dem auch van Aert, der einzige Fahrer, der alle Attacken des späteren Siegers bis dahin beantworten konnte, zu Boden ging. “War das Wout? Ich habe nur gehört, dass es hinter mir einen Sturz gab“, so van der Poel , der noch einen weiten Weg als Solist vor sich hatte.

Und sein großer Gegner machte es anschließend spannend, denn 30 Sekunden Rückstand verwandelte er in kurzer Zeit in derer elf. “Ich dachte, dass er wieder rankommt. Ich bin in der Phase die Wattzahlen gefahren, die ich fahren konnte – und zum Glück habe ich mich letztendlich behauptet“, bilanzierte van der Poel, dessen Team mit Mailand-Sanremo, Classic Brugge-De Panne und der E3 Saxo Classic jetzt drei WorldTour-Eintagesrennen in Serie gewonnen hat.

Verfolger van Aert wurde auf den letzten 15 Kilometern noch vom Mann mit dem Hammer erwischt und auf den letzten fünf Kilometern von Stuyven eingeholt. “Obwohl wir Matteo am Hinterrad hatten, sind wir zu viert gut weitergefahren“, meinte der Flame mit Blick auf die Phase, als sein Quintett den Rückstand auf van Aert geschlossen hat. Die letzten Meter überbrückte er selbst. Seine Mannschaft war rund um Harelbeke die stärkste des gesamten Feldes, statt Mads Pedersen sorgte Stuyven dann aber für das erhoffte Spitzenergebnis. “Das sagt aber nichts für die nächsten Rennen. Wir haben einfach ein tolles Team mit Mads, Toms (Skujins) und mir“, resümierte der 31-Jährige.

Auch die Deutschen wussten zu überzeugen. Niklas Märkl (dsm-firmenich – PostNL), Jannik Steimle (Q36.5) und Emil Herzog (Bora – hansgrohe) gehörten zur zehnköpfigen Gruppe des Tages. Das Abenteuer des Bora-Neoprofis endete am Kwaremont in der van-Aert-Gruppe im Straßengraben, als van der Poel schon weg war.

Politt zeigte sich in dieser Phase stark und schaffte den Sprung in eine zehnköpfige Gruppe, die um Platz drei kämpfte. Als diese sich teilte, verpasste der Hürther allerdings den Anschluss. Im Finale konnte Politt sich in einer neu formierten Vierergruppe behaupten, aus der heraus er den Sprint um Rang sieben gewann.

So lief die E3 Saxo Classic:

Bevor sich die ersten Fahrer lösen konnte, gab es schon einen größeren Sturz, in den nach sieben Kilometern unter anderem Dylan van Baarle (Visma – Lease a Bike) und Alberto Bettiol (EF Education – EasyPost) verwickelt waren. Während die beiden Mitfavoriten weiterfahren konnten, mussten unter anderem der Stuttgarter Alexander Krieger (Tudor) und der Norweger Per Strand Hagenes (Visma – Lease a Bike) das Rennen aufgeben.

Die erste nennenswerte Gruppe bildete sich nach 57 Kilometern, als sich Steimle, Herzog und Lorenzo Milesi (Movistar) vom Peloton lösten. Zum Trio vor stießen noch Märkl, Mathis LeBerre (Arkéa – B&B Hotels), Sander de Pestel (Decathlon – AG2R La Mondiale), Rémi Cavagna (Movistar), Ivo Oliveira (UAE Team Emirates), Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) und Jelle Vermoote (Bingoal – WB), so dass insgesamt zehn Fahrer die Spitze des Rennens bildeten.

Im einsetzenden Regen bekam die Gruppe maximal 4:45 Minuten Vorsprung. Schon 100 Kilometer vor dem Ziel machte das Feld ernst, zunächst erhöhte Groupama – FDJ die Schlagzahl, vor der Einfahrt zum Knokteberg schlossen sich weitere Mannschaften der Tempoarbeit an. Vor der Kombination aus Kortekeer und Taaienberg attackierte van der Poel ein erstes Mal. Die direkt hinter ihm folgenden Mads Pedersen und Stuyven (beide Lidl – Trek) sowie van Aert konnten dem Weltmeister nicht folgen, auf dem Hochplateau wurde der aber von rund 30 Fahrern gestellt.

Das Streckenprofil der 66. E3 Saxo Classic | Foto: Veranstalter

Am Boigneberg griff van der Poel erneut an und nach einigen Scharmützeln auf den nächsten Kilometern lief die Gruppe erneut zusammen. Als van der Poel am Stationsberg ein weiteres Mal in die Offensive ging, konnte nur van Aert mit größter Mühe folgen. Der Vprjahressieger führte jedoch kaum mit, was van der Poel verärgerte.

Er hielt die Beine ebenfalls still, wodurch die ersten Verfolger wieder herankamen. Oier Lazkano (Movistar) und Jorgenson schafften dann den Sprung zu den noch sechs Spitzenreitern, zu denen weiterhin Steimle und Märkl gehörten. Politt und Stefan Küng (Groupama – FDJ) versuchten es wenig später ebenfalls und schafften 47 Kilometer vor dem Ziel am Kapelberg den Anschluss.

Dort ließ Lazkano seine Begleiter zurück. Pedersen griff an, teilte die Favoritengruppe und holte bis auf den Spanischen Meister alle Ausreißer ein. Lazkano wurde mit noch 43 zu fahrenden Kilometern am Paterberg gestellt. Während van Aert am Straßenrand zu Fall kam, griff van der Poel ein weiteres Mal an und diesmal konnte er sich entscheidend absetzen.

Van Aert ging im Finale die Puste aus

Van Aert hatte im kurzen Zwischenstück den Anschluss an die Gruppe vor ihm wieder geschafft. Am Kwaremont ließ er alle Konkurrenten hinter sich und lag 39 Kilometer vor dem Ziel 33 Sekunden hinter van der Poel. Auf den nächsten Kilometern kam er bis auf elf Sekunden an den Spitzenreiter heran, doch an der Karnemelkbeekstraat 32 Kilometer vor dem Ziel drehte van der Poel auf und vergrößerte seinen Vorsprung wieder.

Dieser Trend setzte sich auf den nächsten flachen Kilometern fort. Hinter van Aert teilte sich die zehnköpfige Verfolgergruppe um Politt, wobei der Deutsche Zeitfahrmeister nicht mit Jorgenson, Stuyven, Narvaez , Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) und seinem Teamkollegen Wellens mitgehen konnte. Dieses Quintett schob sich langsam an van Aert heran, dem sichtlich die Kräfte ausgingen. 6,5 Kilometer vor dem Ziel fuhr Stuyven seinen Begleitern weg. Jorgenson, Narvaez und Wellens versuchten den Belgier zurückzuholen, wogegen Girmay passen musste.

Knapp fünf Kilometer vor dem Ziel kam Stuyven an seinen Landsmann heran und bildete im Finale ein Verfolgerduo, das zwar nicht mehr näher an van der Poel herankam, aber mit vereinten Kräften die drei Verfolger auf Abstand hielt. Während der Weltmeister schon frühzeitig jubeln konnte, fehlte van Aert im Zielsprint gegen Stuyven die Kraft. Jorgenson griff unter dem Teufelslappen an, wurde im Kampf um Rang vier aber von Wellens noch überholt.

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