RSNplusFahrer des Monats März

Walscheid: Erst Höhenflug, dann Horrorunfall

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Walscheid: Erst Höhenflug, dann Horrorunfall"
Max Walscheid (Cofidis) | Foto: Cor Vos

31.03.2022  |  (rsn) - Hinter Max Walscheid (Cofidis) liegt ein turbulenter Monat. Zunächst startete er voll durch und feierte seinen ersten Saisonsieg, dann jedoch wurde der Heidelberger durch einen schweren Trainingssturz abrupt ausgebremst.

Auch wenn Walscheid bei den großen Klassikern Gent - Wevelgem und Dwars door Vlaanderen fehlte, konnte die Konkurrenz im Ranking nicht mehr am Cofidis-Neuzugang vorbeiziehen. Mit insgesamt 111 Punkten ist Walscheid unser Fahrer des Monats, gefolgt von den Schweizern Stefan Küng (Groupama - FDJ) und Marc Hirschi (UAE Team Emirates), die es auf 68 respektive 55 Punkte brachten.

Walscheid blieb zu Monatsbeginn noch ohne zählbaren Erfolg. Bei Le Samyn (1.1) belegte er Rang 32, bei der anschließenden Fernfahrt Paris-Nizza stellte er sich in den Dienst von Bryan Coquard und verließ das Rennen vorzeitig, um sich auf seine ersten persönlichen Highlights vorzubereiten.

___STEADY_PAYWALL___ Und das zahlte sich aus. Bei Nokere Koerse (1.Pro) musste sich der 1,99 Meter große Walscheid am Nokereberg im Bergaufsprint über Kopfsteinpflaster nur Tim Merlier (Alpecin - Fenix) geschlagen geben. Beim GP Denain (1.Pro) am folgenden Tag war aber kein Fahrer stärker als Walscheid.

Beim GP Denain platzte der Knoten: Walscheid bejubelt seinen ersten Sieg im Cofidis-Trikot. | Foto: Cor Vos

"Ich war das Rennen noch nie gefahren, aber mein Team sagte mir, dass sei heute genau mein Ding, insofern war ich schon optimistisch. Anfangs des Rennens habe ich mich aber gar nicht so super gefühlt und dachte, dass einige andere doch ganz schön schnell fahren können", blickte er gegenüber radsport-news.com auf den 17. März zurück.

In De Panne nur knapp am Podium vorbei

In sein drittes Rennen in Folge ging er ebenfalls mit großen Ambitionen, doch bei der Bredene Koksijde Classic (1.Pro), die Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) gewann, hatte Walscheid mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Der 44. Platz rührte nach Walscheids Worten aber nicht vom Kräfteverschleiß bei den beiden vorangegangenen Einsätzen.

"Ich habe mich erstaunlicherweise während des Rennens besser gefühlt als in Denain. Wir haben die Positionierung im Finale verpasst“, erklärte er und konkretisierte: “Ich hatte 1500 Meter vor dem Ziel in vorderer Position noch meinen Anfahrer, wir haben uns dann aber völlig einbauen lassen und sind nicht losgekommen, als die Konkurrenz von hinten kam. An der Flamme Rouge war mein Finale gelaufen. Sehr frustrierend.“

Umso besser lief es dann aber wenige Tage später bei Brügge - De Panne, wo Walscheid auf WorldTour-Niveau sein Können unter Beweis stellte. Beim Sieg von Merlier sprintete der gebürtige Neuwieder auf Rang vier, allerdings wäre aufgrund der hohen Endgeschwindigkeit auch das Podium möglich gewesen. Nur fand Walscheid im Finale keine Lücke mehr. Der spontane Frust darüber war ihm beim Überqueren des Zielstrichs deutlich anzumerken.

Bei Brügge-De Panne war Walscheid im Finale eingebaut und fand trotz hoher Endgeschwindigkeit zu spät seine Weg nach ganz vorn. | Foto: Cor Vos

"Das war eher dem Moment geschuldet als einer generellen Haltung. Ich hatte auf den letzten 100 Metern mehr Speed in den Beinen als ich auf die Straße bringen konnte. Es gab für mich keine Lücke und es gibt nichts Schlimmeres, als im Sprint nicht alles geben zu können und noch `mit Reserve‘ über die Linie zu fahren", begründete Walscheid seinen Ärger.

Ein schwerer Trainingsunfall unterbrach abrupt den Lauf

Eine Spitzenplatzierung hätte er nur zu gerne bei Gent-Wevelgem oder Dwars door Vlaanderen angepeilt. Doch der schwere Trainingsunfall, bei dem ihm eine Autofahrerin die Vorfahrt nahm, er über die Windschutzscheibe durch die Luft gewirbelt wurde und in einem Graben landete, machte alle Ambitionen zunichte.

"Ich hätte es sehr interessant gefunden, bei diesen Rennen zu starten. Klar habe ich mir etwa Gent-Wevelgem am Sonntag angeschaut und mich gefragt, was ich hätte erreichen können. Dwars door Vlaanderen lief letztes Jahr gut, ich war allerdings Helfer für Nizzolo. Dieses Jahr hätte ich freie Fahrt gehabt und hatte mir einiges vorgenommen", so Walscheid.

Und auch auf sein Frühjahrshighlight Paris - Roubaix, wird er wohl verzichten müssen. Zu 100 Prozent ausgeschlossen ist ein Start zwar nicht, da die Verletzungen erfreulicherweise weniger schwerwiegend sind als im ersten Moment befürchtet. "Ich hatte bei dem Unfall tatsächlich sehr viel Glück, nicht schwerer verletzt zu werden. Es war extremes Pech, überhaupt überfahren zu werden. Ich hatte nichts falsch gemacht, keinerlei Risiko genommen, sondern war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort", meinte der Allrounder.

Doch wahrscheinlicher als die Teilnahme am dritten Monument des Jahres scheint als Vorsichtsmaßnahme eine längere Pause. "Nicht teilzunehmen wäre extrem enttäuschend. Ich denke, dass bei dem Rennen alles möglich wäre", so Walscheid, der im vergangenen Oktober Zwölfter bei Paris-Roubaix wurde und diesmal bei der Rückkehr des Frühjahrsklassikers an den April-Termin sogar zu den Favoriten gezählt hätte.

Im vergangenen Oktober wurde der Heidelberger nach einer straken Vorstellung Zwölfter bei Paris-Roubaix. Diesmal wird Walscheid nach einem Trainingsunfall wohl fehlen. | Foto: Cor Vos

Höheres “Standing“ im Team und im Peloton

Auch wenn der März für ihn mit einem Schockmoment endete, nimmt Walscheid viel Positives dem vergangenen Monat mit. Sein “Standing“ sowohl bei seiner neuen Mannschaft als auch im Feld seien gestiegen. "Im Peloton habe ich mich über das viele Lob sehr gefreut", berichtete der Cofidis-Profi.

Viel wichtiger war aber die eigene Erkenntnis darüber, was in ihm steckt. "Ich glaube nicht, dass ich so in der Vergangenheit hätte fahren können. Ich hatte nicht das Gefühl, die Form komplett ausgereizt zu haben, das hätte in Roubaix der Fall sein sollen, ich habe mich aber subjektiv definitiv stärker als in der Vergangenheit gefühlt", berichtete er.

Auf dem Weg zurück in den Wettkampfmodus dürfte Walscheid die Erinnerung an seinen schweren Trainingssturz aus dem Jahr 2016, nach dem er sich schon einmal zurückgekämpft hatte, zusätzliche Moral verleihen. "Das war auch ein schlimmer Unfall, auch da sind wir schuldlos überfahren worden. Ich hatte in meiner Laufbahn gerade am Anfang einige Rückschläge, neben dem Unfall auch Krankheiten. Das hat sich super stabilisiert in den letzten Jahren und ich bin mir absolut sicher, dass ich nicht nur da weiter mache, wo ich im März war, sondern dass es noch weiter geht!", betonte er.

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.10.2022Kanter imponierte mit Lockerheit und Zielstrebigkeit

(rsn) – In seiner Zeit bei DSM blieb Max Kanter eine Podiumsplatzierung noch verwehrt. Im Trikot von Movistar, bei dem er seit Anfang des Jahres unter Vertrag steht, konnte der gebürtige Cottbuser

01.09.2022Haller: “Hamburg war für mich nicht als Highlight geplant“

(rsn) - Marco Haller (Bora - hansgrohe) ist im August unser Fahrer des Monats. Durch seinen sensationellen Sieg bei den Bemer Cyclassics in Hamburg, wo er Wout Van Aert (Jumbo - Visma) im Sprint hinte

04.08.2022Bei der Tour entledigte sich Jungels aller Sorgen

(rsn) – Bob Jungels (AG2R Citroën) hat bei der 109. Tour de France eine sportliche Wiederauferstehung gefeiert. Der Luxemburger, der die letzten Jahre mit gesundheitlichen Problemen, genauer gesag

05.07.2022Bei der Belgien-Rundfahrt hielt Schmid dem Druck stand

(rsn) – Hinter Mauro Schmid (Quick-Step Alpha Vinyl) liegt ein arbeitsreicher Monat. Nach einer turbulenten Schlussetappe feierte der Schweizer seinen ersten Rundfahrtsieg bei den Profis und sammelt

01.06.2022Mäder: Mit nur einem Renntag die meisten Punkte gesammelt

(rsn) - Gerade mal einen Renntag brauchte es für Gino Mäder (Bahrain Victorious), um im Mai Fahrer des Monats und damit Nachfolger seines Landsmanns Stefan Küng (Groupama - FDJ) zu werden. Der Sch

02.05.2022Trotz Bronchitis eine nahezu perfekte Klassikerkampagne

(rsn) – Stefan Küng (Groupama – FDJ) bestritt im April zwar nur drei Rennen, die aber so gut, dass der Schweizer sich mit großem Vorsprung unseren Titel des Fahrers des Monats sicherte. Für Ran

02.03.2022Kämna: “Schön zu sehen, dass ich wieder zurück bin“

(rsn) – Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) ist wieder zurück im Peloton – und wie! Nach seiner mehrmonatigen Auszeit vom Radsport fuhr der 25-Jährige im Februar gleich eine Reihe von Spitzenres

Weitere Radsportnachrichten

12.05.2024Highlight-Video der 9. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat auf der 9. Etappe des 107. Giro d’Italia seinen ersten Tagessieg bei einer Grand Tour gefeiert. Der 22-jährige Niederländer entschied nach 214 Kil

12.05.2024Kooj triumphiert in Neapel im Sprint-Krimi vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er noch auf den le

12.05.2024Buchmann erneut kurz vorm Ziel abgefangen - diesmal von Poels

(rsn) – Wie schon an der ersten Bergankunft beeindruckte Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) auch auf der alles entscheidenden 5. Etappe der 45. Tour de Hongrie (2.Pro). Er musste auf den letzten

12.05.2024Vollering stürmt mit 30-km-Solo am letzten Tag ins Gelbe Trikot

(rsn) – Mit einem Solo über gut 30 Kilometer hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) am letzten Tag der 3. Itzulia Women (2.WWT) ihrer Teamkollegin Mischa Bredewold das Gelbe Trikot noch abgenomme

12.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 9. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

12.05.2024Sarnowski fehlen 100 Meter zum ersten UCI-Sieg

(rsn) – Tillman Sarnowski (Embrace The World) hat beim GP de la Ville d`Oran (1.2) in Algerien sein erstes UCI-Podium in einem Eliterennen eingefahren. Der 19-Jährige, 2022 Gesamtsieger der U19-

12.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

11.05.2024Highlight-Video der 8. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die 8. Etappe des 107. Giro d´Italia hätte eine für kletterstarke Ausreißer sein können. Entsprechend groß war der Kampf um die Plätze in der Spitzengruppe zu Beginn und entsprechend

11.05.2024Geschke und Steinhauser beeindrucken in glückloser Gruppe

(rsn) – Zwei Deutsche haben die 8. Etappe des Giro d´Italia quer durchs Apennin in Richtung Bergankunft in Prati di Tivo maßgeblich mitgeprägt: Simon Geschke (Cofidis) und Georg Steinhauser (EF E

11.05.2024Flachetappe in die Hauptstadt der Pizza-Liebhaber

(rsn / ProCycling) – Die Verbindung der Rennorganisatoren RCS mit Neapel scheint in den letzten Jahren besonders eng geworden zu sein. Zum dritten Mal in Folge schlägt der rosa Zirkus seine Zelte i

11.05.2024Teamkollegen überredeten Pogacar, im Apennin auf Sieg zu fahren

(rsn) - Normalerweise sagt im Radsport der Kapitän, wann und wie er auf Sieg fahren will. Das ist sicher auch bei Tadej Pogacar und seinem UAE Team Emirates so. Mit dem Unterschied, dass die Mannscha

11.05.2024Sturz in Spitzengruppe raubte Santic - Wibatech die Siegchance

(rsn) - Bei der Silesian Classic (1.2), einem neuen UCI-Eintagesrennen in Polen, hätte sich das deutsche Team Santic - Wibatech beinahe den Premierensieg gesichert. Nach 160 Kilometern fuhren die be

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Boucles de l´Aulne (1.1, FRA)
  • Boucles de l´Aulne (1.1, FRA)
  • Flèche du Sud (2.2, LUX)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)