RSN Rangliste, Platz 76: Markus Wildauer

Kurz vorm Karriereende blitzte das Talent nochmal auf

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Kurz vorm Karriereende blitzte das Talent nochmal auf"
Markus Wildauer (Team Vorarlberg) | Foto: Reinhard Eisenbauer

03.11.2021  |  (rsn) - Im August zog Markus Wildauer einen Schlussstrich unter seine Karriere. Der 23-Jährige, der in Österreich für die beiden Kontinentalmannschaften Tirol KTM Cycling Team (2017 – 2020) sowie das Team Vorarlberg fuhr, hatte den Spaß und die Leidenschaft am Radsport verloren. Er entschied sich deshalb, ins Berufsleben zu wechseln und beendete einen kurzen, aber durchaus erfolgreichen Lebensabschnitt.

"Ich habe mich einfach gefragt, ob ich das langfristig machen will und das war nicht der Fall. Natürlich hat sicher auch die Pandemie dazu beigetragen, dass mir das klargeworden ist und dass ich mir diese Frage gestellt und beantwortet habe", schilderte der junge Tiroler gegenüber radsport-news.com. Wildauer galt jahrelang als eines der vielversprechendsten Talente des rot-weiß-roten Radsports, gewann 2018 eine Etappe des Baby-Giro und eroberte dort das Rosa Trikot des Leaders. Im selben Jahr holte er auch Bronze im Zeitfahren der U23-Europameisterschaften, es war seine Premierensaison in dieser Altersklasse.

"Damals hatte ich schon Angebote einiger Pro-Continental-Teams vorliegen. Ich war aber noch sehr jung und dachte es ging noch besser", erinnerte er sich. Im Jahr darauf war er sogar mit der World-Tour-Mannschaft UAE Team Emirates in Kontakt: "Es hätte noch ein paar gute Ergebnisse gebraucht, aber ich war oft krank, hatte mir im Winter eine Viruserkrankung eingefangen, die sich dann bis zum April gezogen hat. Es hatte lange gedauert, bis die Topform kam und dann fehlten leider die Ergebnisse."

Während es für Teamkollegen wie Patrick Gamper oder Georg Zimmermann in die World Tour ging, sollte sich Wildauer 2020, in seinem letzten U23-Jahr, noch eine Saison in Tirol unter Beweis stellen. "Dann kam leider Corona und es gab fast keine Rennen, bei denen ich mich zeigen konnte. Ein Highlight wäre dann noch die L’Avenir gewesen, für die ich extra ins Höhentrainingslager gegangen bin und dort erfahren musste, dass sie nicht ausgetragen werden kann", so der Österreicher.

Damit verflüchtigte sich eine weitere große Chance und ein absolutes Saisonhighlight: "Da denkst du dir auch deinen Teil. Am Ende war ich mit vielen Teams noch in Kontakt, aber es ist nicht gut ausgegangen." Hinzu kamen dann auch noch einige Teamzusammenlegungen, welche viele erfahrene Athleten auf den Transfermarkt spülten.

Vierter bei Zeitfahrmeisterschaft, Zehnter in Lugano

Anstatt ins Ausland wechselte Wildauer dann 2021 zum Team Vorarlberg, wo er vor allem kurz vor seinem geplanten Karriereende nochmals liefern konnte. Zwar war seine unmittelbare Vorbereitung auf den Juli durch eine Knieverletzung gebremst, die für eine drei- bis vierwöchige Trainingspause sorgte, trotzdem überraschte der starke Zeitfahrer mit dem vierten Rang hinter Matthias Brändle (Israel Start-Up Nation), Felix Ritzinger (WSA KTM Graz) und Tobias Bayer (Alpecin – Fenix) bei den heimischen Meisterschaften im Kampf gegen die Uhr.

Wenig später landete er beim Grand Prix Citta di Lugano in der Schweiz auf dem zehnten Rang. "Das war sehr witzig, denn eigentlich hatte ich mir schon Ausreden zurechtgelegt, warum es nicht lief. Es war ein wirklich hartes Rennen und ich hatte mich zum Anfang noch nicht wohl gefühlt. Je länger das Rennen dauerte, desto besser ging es dann aber", schilderte Wildauer.

Im schwierigen Ausscheidungsrennen auf dem hügeligen Kurs rund um die Stadt im Tessin wurde das Feld immer kleiner, doch Wildauer hielt brav mit den besten Fahrern des Rennens mit, wie dem späteren Sieger Gianni Moscon (Ineos – Grenadiers) oder Diego Ulissi (UAE Team Emirates). "Bergauf hatte ich dort sicher zu den stärksten Fahrern gezählt und eigentlich wäre fast noch mehr drin gewesen", so Wildauer, der sogar im Finale mehrmals versuchte, mit Attacken die Topstars in Bedrängnis zu bringen.

Wildauer bereut nichts

 "In der letzten Runde haben sie mich dann eingeholt, aber okay, das war schon ein guter Abschluss", meinte der Tiroler, der sein frühes Karriereende nicht bereut: "Mit dieser Entscheidung bin ich vollkommen zufrieden. Ich habe mich als Radsportler nicht mehr zu 100 Prozent wohlgefühlt." Vor allem der Lebensstil als Ausdauersportler engte ihn zu sehr ein. "Du musst dein Gewicht ständig halten und kontrollieren, auf die Ernährung extrem achten. Auch die sozialen Kontakte gehen oft verloren und leider haben auch viele meiner Trainingspartner aufgehört und so waren die Ausfahrten oft ziemlich einsam", resümierte der 23-Jährige.

Als absolute Karrierehighlights zählen für ihn mit Sicherheit der Gewinn des Rosa Trikots als auch die EM-Bronzemedaille. "Die Heim-Weltmeisterschaften waren natürlich auch sehr speziell, denn wann hast du schon die Möglichkeiten auf deinen Trainingsstraßen solche Rennen zu fahren", erinnerte sich Wildauer. Aber auch andere Titelkämpfe haben sich tief in sein Gedächtnis gebrannt: "Ich weiß noch, dass wir in Richmond einen Streckensprecher hatten, der alles wie ein Wrestling-Match kommentierte. Das war stimmungsmäßig das beste Rennen, dass ich je gefahren bin und am Abend gab's ja noch den Titel von Felix Gall zu feiern."

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.12.2021Die radsport-news-Trophäe für den “Fahrer des Jahres“

(rsn) - Zum zweiten Mal in Folge zeichnet radsport-news.com in Zusammenarbeit mit der Kunstgießerei Strassacker Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) als besten Fahrer des Jahres aus. Schon 2020

16.12.2021Vor den Olympischen Spielen lief es deutlich besser als danach

(rsn) – Dank einer herausragenden ersten Saisonhälfte ist es Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) gelungen, sich wie schon 2020 den ersten Platz in der Jahresrangliste von radsport-news.com z

16.12.2021Die Radsport-News-Jahresrangliste 2021 im Überblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr hat Radsport News wieder mit eigenem Punkteschlüssel den besten Fahrer des deutschsprachigen Raumes ermittelt. In unserer Rangliste 2021 finden Sie die Platzierungen all

16.12.2021Das Punkteschema der Jahresrangliste 2021

(rsn) - Damit Sie nachvollziehen können, nach welchen Kriterien die Radsport-News-Jahresrangliste 2021 erstellt wurde, stellen wir Ihnen an dieser Stelle unser Punkteschema vor:Das Punkteschema der R

15.12.2021Nicht nur in den Zeitfahren Top-Leistungen abgerufen

(rsn) - Mit sechs Siegen - fünf davon in seiner Paradedisziplin Zeitfahren - sowie seinem ersten Rundfahrtsieg der Karriere  - blickt Stefan Küng (Groupama - FDJ) auf die bisher erfolgreichste Sais

14.12.2021Das letzte Quäntchen Glück hat gefehlt

(rsn) – Auch wenn er im Jahr 2021 sechs Rennen gewann, so sprach Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) gegenüber radsport-news.com von einer “ein bisschen verlorenen Saison.“ Das lag vor allem

13.12.2021Erfolgserlebnisse auch in einer Saison mit vielen Problemen

(rsn) – Triumphale Siege wie im Vorjahr, als er eine Etappe der Tour de France und den Flèche Wallonne gewann, gelangen Marc Hirschi nach seinem Wechsel von DSM zum UAE Team Emirates nicht. Dennoch

12.12.2021Schachmann wieder “mit Ambitionen“ zu Paris-Nizza

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) wird Ende Januar bei der Mallorca Challenge in die Saison 2022 einsteigen. Das kündigte der Deutsche Meister gegenüber radsport-news.com an. Scha

12.12.2021In einer superstarken Saison einen Kindheitstraum erfüllt

(rsn) - Nils Politt (Bora - hansgrohe) kann in sportlicher Hinsicht auf einen Sommer zurückblicken, wie er im Buche steht. Der Hürther fuhr sich in überragender Manier seinen ersten Etappensieg be

11.12.2021Trotz überragender Ergebnisse nicht ganz zufrieden

(rsn) – Etappensiege beim Giro d`Italia und der Tour de Suisse, dazu der fünfte Platz in der Gesamtwertung der Vuelta a Espana, wo er auch die Nachwuchswertung zu seinen Gunsten entscheiden konnte:

10.12.2021In Saint-Gaudens gelang der große Befreiungsschlag

(rsn) – Ein Tag im Jahr 2021 sticht besonders heraus, wenn die Saison von Patrick Konrad bilanziert wird. Am 13. Juli schrieb der Österreicher Radsportgeschichte, gewann als erst dritter Sportler a

09.12.2021Auch ohne Sieg alles andere als eine schlechte Saison

(rsn) – Erstmals in seiner mittlerweile elf Jahre währenden Profikarriere blieb John Degenkolb (Lotto Soudal) in dieser Saison ohne Sieg. Mit seinen Leistungen und auch den Resultaten konnte der 3

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Pogacar stellt historische Episoden von Pantani und Merckx nach

(rsn) - Tadej Pogacar kopiert bei diesem Giro große Szenen der Vergangenheit. Das qualifiziert ihn für den Radsport-Oscar. Das Rosa Trikot könnte er mit zu viel Spielerei aber auch riskieren. Am

06.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

06.05.2024Thomas: “Der späte Angriff war sicher nicht der Plan“

(rsn) - Letztlich gab es auf der 3. Etappe des Giro d´Italia (2.UWT) zwar den erwarteten Massensprint, doch bis es dazu kam, mussten erst noch Tadej Pogacar und Geraint Thomas nach einem späten Angr

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Highlight-Video der 3. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) - Die 3. Etappe des Giro d´Italia 2024 galt es erster Tag für die Sprinter der diesjährigen Rundfahrt. Doch bevor die schnellen Männer auf der Zielgeradem zum Sprint ansetzen konnten, musste

06.05.2024Ein Hauch von Mailand-Sanremo

(rsn / ProCycling) – Die Fahrt über die Po-Ebene, ein langer Anstieg in der Mitte der Strecke, das Erreichen der ligurischen Küste und Passagen durch malerische kleine Städtchen – es ist eine E

06.05.2024Merlier gewinnt nach später Attacke von Pogacar und Thomas

(rsn) – Am Ende einer komplett verrückten Etappe gewann Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auf dem dritten Teilstück des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den erwarteten Massensprint. Der Belgier war

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)