Vorschau 85. Gent-Wevelgem der Männer

Wasserschlacht mit vielen möglichen Szenarien - und Wind?

Von Felix Mattis aus Wevelgem

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So schön sonnig wie 2022 wird es am Kemmelberg in diesem Jahr nicht werden. | Foto: Cor Vos

25.03.2023  |  (rsn) – Zwei Tage nachdem am Freitag bei der E3 Saxo Classic (1.UWT) in Harelbeke die kletterstärkeren unter den Klassikerjägern im Fokus standen, richtet sich der Blick am Sonntag bei Gent-Wevelgem (1.UWT) eher auf die Sprinter unter ihnen. Denn auch wenn die insgesamt neun Hellingen – darunter drei Mal der Kemmelberg – den flämischen Klassiker durchaus alles andere als leicht machen, so spricht die Historie des Rennens oft für die Ankunft einer großen Gruppe. Und dementsprechend haben die meisten Teams auch sehr sprintorientiert aufgestellt.

Anders als bei den Frauen werden bei den Männern auch die vor einigen Jahren eingeführten Schottersektoren der sogenannten Plugstreets entlang der Gedenkstätten an der Front des 1. Weltkrieges wieder auf dem Programm stehen und in der flachen ersten Rennhälfte geht es außerdem an die Küste nach De Panne zur extrem windanfälligen Moorland-Passage 'De Moeren'.

Im Gegensatz zum Mittwoch bei Brügge-De Panne (1.UWT) sind für den Sonntag bei Dauerregen mit einer Niederschlagswahrscheinlichkeit von 95 Prozent jedoch nur schwächere Winde bei rund 15 km/h angekündigt. Das spricht nicht für ein Windkantenrennen. "Trotzdem wird es aber hart werden", versprach Bahrain-Victorious-Sportdirektor Enrico Poitschke radsport-news.com am Samstag in Wevelgem. "Der ständige Regen und die kalten Temperaturen werden den Fahrern schon zusetzen. Wir setzen daher auf ein schweres Rennen."

Bahrain, Ineos und EF setzen voll auf Attacke

Zwar hat seine Mannschaft mit Nikias Arndt und Jonathan Milan durchaus auch Kandidaten für eine mögliche Sprintankunft in Wevelgem dabei, doch der Kapitän heißt Matej Mohoric. Er und Wout van Aert (Jumbo – Visma) kamen unter den Wevelgem-Teilnehmern mit den steilen Hellingen am Freitag am besten zurecht. Daher dürfte davon auszugehen sein, dass sie auch am Sonntag die drei Kemmelberg-Passagen sowie die je zweimal zu fahrenden Scherpenberg, Baneberg und Monteberg zu Attacken nutzen wollen.

Ganz ohne etatmäßigen Sprinter stehen auch Ineos Grenadiers mit Kapitän Filippo Ganna und dem Deutschen Kim Heiduk oder EF Education – EasyPost mit Alberto Bettiol und Jonas Rutsch am Start. Dagegen hat Movistar, das beim E3 immerhin die Plätze vier und fünf holte, sowohl Ivan Garcia Cortina als auch Fernando Gaviria dabei. Ein schweres Rennen, wie es sich Poitschke und Bahrain Victorious wünschen, wäre für viele Mannschaften nach ihrem Geschmack – aber kein allzu hartes.

Viele Teams fahren zweigleisig für Attacken und Sprint

Sicher: Die Karte 'Attacke' dürfte auch das UAE Team Emirates mit Tim Wellens spielen, und auch der zuletzt so starke Sören Kragh Andersen (Alpecin – Deceuninck) oder sein dänischer Landsmann Kasper Asgreen (Soudal Quick-Step) und Stefan Küng (Groupama – FDJ) oder Nils Politt (Bora – hansgrohe) werden Offensivaktionen der Konkurrenz als Sprungbrett zu nutzen versuchen, um in Abwesenheit von Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) und Tadej Pogacar (UAE Team EMirates) nun selbst um den Sieg zu fahren.

Doch selbst ihre Mannschaften haben Wellens, Andersen, Asgreen, Küng oder Politt zwar als Joker für ein selektives Rennen dabei, schauen aber auch mit mindestens einem Auge in Richtung Sprintankunft – mit Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) beziehungsweise Jasper Philipsen (Alpecin - Deceuninck) und Sam Bennett (Bora - hansgrohe) oder Arnaud Démare (Groupama - FDJ) sowie bei Soudal sogar dem Duo Tim Merlier und Fabio Jakobsen. Diese Doppelausrichtung ist klassischerweise der gewählte Weg für Gent-Wevelgem, um für alles gewappnet zu sein. Trotzdem fällt auf, dass die Zahl der Spitzensprinter in diesem Jahr besonders groß ist.

Denn neben Jakobsen, Merlier, Philipsen, Ackermann, Gaviria, Démare und Bennett stehen auch dessen Anfahrer Danny van Poppel, Ex-Weltmeister Mads Pedersen (Trek – Segafredo), Dylan Groenewegen (Jayco – AlUla), Mark Cavendish (Astana Qazaqstan), Alexander Kristoff (Uno-X), Peter Sagan (TotalEnergies) und vor allem das Lotto-Dstny-Duo Caleb Ewan und Arnaud De Lie am Start – sowie natürlich Titelverteidiger Biniam Girmay (Intermarché – Circus – Wanty).

Van Aert und Jumbo – Visma: Lieber hart als Massensprint?

Und eben Van Aert, womit sich der Kreis schließt: Der Belgier hat genau wie Girmay sowohl im Szenario Massensprint als auch über Attacken oder eine Kleingruppe Siegchancen. Doch angesichts der Sprint-Konkurrenz dürfte der Belgier mit seinen Jumbo-Visma-Teamkollegen in Gelb-Schwarz alles versuchen, um das Rennen so schwer wie möglich zu machen, bevor es nach der letzten Kemmelberg-Passage – da übrigens im Gegensatz zu den ersten zwei Auffahrten diesmal über die steilere Oussuaire-Seite – auf die gut 30 flachen Kilometer in Richtung Ziel in Wevelgem geht.

Das Rennen ist nach dem Kemmelberg allerdings selten entschieden. Denn die langen, flachen Geraden in den letzten rund 40 Minuten sorgen oft für Taktik-Spielchen und noch zahlreiche Attacken kleiner Grüppchen oder starker Zeitfahrer.

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