RSNplusRSN-Rangliste, Platz 37: D. Bichlmann

Nur bei der Tour du Faso passte rundum alles

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Nur bei der Tour du Faso passte rundum alles "
Daniel Bichlmann (Maloja Pushbikers) als Gastfahrer bei der Tour du Faso | Foto: Stefan Brencher

23.11.2022  |  (rsn) – Mit Platz 37 hat Daniel Bichlmann (Maloja Pushbikers) sein bisher mit Abstand bestes Ergebnis in der Jahresrangliste herausgefahren – und das auf kuriose Weise. Denn die dafür nötigen Punkte sammelte der Bayer bereits im November 2021, als er sich als Gastfahrer eines Schweizer Eliteteams den Gesamtsieg der Tour du Faso sichern konnte.

Da die Radsport-Saison aber von Anfang November bis Ende Oktober geht, werden die Punkte aus dem vergangenen Herbst für die diesjährige Rangliste gewertet. “Ich fühle mich natürlich geehrt, dieses Jahr so weit vorne in der Rangliste gelandet zu sein - kurioserweise mit Ergebnissen aus dem Vorjahr. Auch weiß ich sehr wohl, dass mein Ranglistenplatz nicht unbedingt ein tatsächliches Abbild meiner Fähigkeiten darstellt. Ich lasse hier viele hervorragende Rennfahrer-Kollegen hinter mir, die mir sportlich um Klassen überlegen sind – darunter viele tolle Helfer und Anfahrer“, kommentierte Bichlmann gegenüber radsport-news.com bescheiden sein Abschneiden.

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Die Tour du Faso 2021 nahm Bichlmann im Trikot des Schweizer Elite-Teams Kibag-Obor-CKT in Angriff und gewann nach zehn Etappen mit einem Tagessieg und zwei weiteren Podiumsplatzierungen auch die Gesamtwertung der Rundfahrt durch das westafrikanische Burkina Faso. “Sportlich wird die Erfahrung als Gesamtsieger der Tour du Faso wohl bis an mein Karriereende absolut `outstanding` bleiben. Da kommt nichts mehr nahe dran. Ich denke bestimmt mehrmals wöchentlich - also sehr regelmäßig - daran zurück"“, sagte Bichlmann.

Zehn Tage Stress und Hatz mit Gelb belohnt

Das Gelbe Trikot sei eines der ganz wenigen "Radsport-Relikte in meiner Wohnung in Salzburg. Besonders freut es mich so spät in meiner Laufbahn noch die ganz besondere Erfahrung gemacht zu haben, erfolgreich um den Gesamtsieg einer Rundfahrt zu kämpfen“, so der 34-Jährige, der auf “zehn Tage Stress, die Hatz nach den perfekten Rennen und einen ganz besonderen Teamgeist“, zurückblickte. “Es hat einfach rundum alles gepasst“, fasste Bichlmann zusammen.

Daniel Bichlmann (Maloja Pushbikers) beim Kurparkrennen in Bad Homburg. Quelle:| Foto: Cyclingpictures

Dagegen lief in der Saison 2022 im Trikot der Maloja nur wenig zusammen. Bichlmann kam auf ganze 13 UCI-Renntage, an denen er ausnahmslos als Helfer auftrat. Einen seiner wenigen Einsätze hatte er bei Belgrade Banjaluka, wo er sich als wichtiger Helfer über den einzigen UCI-Sieg des Teams durch Filippo Fortin freuen konnte.

Insgesamt überwog allerdings der Frust. Auf eigenen Wunsch wollte der Routinier aus beruflichen Gründen anfangs kürzertreten und später in die Saison einsteigen. Allerdings sei er schon früh im Jahr “teilweise enttäuscht vom Team gewesen, kaum eingesetzt zu werden. Im Laufe des Jahres musste ich mich mit dieser Enttäuschung abfinden. Schade, dass meiner Loyalität, Erfahrung und letztendlich auch meinen Erfolgen kaum Beachtung geschenkt wurde. Offensichtlich brauchte man mich als Routinier einfach nicht im Team“, vermutete Bichlmann. Unterkriegen lassen wollte er sich aber auch nicht. “Wie es in meiner Natur liegt, habe ich aus den Gegebenheiten das Beste rausgeholt“, fügte er an.

Auf eigene Faust ein Ersatzprogramm zusammengestellt

Um in Tritt zu bleiben, stellte sich Bichlmann auf eigene Faust ein Ersatzprogramm zusammen, das überwiegend aus kleineren Rundstreckenrennen bestand. “Da war ich recht erfolgreich. Ich hatte wöchentlich schöne Ergebnisse und Erlebnisse. Ich habe nach jahrelanger Abwesenheit wieder Blut geleckt, da ich dort auch viel Spaß hatte“, so Bichlmann, der auch kommenden Jahr wieder bei den Amateurrennen starten will.

Dennoch soll der Fokus dann wieder vermehrt auf internationalen Einsätzen liegen. “Ich freue mich, im kommenden Jahr wieder aktiver im internationalen Renngeschehen mitzumischen. Hier muss ich natürlich als Vollzeit-Kaminkehrer mit meinen kostbaren Urlaubstagen entsprechen haushalten, dennoch bin ich sehr optimistisch wieder regelmäßig Teil des Pelotons zu sein“, so Bichlmann, der bei den Pushbikers trotz der Diskrepanzen in der zurückliegenden Saison einen Vertrag über gleich zwei weitere Jahre unterschrieb.

Bichlmann beim Rundstreckenrennen in Wels| Foto: Philipp Bachl

Dies sei zum einen seiner “unlöschbaren Leidenschaft für den Radsport“, geschuldet, vor allem aber Folge einer Umstrukturierung in der Sportlichen Leitung des Teams. “Da sich das Team abermals völlig neu aufstellt, ich flammend begeistert von dem neuen Konzept bin und ich mich ja im Team an sich sehr wohl fühle, habe ich mit 34 Jahren das erste Mal gleich einen Zweijahresvertrag unterzeichnet“, berichtete Bichlmann und fügte euphorisch an: “Die Zukunftspläne der Maloja Pushbiker entsprechen zu 100 Prozent meiner Vorstellung von einem geilen Team. Ich glaube wirklich, bei den Pushbikern ein fantastisches Umfeld gefunden zu haben, wo ich noch einige großartige Jahre Radsport nach unseren gemeinsamen Vorstellungen betreiben werde.“

Rückkehr zur Tour du Faso nicht ausgeschlossen

Ob er 2023 zur Tour du Faso zurückkehren wird, weiß Bichlmann noch nicht. In diesem Jahr jedenfalls wäre er bei der allerdings kurzfristig abgesagten Rundfahrt nicht mit von der Partie gewesen. “Eine ambitionierte Titelverteidigung stand für mich nie zur Debatte. Die Chancen zwei Mal mit den gleichen Zahlen hintereinander im Lotto zu gewinnen, sind ja auch verschwindend gering. So oder so wäre ich dieses Jahr aus verschiedenen Gründen nicht angetreten - in Burkina Faso kann ich jetzt nur mehr verlieren. Dennoch schließe ich es keineswegs aus, dorthin zurückzukehren und mich der Herausforderung zu stellen“, so Bichlmann.

Die Absage der Traditionsrundfahrt bedauerte er im Übrigen sehr. “Viele afrikanische Renner bereiten sich Wochen, ja gar Monate darauf vor mit der gleichen Leidenschaft wie ich - vielleicht sogar noch fanatischer. Auch der Erlebniswert für die europäischen Rennfahrer ist wirklich kostbar und sollte massiv wertgeschätzt werden. Weltanschauung durch Welt anschauen hilft besonders jungen europäischen Fahrern dabei, viele Dinge besser oder überhaupt zu verstehen“, erklärte der Pushbiker.

Konkrete sportliche Ziele für 2023 wollte Bichlmann nicht formulieren. Es gehe ihm vor allem darum, gesund und sturzfrei durch das Jahr zu kommen, daraus sollen “viele tolle Rennen, Reisen, Erlebnisse und Ergebnisse mit den Pushbikern resultieren“, wie er abschließend sagte.

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