Kalifornien: Alaphilippe baut Gesamtführung aus

Sagan lässt am Corkscrew Corner die Korken knallen

Von Felix Mattis aus Laguna Seca

Foto zu dem Text "Sagan lässt am Corkscrew Corner die Korken knallen"
Peter Sagan (Tinkoff) gewinnt seine 15. Etappe bei der Kalifornien-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

19.05.2016  |  (rsn) - Nummer 15! Peter Sagan (Tinkoff) hat seine Erfolgsgeschichte bei der Amgen Tour of California fortgesetzt und drei Tage nach seinem Eröffnungssieg von San Diego auch die 4. Etappe auf der Motorsport-Rennstrecke von Laguna Seca gewonnen. Im Sprint eines auf 21 Mann reduzierten Feldes ließ der Weltmeiter den Belgier Greg Van Avermaet (BMC) sowie den Astralier Nathan Haas (Dimension Data) keine Chance und sicherte sich den 15. kalifornischen Etappensieg seiner Karriere.

"Es war hart, aber es war gut", sagte Sagan nach dem Rennen neben den obligatorischen Danksagungen an seine Teamkollegen im Fernsehen. Zur Pressekonferenz erschien der Slowake nicht, die Veranstalter gönnten dem ihm nach der Dopingkontrolle eine frühere Abreise und befreiten ihn zum Entsetzen der wartenden Journalisten vom weiteren Prozedere.

Es wäre nämlich interessant gewesen, vom Sieger zu hören, wie er das schwere Finale und speziell die Fahrt auf der Rennstrecke von Laguna Seca durchlebte. Sagan nämlich hatte dort im steilen Anstieg zum legendären Corkscrew-Corner einige Attacken zu parieren, bevor er am Hinterrad von Nathan Haas auf die Zielgerade einbog, lange mit dem Sprint wartete, dann aber unwiderstehlich durchzog und vor Van Avermaet sowie Haas gewann.

"Er hat wirklich lange gewartet. Eigentlich wollte ich an seinem Hinterrad sprinten, weil es etwas Gegenwind gab, aber irgendwann muss man dann selbst die Entscheidung treffen, loszusprinten. Ansonsten reicht die Zeit auch nicht mehr um vorbeizufahren", schilderte Van Avermaet den Schlussspurt, den er von der dritten Position aus eröffnete. Der Belgier schob sich neben Sagan, kam bis zur Linie aber nicht mehr vorbei - auch weil der Tinkoff-Kapitän letztlich schneller war. "Ich denke die Entscheidung war richtig, aber es ist eben schwer, ihn im Sprint zu schlagen."

In Top-Form hätte wohl auch John Degenkolb (Giant-Alpecin) die Ankunft von Laguna Seca gelegen. Je ein Anstieg der 2. und 3. Kategorie machten das Rennen auf den letzten 15 Kilometern richtig schwer und sortierten die reinen Sprinter aus, bevor auch auf der Rennstrecke selbst nochmal eine steile Rampe wartete. Doch an seinem fünften Renntag seit seinem schweren Trainingsunfall im Januar, der ihn beinahe den linken Zeigefinger gekostet hätte, fehlte dem Oberurseler noch die nötige Kraft.

"Das war ein richtig cooles Finale. Schade, dass es für mich doch ein bisschen zu schwer war", sagte Degenkolb, der im 5,5 Kilometer langen und im Schnitt 5,7 Prozent langen vorletzten Anstieg des Tages hinauf zum Laureus Gerade den Kontakt zu den Stärksten verlor und anschließend gemeinsam mit Alexander Kristoff (Katusha) zum Ziel fuhr. Genau 9:00 Minuten nach Sagan rollte das Duo als 79. und 80. in Laguna Seca über die Ziellinie.

Wie kaum anders zu erwarten spielte auch Mark Cavendish (Dimension Data) im Sprint von Laguna Seca keine Rolle. Doch der Ex-Weltmeister stand nach der Etappe trotzdem auf dem Podium: Er wurde als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet, weil er nach einer hektischen ersten Rennstunde den Sprung in die siebenköpfige Ausreißergruppe des Tages schaffte. "Wir hatten fürs Finale mit Nathan Haas eine gute Karte in der Hand und wollten, dass die Jungs dort frisch sein würden, um ihn zu unterstützen", erklärte Cavendish. "Die beste Option, um im Feld nicht arbeiten zu müssen war daher, selbst in die Gruppe zu gehen."

Cavendish war zwar der Erste der sieben Ausreißer, der am Laureus-Grade-Anstieg zurückfiel und punktete zuvor auch nicht am Zwischensprint oder den anderen Bergpreisen während der piktoresken Fahrt auf dem Highway 1 direkt an der Pazifikküste, doch offensichtllich wollten die Kalifornier den Briten auf der Bühne präsentieren und bestimmten ihn daher als kämpferischsten Fahrer.

Die logischere Wahl wäre der schon am Vortag mit diesem Preis für seinen Einsatz belohnte Greg Daniel (Axeon Hagens Berman). Er wurde rund fünf Kilometer vor dem Ziel als letzter Ausreißer eingeholt. Anschließend attackierte sein portugiesischer Teamkollege Ruben Guerreiro, konnte sich aber nicht entscheidend lösen. Auch zwei Angriffe vom Gesamtdritten George Bennett (LottoNL-Jumbo) verpufften und so kam es in Laguna Seca zum Sprint der nur noch 21 Mann umfassenden Spitzengruppe.

Während Sagan vorne alles klar machte, riss die Gruppe in der engen letzten Kurve auf die 250 Meter kurze Zielgerade noch auseinander, so dass sogar für die Gesamtwertung relevante Abstände entstanden. Andrew Talansky (Cannondale) verlor den Kontakt zum Hinterrad seines Vordermannes und so wertete die Jury ab Rang 13 einen Rückstand von drei Sekunden - sehr zum Ärgernis von Bennett: "Ich bin sauer, weil einige hier nicht Radfahren können und ich deshalb heute Rückstand bekommen habe", so der Neuseeländer.

Auf den weiterhin Gesamtführenden Julian Alaphilippe (Etixx-Quick-Step)  verlor Bennett insgesamt sogar sechs Sekunden: Der Franozse hatte den ersten Zwischensprint des Tages gewonnen und dafür eine 3-Sekunden-Bonifikation erhalten. Angesichts des 20 Kilometer langen Einzelzeitfahrens in Folsom am Freitag sieht sich Alaphilippe aber weiterhin nicht als Favorit auf den Gesamtsieg. "Ich bin Realist: Rohan Dennis ist ein besserer Zeitfahrer als ich. Es war nicht mein Plan in Gelb zu fahren. Ich werde mein Bestes geben, aber Rohan ist viel stärker, denke ich", sagte er.

Jens Voigts Tages-Analyse und Vorschau auf Etappe 5:

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