Vorschau 67. Critérium du Dauphiné

Ein echter Vorgeschmack auf die Tour

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Critérium du Dauphiné 2014 | Foto: Cor Vos

06.06.2015  |  (rsn) – Mit Chris Froome (Sky) und Vincenzo Nibali (Astana) treffen beim am Sonntag in Ugine beginnenden 67. Critérium du Dauphiné zwei der vier Favoriten für die kommende Tour de France aufeinander. Nicht dabei sein werden dagegen der Spanier Alberto Contador (Tinkoff-Saxo), der nach seinem Sieg beim Giro d’Italia eine kurze Rennpause einlegt, und der Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar), der ebenso wie Contador die Mitte Juni stattfindende Route du Sud zu seiner Tour-Generalprobe auserkoren hat.

Die am Criterium du Dauphiné teilnehmenden 21 Teams – zu den 17 WorldTour-Mannschaften kommen die mit Wildcards ausgestatteten Zweitdivisionäre Cofidis, Europcar, MTN-Qhubeka, Bora-Argon 18 – werden auch am 4. Juli in Utrecht am Start stehen, wo die 102. Frankreich-Rundfahrt beginnen wird. Hinzu kommen wir dann noch der französische Professional Continental-Equipe Bretagne-Séché Environnement.

Aber nicht nur an der Startliste kann man gut ablesen, dass die Rundfahrt durch Süd-Frankreich schon einen Vorgeschmack auf den die Tour gibt. Auch ein Blick auf den Streckenplan macht deutlich, dass die Organisatoren der ASO den 168 Teilnehmern die Gelegenheit bieten wollen, sich beim Criterium du Dauphiné unter Tour-Bedingungen zu testen. So ist die 5. Etappe, die über 161 Kilometer von Digne-les-Bains nach Pra-Loup führt und dort mit einer Bergankunft endet, identisch mit dem 17. Abschnitt der Frankreich-Rundfahrt.

Überhaupt ähnelt der Etappenplan dem der Tour insofern, als er den Kletterspezialisten entgegenkommt. Die ASO hat ganz auf ein Einzelzeitfahren verzichtet, dafür steht auf der 3. Etappe ein 24,5 Kilometer langes Teamzeitfahren von Roanne nach Montagny im Programm, das auf den letzten zehn Kilometer bergauf führt und das in etwa dem Mannschaftszeitfahren der Tour entspricht, das über 28 Kilometer und ebenfalls hügeliges Terrain führen wird.

Besonders in sich hat es die zweite Hälfte der Dauphiné, enden die letzten vier Etappe doch sämtlich mit Bergankünften. Die 5. Etappe führt im Finale über den Col d’Allos – mit 2.250 Metern das Dach der Rundfahrt –, ehe es in den 6,2 Kilometer langen und 6,5 Prozent steilen Schlussanstieg hineingeht. Der folgende Abschnitt hat das Profil eines schweren Klassikers, das Ziel in Villard-de-Lans - Vercors befindet sich am Ende einer 2,2 Kilometer langen Rampe, der Côte 2000.

Die 7. Etappe ist mit gleich fünf Anstiegen der 1. Kategorie gespickt, darunter der 11,2 Kilometer lange Col de la Croix-Fry etwa bei Rennhälfte sowie der finale Anstieg nach Saint-Gervais Mont Blanc (7km, 7,7 %), dem noch die nur 2,7 Kilometer lange, aber dafür 11,2 Prozent (!) steile Côte des Amerands vorgelagert ist. Die Entscheidung über den Gesamtsieg fällt letztlich aber erst auf der abschließenden 8. Etappe, und hier am letzten Berg der Rundfahrt, dem 8,4 Kilometer langen und 5,7 Prozent steilen Anstieg hinauf zum Skiressort Modane Valfréjus. Im Ort Modane wird übrigens am 25. Juli die 20. Tour-Etappe gestartet, die über Télégraphe und Galibier zum spektakulären Finale hinauf nach Alpe d’Huez führt, einen der legendären Orte des internationalen Radsports.

Sprinter und Ausreißer können sich auf den ersten beiden Etappen und dann nochmals auf dem vierten Abschnitt Chancen ausrechnen. Der Auftakt führt über 132 kurze, aber knackige Kilometer rund um Albertville und weist insgesamt acht Bergwertungen der 3. Und 4. Kategorie auf. Tags darauf steht mit dem Col de Cuvéry bereits ein Berg der 1. Kategorie im Programm – allerdings wird der Gipfel in 1.156 Metern Höhe bereits nach 74 Kilometern überquert, danach geht es über eine lange Anfahrt und ein 50 Kilometer langes Flachstück ins Ziel in Parc des Oiseaux Villars-les-Dombes, wo es ebenso zum Massensprint kommen dürfte wie auf der 228 Kilometer langen 4. Etappe nach Sisteron, die ihre Schwierigkeiten ebenfalls im Mittelteil hat, aber auch im Finale mit zwei kürzeren Anstiegen den Sprintern das Leben schwer machen könnte.

Angesichts des Profils und des Teamzeitfahrens, in dem Sky und Astana zu den Favoriten zählen, sind Froome – Dauphiné-Gewinner von 2013 – und Nibali –Siebter von 2014 – auch als erste Kandidaten auf das Gelbe Trikot zu nennen. Gleiches gilt für Alejandro Valverde (Movistar), der nach seinem Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich eine lange Rennpause eingelegt hatte und mit der Empfehlung von zwei Gesamtsiegen (2008, 2009) anreist. Der Spanier kann auch ein starkes Team bauen, das auch im Zeitfahren beste Aussichten auf das Podium hat.

Den drei Top-Stars das Leben schwer machen wollen die Franzosen, die zuletzt durch Christophe Moreau vor acht Jahren den Gesamtsieg feiern konnten. Vor allem die in Chambery beheimatete Ag2R-Equipe schickt beim Heimspiel eine schlagkräftige Riege ins Rennen und peilt einen Etappensieg und das Podium an. In Frage kommen dafür gleich drei Fahrer, nämlich Romain Bardet – Fünfter des Vorjahres -, Jean-Christophe Péraud und Alexis Viullermoz.

Glücklos war bisher in dieser Saison noch Titelverteidiger Andrew Talansky (Cannondale-Garmin). Immerhin gelang dem US-Amerikaner vor zwei Wochen bei den nationalen Zeitfahrmeisterschaften der erste Saisonsieg. Der 26-jährge Talansky wird auch darauf bauen, mit einer Mannschaft im Zeitfahren möglichst viel Zeit auf die Konkurrenten gutmachen zu können. Ähnlich dürfte die Taktik seines Landsmanns Tejay van Garderen (BMC) aussehen, der im vergangenen Jahr nur Rang 13 des Schlussklassements belegte.

Ein Podiumskandidat ist der Niederländer Wilco Kelderman (LottoNL-Jumbo), der im vergangenen Jahr Gesamtvierter war, nachdem er beim Giro d’Italia einen überzeugenden Auftritt hingelegt hatte. Diesmal wird der 24-Jährige das Rennen allerdings zur Vorbereitung auf die Tour de France nutzen – ebenso wie sein Landsmann Bauke Mollema (Trek), der gleichaltrige Belgier Tim Wellens (Lotto Soudal), der Spanier Joaquim Rodriguez, der Portugiese Tiago Machado (beide Katusha), der Franzose Pierre Rolland (Europcar) und der Allgäuer Dominik Nerz, der mit seinem Bora-Team sicherlich ein Auge auf das Zeitfahren werfen wird. Dort hofft auch der dreimalige Weltmeister Tony Martin mit seiner Etixx-Quick-Step-Mannschaft sowie Orica-GreenEdge auf einen Erfolg.

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