Interview mit dem Sprint-Routinier

Förster: „Die Wunden tun länger weh"

Foto zu dem Text "Förster: „Die Wunden tun länger weh
Robert Förster (UnitedHealthcare) bei der Oman-Rundfahrt | Foto: Cor Vos

07.02.2015  |  (rsn) - Mit Robert Förster trat ein alter Bekannter bei der Dubai-Tour an und brachte sich so auch wieder mehr in die Aufmerksamkeitszone. Dass der 37Jährige bei dem Rennen aber nicht große sportliche Akzente setzen konnte, lag an einer Erkältung. Im Gespräch mit radsport-news.com erzählte Förster, wie es einem alten „Radsportkörper“ geht, wie hart es im Kielwasser der Sprintzüge zugeht und welche Hoffnungen er bezüglich des zarten Pflänzchens Radsport in Deutschland hegt.

Herr Förster, Wie geht es Ihnen? Wie weit ist das Karriereende entfernt?
Robert Förster: Mit geht es gut. Und das Karriereende ist noch weit weg. In meinem Alter entscheidet man das von Jahr zu Jahr.

Dieses Jahr fahren Sie aber auf alle Fälle durch?
Förster: Ja, klar wird durchgefahren. Sonst braucht man das doch gar nicht anzugehen. Wenn du nicht motiviert bist und dich nicht richtig vorbereitest, dann verlierst du den Anschluss. Und wenn du den Anschluss verlierst, ist es vorbei.

Welche Ziele haben Sie?
Förster: Ach, hier in Dubai habe ich eigentlich gedacht, dass es ein Rennen für mich sein könnte. Ich habe zehn Tage zuvor ein Trainingslager in Mallorca beendet und war auch ganz guter Hoffnung. Drei Tage vorher bin ich aber krank geworden, ich habe mich erkältet. Am Tag vor der 1. Etappe kam dann noch eine Mittelohrentzündung hinzu. Der Arzt hat gesagt: Du kannst starten, aber mach lieber Halbgas. In der Saison will ich gern ein, zwei Siege einfahren, nicht stürzen und überall gut durchkommen.

Was sind die wichtigsten Rennen?
Förster: Leider haben wir keine Einladung zu Mailand - Sanremo erhalten. So wird sicher Paris - Roubaix ein Höhepunkt. Für mich ist dann die Türkei-Rundfahrt wichtig. Und dann mal sehen, ob wir einen Abstecher nach Kalifornien machen oder nach Norwegen und Dänemark gehen.

Wie lebt es sich mit den exotischen Rennen?
Förster: Es sind ja nicht nur exotische Rennen. Wir fahren auch in Belgien, Frankreich und Spanien. Aber gut, die Renntage werden weniger. Zu Hochzeiten waren es 100, 110 Renntage im Jahr. Das war schon Stress pur. Du kommst kaum zum Erholen, besonders, wenn du älter wirst. Da brauchst du mehr Regenerationszeit zwischen den Rennen. So ein anderes Rennprogramm hat ja auch seinen Reiz. Wenn man durch Norwegen und Dänemark fährt, sieht man auch mal etwas anderes als die letzten zen, zwölf 12 Jahre.

Macht Radsport Ihnen noch Spaß?
Förster: Ja, klar. Ich stehe früh am Morgen au und steige aufs Rad. Wenn mir das keinen Spaß mehr machen würde, würde das auch nicht mehr gehen. Wenn du im Kopf nicht mehr dabei bist, dann bringt das nichts mehr. Du musst hier gegen 20, 21-Jährige reinhalten, die in der Blüte ihres Lebens stehen Und du als 37jähriger, der schon weiß, wie es ist, nach drei, vier Stürzen etwas länger zu genesen, gehst dann nicht mehr so rein. Mit dem Alter verändert sich was. Die Wunden tun länger weh, und sie heilen schlechter zusammen. Es wird einfach schwerer, vorn reinzuhalten. Das liegt auch an den Zügen. Wenn du da gut positioniert bist, wie ein Kittel, ein Cavendish, ein Degenkolb und auch ein Greipel, dann sitzt du dort in Ruhe und hoffst auf einen schönen Sprint. Aber wenn du diesen Zug nicht hast, dann musst du um jede Position kämpfen. Um das Hinterrad von Cavendish oder Kittel kämpfen zehn Leute. Das ist dann der Ort, an dem es gefährlich wird. Von daher ist es für uns andere etwas schwieriger geworden.

Cavendish und Kittel haben Ruhe, an ihrem Hinterrad tobt aber die Schlacht?
Förster: Wenn dein Zug richtig aufgebaut ist, dann traut sich da keiner, einem wie Cavendish vor das Rad zu fahren. Die kämpfen alle am Hinterrad. Aber das war auch schon früher so, bei Fassa Bortolo für Petacchi oder bei Cipollini. Die sind ruhig vorn hingefahren, haben ihren Sprint abgeliefert und hinten war das große Rummelboxen. Das ist dort, wo es am meisten knallt.

Ein Großteil ihrer Karriere fiel in die Aufmerksamkeitsdelle, die der Radsport in Deutschland hatte. Wie sehen sie den aktuellen Aufschwung?
Förster: Man hofft einfach. Die Pflanze ist noch sehr jung und gedeiht. Mit Bora und Alpecin gibt es jetzt zwei deutsche Teams. Aber es muss mehr geschehen. Zuerst müssen mehr Veranstaltungen dazu kommen. Was wir noch übrig haben an rennen, ist ja nur ein Rest. Wir hatten früher in fast jedem Bundesland eine Rundfahrt mit Sachsentour, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern. Da haben nicht viele überlebt. Es gehört zur Kultur des Landes, dass man diese Renen wieder belebt und da Schwung reinkommt. Gerade die kleineren Sponsoren, die sich Deutschlandweit engagieren: Auf welches Trikot wollen die denn gehen? Du gehst zum Sponsorengespräch und hast vielleicht noch zehn Renntage in Deutschland. Früher waren es 40 oder 50. Das muss wieder ins Lot kommen. Es muss auch mit dem Nachwuchs mehr passieren, es braucht starke U23-Teams. das wird alles noch ziemlich lange dauern. Aber ich hoffe, dass jetzt Alpecin und Bora ihren Weg gehen, dass sie Erfolge einfahren und dass sie keine Negativschlagzeilen produzieren. Dann kann das Pflänzchen sicherlich gedeihen. Aber ich werde den Boom sicher nicht als Rennfahrer erleben.

Machen Sie nicht noch so lange weiter?
Förster: Nein. Man regeneriert schlechter, man kommt mit den Zeitumstellungen weniger gut klar. Beim Kämpfen um Positionen gibt man vielleicht nur noch 99 statt 100 Prozent. Wenn du ein paar Wochen deines Lebens im Krankenhaus verbracht hast, dann machst du die Bremse einen Moment eher zu. Da muss man ehrlich sein und sich die Frage stellen, wie lange man das noch machen kann, wie lange man konkurrenzfähig ist. Ich will nicht einfach nur mitfahren und das Team auch nicht. Wir wollen gewinnen und eine gute Performance abgeben.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.02.2015Cavendish ist Degenkolb mehr als nur einen Zug voraus

(rsn) – Die Gegensätze hätten nicht größer sein können. Im Ziel der 4. Etappe der Dubai Tour strahlte Mark Cavendish mit seinen Teamkollegen von Etixx-Quick Step um die Wette, wogegen man beim

07.02.2015Cavendish nimmt Degenkolb das Blaue Trikot noch ab

(rsn) – Mark Cavendish (Etixx-Quick Step) hat mit seinem zweiten Tagessieg die Gesamtwertung der 2. Dubai Tour für sich entschieden. Der Brite gewann die abschließende 4. Etappe über 123 Kilomete

07.02.2015Degenkolb: „Wir müssen ein perfektes Rennen liefern"

(rsn) – Vor der alles entscheidenden letzten Etappe der Dubai Tour schaut alles auf das Duell John Degenkolb (Giant-Alpecin) gegen Mark Cavendish (Etixx-Quick Step). Vier Sekunden nur trennen die be

06.02.2015Cavendish setzt in Dubai alles auf den letzten Sprint

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg der 2. Dubai Tour wird wohl im letzten Sprint der Rundfahrt durch das Emirat entschieden. In Dubai will sich Mark Cavendish (Etixx-Quick-Step), der erwartungsgemÃ

06.02.2015Degenkolb holt sich als Erster am Hatta Dam das Blaue Trikot

(rsn) – Der erste Saisonsieg war hart erkämpft und gegen keinen Geringeren als Alejandro Valverde (Movistar) errungen. John Degenkolb (Giant) hielt den Spanier im 17 Prozent steilen Finale hinauf z

06.02.2015Degenkolb mit erstem Saisonsieg ins Blaue Trikot

(rsn) – John Degenkolb (Giant-Alpecin) hat mit seinem Sieg auf der 3. Etappe der 2. Dubai Tour das Blaue Trikot des Gesamtführenden erobert. Der 26 Jahre alte Frankfurt entschied am Freitag den mit

05.02.2015Cavendish und Guardini gegen Viviani chancenlos

(rsn) – Elia Viviani hat nach einer perfekten Vorbereitung seines Sky-Teams die 2. Etappe der Dubai Tour (2.HC) für sich entschieden. Der 25 Jahre alte Italiener feierte nicht nur seinen ersten Sie

05.02.2015Viviani schlägt Cavendish, Degenkolb Sechster

(rsn) – Am zweiten Tag der Dubai Tour (2.HC) hat Elia Viviani (Sky) erstmals zugeschlagen. Der Italiener, der sich zum Auftakt am Mittwoch noch mit Rang drei zufrieden geben musste, gewann die 2. Et

05.02.2015Gretsch: „Will mich wieder mehr in meiner Paradedisziplin zeigen"

(rsn) – Patrick Gretsch bestreitet derzeit mit der Dubai Tour sein erstes Rennen der Saison. Im Interview mit radsport-news.com erläutert der in der Schweiz lebende Erfurter, der seit Anfang des ve

04.02.2015Cavendish rettet sich vor Guardini ins Ziel

(rsn) – Ganz rund läuft der Sprintzug von Mark Cavendish (Etixx-QuickStep) noch nicht. Aber es reichte, um den Briten zum Auftakt der 2. Dubai Tour (2.HC) zu dessen zweiten Saisonsieg zu pilotieren

04.02.2015Cavendish gelingt ein Auftakt nach Maß

(rsn) – Mark Cavendish (Etixx-QuickStep) zum Auftakt der 2. Dubai Tour (2.HC) seinen zweiten Saisonsieg gefeiert. Der Brite verwies auf der 1. Etappe über 145 Kilometer mit Start und Ziel in Dubai

04.02.2015Degenkolb und Martin die deutschen Hoffnungsträger

(rsn) - 16 Teams, darunter zehn aus der WorldTour, starten heute bei der 2. Auflage der Dubai-Tour (4. - 8. Feb/ 2.HC). Mit dabei ist auch Giant-Alpecin aus Deutschland mit John Degenkolb und Johannes

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leicher Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)