Mailand-San Remo - Nachlese

Neuer Anstieg frustriert die Sprinter

Von Kersten Volk

23.03.2008  |  (rsn) - Der Anstieg der Via Manie war eher zufällig neu ins Programm von Mailand-San Remo gerutscht, Straßenarbeiten an der Via Aurelia an der Riviera machten eine kleine Streckenänderung notwendig. Diese aber hatte große Wirkung: Die Sprinter, die die "Primavera" traditionell als ihren Klassiker ansehen, spürten am Samstag im Finale die zusätzlichen Anstrengungen und der Weg war frei für Attackierer. Der Schweizer Fabian Cancellara nutzte die Gunst der Stunde mit einem eindrucksvollen Solo.

Der Manie bei Finale Ligure, ein paar Kilometer von der Küste entfernt, ist ein Hügel (4,7km mit 6,7 Prozent), der eigentlich für die besten Radprofis der Welt kaum ein Hindernis darzustellen scheint, zumal er auch noch weite 100km vor dem Ziel im Profil stand. Doch die Befürchtungen vieler Sprintspezialisten, dass Attackierer und Puncheurs bei der 99.Auflage der Classicissima" den neuen Anstieg als große Chance sehen würden, erfüllten sich. "Am Manie war das Tempo enorm. Alle wollten die Sprinter abhängen. Ich selbst hatte auch Mühe dranzubleiben", sagte Sieger Cancellara später.

Mehrere Sprinter (McEwen, Napolitano) mussten im Anstieg reißen lassen, andere wie Milram-Star Alessandro Petacchi in der Abfahrt. Alle kamen zwar wieder heran, doch der Schaden war bereits angerichtet. Im Finale des 300-Kilometer-Klassikers, der am Ende paradoxerweise stets nach Sekunden abgerechnet wird, kommt es auf jedes Korn an. Die Attackierer setzten den Sprintern auf den traditionellen "Capi" natürlich auch wie immer zu. Der kleine Italiener Davide Rebellin, der es bei Mailand-San Remo stets versucht (Vierter 1995), meist ohne Fortune, griff auch diesmal an. An der Cipressa ging er Paolo Bettinis Attacke mit, am Poggio verschärfte er erneut das Tempo. Am Ende aber schlug die Stunde von Cancellara. Mit einem 2000-Meter-Solo ließ der Zeitfahr-Spezialist die Hoffnungen der Sprinter im Staub zurück.

Seit 1999 (Tschmil) hatte niemand mehr auf diese Weise in San Remo gewonnen. Dabei war die neue Zielankunft auf der Lungomare Calvino an sich gar weit weniger vorteilhaft für Soloangreifer als die traditionelle Via Roma. Doch an diesem Ostersamstag im März hatten die Sprinter keine Chance. Sie bezahlten für die zusätzlichen Anstrengungen 100km zuvor und konnten auch nicht mehr auf große Teamunterstützung bauen. Kein Sprinterteam hatte mehr als zwei Mann vorne, zwei der Schnellsten, der Spanier Oscar Freie (8.) und der Norweger Thor Hushovd (9.) waren gar allein. Ihre Helfer Opfer des Manie.

Der neue Kurs hat Mailand-San Remo 101 Jahre nach der Premiere wieder einmal frischen Wind gebracht. Auch der Poggio, der erst seit den 1960er Jahren gefahren wird, und die Cipressa, die noch später ins Programm kam, haben das Gepräge des Rennens verändert. Der Manie war eigentlich eine Notlösung - Arbeiten an einem Tunnel an der Küstenstraße hatten die Kursänderung erforderlich gemacht. Doch es sieht so aus, als ob er bei der 100.Ausgabe der Primavera nächstes Jahr wieder im Profil steht. Und auch die Lungemare, so ist bei den Organisatoren zu hören, soll als Zielgerade bleiben und dauerhaft die traditionelle Via Roma ablösen.

Die "Primavera" verändert sich - und bleibt faszinierend.

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.03.2008Zabel/Petacchi: Letzte Ausfahrt San Remo?

San Remo (rsn/dpa) - Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara stand nicht unerwartet beim Frühjahrsklassiker Mailand-San Remo ganz oben auf dem Treppchen. Überraschend dagegen war, dass Team Milram mi

22.03.2008Cancellara: Mein Angriff kam aus dem Bauch heraus

(rsn) – Fabian Cancellara (CSC) blieb bei allen Stress ruhig und gelassen. Für Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer war sein Kapitän Davide Rebellin der stärkste Fahrer im Feld, Alessandro

22.03.2008Cancellara: Vom Prologspezialisten zum kompletten Fahrer

(rsn) - Der erste Sieg beim bedeutendsten italienischen Eintagesrennen stellt für Fabian Cancellara einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere dar, die nach seinem Wechsel zu CSC einen gewaltigen Schu

22.03.2008Cancellara einfach nicht zu stoppen

(rsn/sid) - Der Siegeszug von Fabian Cancellara (CSC) geht weiter. Nach seinem Triumph bei Tirreno-Adriatico gewann der 27-jährige Schweizer auch den Frühjahrsklassiker Mailand - San Remo in überl

22.03.2008"Primavera" bei strahlend blauem Himmel gestartet

(rsn) – Mailand-San Remo, der erste Klassiker des Jahres, ist am Morgen pünktlich um 9.45 Uhr in der lombardischen Metropole Mailand gestartet worden. Die 199 Fahrer gingen bei strahlend blauem Him

21.03.2008Streckenverlauf 99. Mailand-San Remo

(rsn) - Mailand-San Remo, das längste Eintagesrennen des Profi-Radsports, führt diesmal über 298 Kilometer aus der Mailänder Innenstadt bis in die ligurische Küstenstadt San Remo. Charakteristisc

21.03.2008"Primavera" im Schnee?

(Ra) – Bei der 99. Auflage des Frühjahrsklassikers Mailand- San Remo sehen sich die 200 Starter am Ostersamstag mit einem zusätzlichen Anstieg, einer neuen Zielpassage sowie möglicherweise soga

21.03.2008Petacchi in San Remo, Zabel in Köln

San Remo (dpa) - Der Doping-Bericht der Universitätsklinik Freiburg liegt wie ein dunkler Schatten auf den beiden wichtigsten Radrennen des Oster-Wochenendes, bei denen die deutschen Rennställe wied

21.03.2008High Road mit Ciolek, Saunier Duval ohne Ricco

(rsn) - Mit Mailand-San Remo steht am Samstag der erste Frühjahrsklassiker und eines der sogenannten Radsport-Monumente auf dem Programm. High Road legt sich nicht auf einen Kapitän fest, sondern wi

21.03.2008Pozzato hofft auf ein schweres Rennen

(rsn) - Der Italiener Filippo Pozzato, Kapitän des Liquigas-Rennstalls, hofft am Samstag bei Mailand-San Remo, dem Klassiker, den er bereits 2006 gewann, auf ein möglichst hartes Rennen. "Je schwer

20.03.2008Ricco sagt seinen Start ab

(rsn) - Der Italiener Riccardo Ricco, der kürzlich bei Tirreno-Adriatico gestürzt war, hat seinen Start beim Klassiker Mailand - San Remo am Samstag abgesagt, wie am Donnerstagabend aus seiner Sau

20.03.2008Eisel freut sich auf Mailand-San Remo

(rsn) – Bernhard Eisel jagt die beste Platzierung eines Österreichers bei Mailand-San Remo. Bisher schlägt ein siebter Platz durch den Niederösterreicher Paul Popp im Jahr 1987 zu Buche. Im Jahr

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)