Analyse des 55. Amstel Gold Race

Auch Roglics Fehlen im Finale spielte Van Aert in die Karten

Foto zu dem Text "Auch Roglics Fehlen im Finale spielte Van Aert in die Karten"
Ein Defekt verhinderte, dass Primoz Roglic im Finale eine Rolle spielte | Foto: Cor Vos

18.04.2021  |  (rsn) – Wout Van Aert hat beim Amstel Gold Race für den ersten Sieg seines Teams Jumbo – Visma seit 20 Jahren gesorgt. Dabei ging es denkbar knapp zu. Im Zielsprint einer drei Fahrer starken Spitzengruppe rang der Belgier nach 218 Kilometern den jungen Briten Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) mit wenigen Millimetern Vorsprung nieder, Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) wurde Dritter. radsport-news.com analysiert für Sie das erste der drei Ardennen-Rennen, das in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie auf einem Rundkurs ohne Zuschauer ausgetragen wurde.

Ebenso so spannend wie der Zielsprint ist die Frage, was gewesen wäre, wenn einige der Protagonisten ohne Defekt durchgekommen wären. Da war zuerst Schachmann, der gut 50 Kilometer vor dem Ziel durch einen Sturz aufgehalten wurde und im Gegensatz zu seinen Kontrahenten schon hier tief gehen musste, um nach einigen Kilometern wieder den Anschluss herzustellen. Da Schachmann im Sprint gegen die auf dem Papier deutlich schnelleren Van Aert und Pidcock nicht viel einbüßte und knapp hinter dem Duo über den Zielstrich rollte, stellt sich die Frage: Was wäre für den gebürtigen Berliner ohne den Sturz vor ihm möglich gewesen?

Auch der Defekt von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) 18 Kilometer vor dem Ziel an der letzten Cauberg-Passage hatte möglicherweise Einfluss auf das Rennen. Ohne das Malheur wäre der bis dahin sehr stark wirkende Slowene bis zum Ende sicherlich in der Spitzengruppe dabei gewesen. Hätte Jumbo – Visma Roglic dann auch freie Fahrt erteilt oder hätte der Sieger der Baskenland-Rundfahrt versucht, für Van Aert das Feld zusammenzuhalten, um dem Belgier den Sprint zu ermöglichen?

War Roglic' Pech Van Aerts Glück?

Im Nachhinein könnte es für Jumbo – Visma ein Glücksfall gewesen sein, dass Roglic im Finale fehlte und Van Aert in der Spitzengruppe, in der mit Pidcock, Michal Kwiatkowski und Richard Carapaz gleich drei Ineos-Fahrer saßen, auf sich alleine gestellt war.

Denn wäre nach der taktischen Springerei im Finale Roglic und nicht Van Aert vorne gewesen, hätte der Slowene gegen die schnelle Konkurrenz sicherden Kürzeren gezogen. Und hätte Roglic für Van Aert das auch nach der letzten Cauberg-Passage noch recht große Feld kontrolliert, so hätte es der Belgier im Sprint nicht nur mit Pidcock, sondern auch mit Michael Matthews (BikeExchange) zu tun bekommen, der letztlich wenige Sekunden hinter dem Spitzentrio den Sprint um Platz vier für sich entschied und Vierter wurde.

Ohne Roglic spielte Ineos Grenadiers seine numerische Überlegenheit perfekt aus, als zunächst Michal Kwiatkowski in die Offensive ging. In dieser Phase profitierte Van Aert vor allem von der Schachmanns Arbeit, der die Lücke zum Polen praktisch im Alleingang schloss. Sofort spielte Ineos mit Pidcock seine nächste Trumpfkarte aus, und der Attacke des 21-Jährigen konnten nur Van Aert und Schachmann folgen.

Mit dieser Konstellation waren Jumbo – Visma, Ineos Grenadiers und Bora – hansgrohe natürlich ausgesprochen zufrieden, nachdem die drei stärksten Teams schon früher durch Sam Oomen, Dylan van Baarle und Ide Schelling Akzente gesetzt hatten. Nun arbeiteten die drei Kapitäne hervorragend zusammen.

Das Terrain erlaubte keine Attacke mehr

Schachmann als der schwächste Sprinter hätte die Hauptarbeit seinen beiden Begleitern überlassen können. Doch ohne seine Kooperation wäre kein Zug in der Spitzengruppe gewesen, und der Vorsprung von maximal 20 Sekunden hätte wohl nicht gereicht. Schachmann wäre im Feldsprint wohl nur ein Top-Ten-Ergebnis geblieben. So lautete seine Devise: besser den sicheren Podiumsplatz verteidigen als pokern. Zudem gab das Terrain auch keine späte Attacke mehr her. An einer Welle 1,9 Kilometer vor dem Ziel probierte es Schachmann dennoch, aber erwartungsgemäß ohne Erfolg.

Dennoch schrumpfte der Vorsprung der Ausreißer auf 14 Sekunden, weil die Verfolger mächtig Damp machten. Doch dann spielten dem Spitzentrio zwei glückliche Umstände in die Karten. Zunächst war bei Mauri Vansevenant (Deceuninck – Quick-Step), der für seinen Kapitän Julian Alaphilippe die Nachführarbeit übernahm, der Ofen aus. Kein Wunder, war der Belgier doch ebenso wie Schachmann bei dem Sturz aufgehalten worden war. Kurz darauf hatte Vansevenant auch noch mit einem Defekt an seiner Schaltung zu kämpfen. Ohne dieses doppelte Pech hätte der 21-Jährige wohl länger die Pace hochhalten und das Feld noch näher an das Spitzentrio heranführen können.

Und auch Matej Mohoric (UAE Team Emirates) trug unbeabsichtigt dazu bei, dass Van Aert, Pidcock und Schachmann durchkamen. Denn der Slowene attackierte aus der gut funktionierenden Verfolgergruppe heraus, sorgte damit zunächst dafür, dass sich die letzten Helfer von Alaphilippe & Co. verschlissen und es bei den Jägern mit der Harmonie vorbei war.

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.04.2021Highlight-Video des 55. Amstel Gold Race

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo - Visma) hat sich beim 55. Amstel Gold Race (1.WT) um Haaresbreite den Sieg gesichert. Der Belgier verwies nach 219 Kilometern zwischen Valkenburg und Berg en Terblijt im

19.04.2021UCI-Kommissär: TV-Kameras liefern oft verzerrtes Bild

(rsn) - Nach dem Zielsprint des Amstel Gold Race dauerte es quälend lange Minuten, ehe die Jury ihre Entscheidung getroffen hatte. Demnach gewann Wout Van Aert (Jumbo - Visma) den Ardennenklassiker n

18.04.2021Van Aert gelingt im Foto-Finish die Revanche gegen Pidcock

(rsn) - Mit wenigen Millimetern Vorsprung sicherte sich Wout Van Aert (Jumbo - Visma) die 55. Austragung des Amstel Gold Race. In einem eindrucksvollen Sprint konnte sich der Belgier nach 219 Kilomete

18.04.2021Van Aert schlägt Pidcock, Schachmann Dritter

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo - Visma) hat das 55. Amstel Gold Race (1.WT) gewonnen. Der 26-jährige Belgier setzte sich über 219 Kilometer zwischen Valkenburg und Berg en Terblijt im Sprint einer dre

18.04.2021Alaphilippe, Van Aert und Pidcock Favoriten zum Ardennenauftakt

(rsn) - Das 55. Amstel Gold Race wartet in Folge der Corona-Bestimmungen mit einem neuen Kurs auf - was maßgeblichen Einfluss auf den Rennausgang haben könnte. Üblicherweise führt der erste der dr

18.04.2021Hirschi: “Die Hüftmuskeln sind noch etwas zu schwach“

(rsn) - Letztes Jahr fuhr Marc Hirschi (UAE Team Emirates) als Zweiter von Lüttich-Bastogne-Lüttich und dem Sieg beim Wallonischen Pfeil in die Weltspitze der Klassikersjäger. Diesmal gestand der S

18.04.2021Vorschau auf die Rennen des Tages / 18. April

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

17.04.2021Geschke mit Rückenschmerzen zum Amstel Gold Race

(rsn) - Im Februar erklärte Simon Geschke (Cofidis) unter anderem die Ardennenklassiker zu seinen großen Saisonzielen. Ob der Freiburger nach seinem Sturz auf der 5. Etappe der Baskenland-Rundfahrt

16.04.2021Bora - hansgrohe will ein Wörtchen um den Sieg mitreden

(rsn) - Angeführt von Maximilian Schachmann tritt das deutsche Team Bora - hansgrohe am Sonntag in Valkenburg zum 55. Amstel Gold Race an. Der zweimalige Paris-Nizza-Gewinner belegte bei der bisher l

16.04.2021Alaphilippe führt Deceuninck beim Amstel Gold Race an

(rsn) - Weltmeister Julian Alaphilippe führt am Sonntag sein Team Deceuninck - Quick-Step beim Amstel Gold Race an. Der Franzose wird zum Auftakt der Ardennenwoche von einem ganz auf ihn zugeschnitt

15.04.2021Fuglsang und Aranburu führen Astana – Premier Tech zum Amstel

(rsn) – Vor zwei Jahren ließen sich Jakob Fuglsang und Julian Alaphilippe auf dem Schlusskilometer des Amstel Gold Race von Mathieu van der Poel überrumpeln und am Ende wurde der Däne Fuglsang Dr

15.04.2021Gogls Jagd nach dem ersten Profisieg führt über das Amstel

(rsn) – Nach einem herausragenden Auftritt bei Strade Bianche und einer weniger glücklich verlaufenen Klassikerserie in Flandern wartet für Michael Gogl (Qhubeka – Assos) nun das nächste Liebli

Weitere Radsportnachrichten

29.03.2024Baskenland-Rundfahrt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Ganz hohe Berge sucht man im Baskenland zwar vergeblich. Doch die sechstägige WorldTour-Rundfahrt durch den spanischen Nordwesten gilt aufgrund ihrer zahlreichen, teils sehr steilen Anstie

29.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Männer

(rsn) – Der Ostersonntag wirft seine Schatten voraus: Am 31. März versammelt sich das WorldTour-Peloton in Antwerpen zum Start der 270,8 Kilometer langen Ronde van Vlaanderen. Das Heiligtum des bel

29.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Frauen

(rsn) – Wenn die Männer nach ihrem Start in Antwerpen bereits 120 Rennkilometer hinter sich haben und erstmals durch Oudenaarde kommen, stellen sich dort auf dem Marktplatz des Zielorts der Ronde v

28.03.2024Die Strecken zum Oster-Highlight: Die Flandern-Rundfahrt

(rsn) – Die 108. Flandern-Rundfahrt der Männer und die 21. der Frauen werden am Ostersonntag auf den letzten 45 Kilometern ab dem Ort Melden am Fuß des berüchtigten Koppenbergs über dieselbe Str

28.03.2024Flandern-Rundfahrt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Flandern-Rundfahrt ist für viele Radsport-Fans neben Paris-Roubaix das Highlight des Frühjahrs. Das belgische Monument führt über mehr als 260 Kilometer und zahlreiche Hellinge, den ku

28.03.2024Tour-Siegerin Vollering “überrascht“ von SD-Worx-Ankündigung

(rsn) –Demi Vollering hat sich verwundert über die Mitteilung ihres Teams SD Worx – Protime gezeigt, das in Person von Sportdirektor Danny Stam gegenüber GCN den zum Saisonende bevorstehenden Ab

28.03.2024Van Aert erfolgreich operiert - Giro-Debüt ungewiss

(rsn) – Einen Tag nach seinem schweren Sturz bei Dwars door Vlaanderen ist Wout van Aert nach Angaben seines Teams Visma – Lease a Bike erfolgreich operiert worden. Ob der 29-jährige Belgier rech

28.03.2024Appell an die Zuschauer: “Haben Sie Respekt vor den Fahrern“

(rsn) – Wenige Tage vor der 108. Flandern-Rundfahrt (1. UWT / 1. März), haben Tomas Van Den Spiegel, Geschäftsführer des Veranstalters Flanders Classics, und Carina Van Cauter, die Gouverneurin R

28.03.2024Zeckenbiss möglicher Grund für De Lies Formschwäche

(rsn) – Da Arnaud De Lie in den vergangenen Wochen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, hatte sein Team Lotto – Dstny in Absprache mit dem 22-jährigen Belgier entschieden, dass diese

28.03.2024Huppertz: Vor Rennen abends einen trinken? Heute unvorstellbar

(rsn) – Eine so lange Zusammenarbeit wie die zwischen Joshua Huppertz und Teamchef Florian Monreal gibt es im Kontinental-Bereich sehr selten. Seit August 2014 steht der mittlerweile 29-Jährige Aa

28.03.2024Movistar verlängert mit “Sensation“ Meijering

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

28.03.2024Märkl will auch bei der Ronde “vor das Radrennen“

(rsn) – Wie schon beim E3 Saxo Classic schaffte Niklas Märkl (DSM Firmenich – PostNL) auch bei Dwars door Vlaanderen den Sprung unter die Ausreißer des Tages. Doch während sein Fluchtbegleiter

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • La Route Adélie de Vitré (1.1, FRA)