Vierter Sieg im vierten Massensprint des Giro

Démare demonstriert einmal mehr seine Überlegenheit

Von Felix Schönbach

Foto zu dem Text "Démare demonstriert einmal mehr seine Überlegenheit"
Arnaud Démare (Groupama - FDJ) ist der dominierende Sprinter des Giro d´Italia 2020. | Foto: Cor Vos

14.10.2020  |  (rsn) - Als die Fahrer von Groupama - FDJ im Ziel ankamen, wartete bereits ihr Kapitän Arnaud Démare auf sie und applaudierte. Sein vierter Etappensieg am elften Renntag des 103. Giro d'Italia war einmal mehr eine Machtdemonstration des Franzosen und trotzdem auch erneut das Produkt einer herausragenden Mannschaftsleistung. Peter Sagan (Bora - hansgrohe) und Álvaro Hodeg (Deceuninck - Quick-Step) waren als Zweiter und Dritter abermals chancenlos. Dahinter konnten Rick Zabel (Israel Start-Up Nation) und Nico Denz (Sunweb) auf die Plätze fünf und sechs sprinten. In der Gesamtwertung führt unverändert Joao Almeida (Deceunick-Quickstep) aus Portugal.

Die 182 Kilometer lange Etappe war für die reduzierte Groupama - FDJ-Mannschaft eine Herausforderung. Mit nur sechs Fahrern mussten sie die Spitzengruppe kontrollieren und den Sprint vorbereiten. "Beeindruckend. Die Jungs haben einen starken Job gemacht, um die Spitzengruppe wieder einzuholen. Sander Armée ist stark gefahren", lobte Démare im Ziel sowohl die Leistung seiner Teamkollegen als auch die des letzten verbliebenen Ausreißers aus Belgien, der im Finale als Solist vorne war und 6,5 Kilometer vor Schluss gestellt wurde. Als die Gefahr durch die Spitzenreiter auf den letzten Kilometern gebannt war, mussten Démares Anfahrer ihre Kräfte gut einteilen.

"Als wir in den Ort gefahren sind, waren wir ein wenig weiter hinten. Dort wartete eine Kurve nach der anderen. Das war haarig. Aber auf der Geraden vor dem Ziel haben meine Teamkollegen eine außergewöhnliche Arbeit geliefert", berichtete Démare. Erst auf dem letzten Kilometer, kurz vor der letzten Kurve, übernahm Groupama - FDJ die Führung des Feldes. Ab diesem Zeitpunkt konnte sich allerdings auch kein anderes Team mehr wehren.

So viele Tagessiege wie seit Hinault 1982 kein Franzose mehr

"Erst Miles Scotson, der den Rest hinter sich gehalten hat und dann Jacopo Guarnieri, der idealerweise auf die letzten 400 Meter gewartet hat. Dann habe ich gewartet und den Sprint begonnen. Ich hatte Angst, dass die Anderen noch zurückkommen würden, aber es hat funktioniert", so Démare im Freudentaumel. Das Kunststück von vier Etappensiegen als Franzose in einem Giro ist zuletzt Bernard Hinault im Jahr 1982 gelungen.

Démare blieb trotz seiner beeindruckenden Serie - immerhin ist mit elf Etappen erst der halbe Giro vorbei - aber weiterhin bescheiden: "Das ist außergewöhnlich. Wir sind für Etappensiege hergekommen. Ich hatte aber nicht gedacht, dass es vier werden könnten. Chapeau an meine Mannschaft, an meine Teamkollegen, die fest an mich glauben. Die Arbeit zahlt sich aus, heute können wir dir Früchte ernten", sagte er.

Mit dem Sieg baute der Franzose seinen Vorsprung in der Punktewertung auf Sagan wieder aus, nachdem der Slowake am Vortag verkürzt hatte. Nun liegen 36 Zähler zwischen den Beiden. In den nächsten Tagen dürfte sich ein spannendes Duell um das Maglia Ciclamino entwickeln. In der Gesamtwertung blieb hingegen alles beim Alten. Joao Almeida verbrachte einen ruhigen Tag in Rosa und verteidigte auch das Nachwuchstrikot. Ruben Guerreiro (Education-First) verteidigte das Bergtrikot.

So lief das Rennen:

Gleich nach dem Start konnten sich Mattia Bais (Androni Giocattoli-Sidermec), Fabio Mazzucco, Francesco Romano (beide Bardiani-CSF-Faizanè), Sander Armée (Lotto-Soudal) und Marco Frapporti (Vini Zabù-KTM) absetzen und einen Vorsprung von maximal 3:50 Minuten erarbeiten. Im Feld blieb die Nachführarbeit an Groupama-FDJ, UAE Team Emirates und Cofidis hängen, da die anderen Sprinterteams die Verantwortung bei Démare verorteten.

Trotz des zahlenmäßig übersichtlichen Personals konnte der Abstand zur Spitze für lange Zeit unter Kontrolle gehalten werden. Die ersten beiden Sprintwertungen gingen an Romano, der sich jeweils gegen Frapporti durchsetzen konnte, während im Feld Démare vor Sagan blieb, um Punkte im Kampf um Ciclamino gut zu machen. Die einzige Bergwertung des Tages gewann Bais.

In einem Kreisverkehr 34 Kilometer vor dem Ziel wurde Elia Viviani (Cofidis) bei niedriger Geschwindigkeit von einem Motorrad umgefahren. Der Italiener konnte zwar weiterfahren, zog seine Mannschaft aber aus der Nachführarbeit zurück und brauchte lange, bis er selbst wieder ins Hauptfeld zurückkehrte.

Viviani vom Begleitmotorrad zu Fall gebracht

Zur gleichen Zeit erhöhte Armée auf einem welligen Streckenabschnitt das Tempo in der Spitzengruppe und entledigte sich seiner Fluchtkollegen. Bais konnte noch bis 24 Kilometer vor dem Ziel folgen, verlor dann aber ebenfalls den Anschluss und Armée war nun allein unterwegs. Das Feld konnte in diesem Abschnitt den Rückstand nicht unter zwei Minuten senken und Armée durfte sich realistische Hoffnungen auf den Etappensieg machen.

Doch auf den letzten 15 Kilometern erschwerten die Windbedingungen und die breiten Straßen Armée die Flucht, so dass sein Vorsprung schnell zusammenschmolz. Das von Positionskämpfen beschleunigte Feld holte Armée schließlich 6,5 Kilometer vor dem Ziel ein. Anschließend führten UAE Team Emirates und Israel Start-Up Nation das Peloton durch eine komplizierte Kurvenkombination.

Groupama - FDJ hielt sich auf den letzten Kilometern lange zurück, übernahm aber kurz vor den letzten beiden Kurven, knapp 600 Meter vor dem Ziel, wieder die Führung. Guarnieri bereitete Démare den Spurt mustergültig vor, bis dann Fernando Gaviria (UAE Team Emirates) früh eröffnete und Démare aber souverän zum Sieg durchzog, während der Kolumbianer noch durchgereicht wurde.

Weitere Radsportnachrichten

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder R

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

23.04.2024Tour de France Femmes ohne Vorjahreszweite Kopecky

(rsn) – Die Vorjahreszweite Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) wird auf die am 12. August in Rotterdam beginnende 3. Tour de France Femmes verzichten. Stattdessen wird sich die Weltmeistern auf die Oly

23.04.2024Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

(rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d´Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem

23.04.2024Startliste zum Prolog der 77. Tour de Romandie

(rsn) – Der Schweizer Nationalfahrer Luca Jenni eröffnet um 14.50 Uhr den Prolog zur 77. Tour de Romandie (2.WWT). Der nur 2,3 Kilometer lange Parcours von Payerne ist zwar bretteben, dürfte mit s

22.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Max Kanter (Astana Qazaqstan) hat nach der 2. Etappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Profisieg bejubeln können. Der 26-jährige Deutsche setzte sich über 190 Kilometer von

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)