1. Tour-Etappensieg 2020 knapp verpasst

130 Meter fehlten Bora - hansgrohe zum perfekten Plan

Von Joachim Logisch aus Puy Mary

Foto zu dem Text "130 Meter fehlten Bora - hansgrohe zum perfekten Plan"
Lennard Kämna (Bora - hansgrohe) im Ziel der 13. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

11.09.2020  |  (rsn) - Nach Tagen der Depression hat sich Bora – hansgrohe bei der 107. Tour de France mit einer eindrucksvollen Demonstration zurückgemeldet. Lennard Kämna und Maximilian Schachmann belegten am Ende der 13. Etappe von Chatel-Guyon zur Bergankunft in Puy Mary auf dem Pas de Peyrol (1.589 m) mit sieben kategorisierten Anstiegen die Plätze zwei und drei. Zum Sieg nach einer erneuten taktischen Meisterleistung fehlten nur 130 Meter!

Vielleicht einen Tick zu früh griff Kämna seinen Kontrahenten Daniel Martinez (EF) an, der dadurch noch genug Platz zum Kontern hatte. Aber einen Fehler kann man das nicht nennen, denn Kämna fühlte sich für einen Sprint nicht mehr stark genug: "Ich komme nicht gerne zum Sprint. Ich wollte alleine ankommen. Für mich war der Moment da, denn Martinez zog zurück. Ich wollte das Momentum nutzen. Aber er hat mich gekontert“, erklärte der Norddeutsche hinterher.

Tatsächlich konnte er mit seinem Antritt fünf Meter Abstand herausfahren, weil Martinez auch für einen Bruchteil einer Sekunde überrascht schien. Doch der Kolumbianer zog doch noch vorbei zu seinem ersten Tour-Etappensieg. Was Kämna zur resignierenden Bemerkung veranlasste: "Es kann nicht immer zu 100 Prozent klappen.“

Bis dahin hatte aber alles hundertprozentig geklappt. Der Plan der beiden Bora-hansgrohe-Profis, die es in die 17-köpfige Fluchtgruppe geschaffte hatten, war voll aufgegangen. Kämna: "Wir haben besprochen, was wir für eine Taktik fahren wollten. Max hatte eine ziemlich harte Anfangsphase. Ich bin deutlich früher in die Gruppe gekommen. Er musste also viel Energie dafür liegen lassen. Deshalb haben wir gesagt, das Finale würde mir mehr liegen. Wir entschieden, dass Max die Flucht nach vorne versucht. Er ist jemand, der extrem schnell eine Stunde fahren kann. Am Ende hat er es so gemacht und ich musste nur bei den Besten am Hinterrad bleiben", so der 24-Jährige.

Kämna: "Mir sind sofort die Beine weggebrannt"

Rund 40 Kilometer vor Schluss setzen Kämna und Schachmann ihren Plan um, von einem großen Selbstbewusstsein der beiden Deutschen zeugt. Schachmann griff am drittletzten Berg, der Cote d’Anglards de Salers an und folgte dem kurz vorher ausgerissenen Neilson Powless (EF), den er kurz vor dem Gipfel stellte und später auch abhängte. 40 Sekunden Vorsprung fuhr der Berliner, der zunächst von Martinez, Kämna und Marc Soler (Movistar) verfolgt wurde, bis zum vorletzten Berg heraus. Schließlich blieben nur die beiden Erstgenannten übrig, die dann aber 1,5 Kilometer vor Schluss aufschlossen.

Kurz zuvor, als die beiden Verfolger Schachmann vor sich sahen, hatte Kämna einmal kurz gezuckt, dann sich aber gleich wieder an das Hinterrad von Martinez geklemmt. "Ich hatte vor, Martinez abzuhängen, wenn wir rankommen. Ich hatte gezögert, hatte aber auch die Beine nicht mehr“, erklärte der Dauphiné-Etappensieger, dann aber auf den letzten 700 Metern einen weiteren Versuch wagte, den Martinez schnell neutralisierte. "Als wir in den Anstieg kamen, sind mir sofort die Beine weggebrannt", gab Kämna zu.

Der 24-Jährige ärgerte ein wenig darüber, dass er die starke Vorarbeit seines Teamkollegen nicht in einen Sieg verwandeln konnte. "Max hat mir alles auf dem Silbertablett präsentiert und deshalb bin ich nicht zufrieden, wie es am Ende gelaufen ist. Nichtsdestotrotz war es eine tolle Etappe. Wir haben gezeigt, dass wir stark sind und haben taktisch alles richtig gemacht. Am Ende haben die Beine nicht mitgespielt. Das ärgert, aber insgesamt bin ich super happy, wie es heute lief“, zog Kämna ein positives Fazit des starken Auftritts, für den Schachmann als "Kämpferischster Fahrer“ ausgezeichnet wurde.

"Es ist schon schön, für die Anstrengung dann doch noch geehrt zu werden“, meinte der 26-Jährige, um gleich fortzufahren: "Ein Etappensieg ist natürlich noch etwas Schöneres.“ Aber auch er durfte mit diesen starken 191 Kilometern zufrieden sein: "Am Ende war es nicht so schlecht, denke ich. Natürlich hätten wir gerne gewonnen, aber es geht auch immer darum, mit den eigenen Möglichkeiten, möglichst fehlerfrei zu fahren. In meinen Augen sind wir ein sehr kluges und gutes Rennen gefahren. Heute war da leider noch einer, der stärker war“, sagte. Dabei konnte er schon wieder lachen!

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

24.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

24.04.2024Godon und Vendrame sorgen für Decathlon-Doppelschlag

(rsn) – Synchroner Jubel auf Platz eins und zwei, dahinter kollektiver Ärger: Decathlon – AG2R La Mondiale hat durch Dorian Godon und Andrea Vendrame auf der 1. Etappe der Tour de Romandie (2.UWT

24.04.2024“Unglaublich“: Dorn fährt auf Ansage ins Bergtrikot

(rsn) – Das Team Bike Aid, allen voran Vinzent Dorn, zeigt sich bei der Tour of Turkiye (2.Pro) weiterhin von der allerbesten Seite. Dorn schaffte es auf der 4. Etappe, die über 138 Kilometer von

24.04.2024Uhlig bremst, Andresen gewinnt vor van Poppel

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat auf der 4. Etappe der Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Sieg als Profi gefeiert und damit auch die Gesamtführung an sich gerissen.

24.04.2024Bahn WM 2025 zum zweiten Mal nach Südamerika

(rsn) - Wie der Weltradsportverband UCI am Mittwoch bekanntgab, werden die Bahnweltmeisterschaften vom 15. bis zum 19. Oktober im Velódromo Peñalolén in Santiago de Chile stattfinden. Zunächst hat

24.04.2024Hindley und Lipowitz verlängern bei Bora - hansgrohe

(rsn) – Bora – hansgrohe hat die Verträge seiner beiden Kletterer Jai Hindley und Florian Lipowitz verlängert. Wie immer machten die Raublinger keine Angaben über die Laufzeiten der Arbeitspapi

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)