Interview mit dem Teamchef der Maloja Pushbikers

Grasmann: “Wir träumen vom langfristigen Erfolg“

Von Christoph Adamietz

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Die Maloja Pushbikers beim ersten Teamtreffen | Foto: Urs Golling

09.01.2020  |  (rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwortlichen der heimischen Drittdivisionäre.

Teil 6: Christian Grasmann (Maloja Pushbikers)

Herr Grasmann, Ihr Team war bisher in Österreich registriert und kooperierte mit dem dortigen Team WSA KTM Graz. Was waren die Gründe für die Rückkehr nach Deutschland und dem nun eigenständigen Maloja Pushbikers Kontinental-Team?
Grasmann: Der klassische Radsport, der wir nicht sind. Die DNA der Pushbikers wird es immer sein, für den Sport zu brennen und andere damit anzuzünden. Die Kids im Verein, Freunde, Partner oder auch völlig Unbekannte - wir wollen genau diese Leute ansprechen, die der klassische Radsport in gewisser Weise ignoriert, und für den Sport und nicht nur für das Radfahren begeistern. Wir haben es trotz einer unglaublichen Leidenschaft von Teamchef Christoph Resl - es gibt keinen Menschen, der mehr für diesen Sport in Österreich steht - nicht geschafft mitzureißen und Nähe zu vermitteln. Wir sind von der Basis, dem RSV Irschenberg, immer weiter weggekommen. Auch waren es natürlich finanzielle Gründe. Wir tun uns schon deutlich leichter, das Produkt als bayerisch zu verkaufen.

Was soll konkret die DNA des Pushbiker-Teams sein?
Grasmann: Das, für was wir seit vielen Jahren stehen, mit Beharrlichkeit unseren Weg gehen, mit Leidenschaft einen modernen Leistungssport betreiben und sich selbst dabei nicht zu ernst zu nehmen. Vor allem aber ein Design-Thema mit allen Partnern zusammen jedes Jahr neu zu interpretieren. Ein Team, das auffällt durch einen sympathischen Charakter, der von hoher Professionalität umrahmt wird. Wichtig ist uns auch nachhaltig zu agieren, Ressourcen zu schonen, soweit das natürlich geht. Autos optimal auslasten, alte Trikots für die Jugendkasse verkaufen etc. Auch wollen wir einen Generationenvertrag erfüllen, etwas zurückgeben, unser soziales Sponsoringkonzept für den Nachwuchs weiter ausbauen und einen fairen Umgang miteinander vermitteln

Worauf haben Sie bei der Kaderzusammenstellung besonders geachtet?
Grasmann: Im ersten Jahr ist es von essentieller Bedeutung, dass das Team aus Personen zusammengestellt ist, die an einem Strang ziehen wollen. Einzelkämpfer oder Superstars sind in dieser Phase nicht zielführend. Die neue Struktur aus sportlicher Leitung, Headquarter und kompletter Organisation in Holzkirchen muss sich im ersten halben Jahr erst einspielen. Da ist es wichtig, dass die Mitarbeiter/Fahrer ein hohes Maß an Entspanntheit, Selbstständigkeit und aber eben auch Professionalität mitbringen, damit sich das Team und eben die Organisation einspielen können.

Wer bildet mit Ihnen die Sportliche Leitung?
Grasmann: Rupert Hödlmoser, Sebastian Baldauf als sportlicher Leiter Nr.2, - und Gunther Peter als sportlicher Leiter Nr.3. Unser erster sportlicher Leiter Hödlmoser war in den vergangen drei Jahren sportlicher Leiter beim UNION Raiffeisen Radteam Tirol.

Welcher Mehraufwand kommt nun auf Sie zu?
Grasmann: Wir haben dafür deutlich aufgerüstet, planen langfristig. Wir wollen natürlich, dass die Sportler professionell mit uns arbeiten. Wir haben Rupert als Fulltimer, wir haben im Moment Hannes Glöckl fest angestellt im Büro für alle Marketing und Vertriebsthemen. Maxi Wagner - Verkauf, Vertrieb, Events sowie Sebastian Wilson kommt von Specialized fest als Mechaniker zu uns.

Wann und wo werden Sie in die Saison einsteigen?
Grasmann: Wir werden Ende Februar bei der Tour of Rhodos in die Saison starten und gleich zwei Wochen dort bleiben, um die Rennen mit einem Trainingslager zu kombinieren. Davor werden wir Mitte Februar am Gardasee das erste rennspezifische Teamtrainingslager abhalten. Dabei werden wir uns speziell auf teamtaktische Fahrweisen konzentrieren.

Welche sportlichen Ziele und Highlights hat das Team?
Grasmann: Wir träumen natürlich von einem Team, das langfristig erfolgreich ist, in dem was es macht! Speziell für die Straße brauche ich nicht zu sagen, dass die D-Tour und die Ö-Tour für uns das “Ding” 2020 würden. Die Korea Rundfahrt könnte aber auch langfristig für uns zentrale Wichtigkeit bekommen…. Aber auch einige Gravelrennen zusammen mit Bike Components, die Langstreckenrennen für unser Frauenteam, die Mountainbiker, die Weltcups und ein paar Straßenmarathons fahren, werden im Gesamten die Highlights für unsere Fahrer sein.

Wer soll für die Ergebnisse zuständig sein?
Grasmann: Wir haben für 2020 noch keinen ausgewiesenen Klassementfahrer. Das war aber auch taktisch so gewollt. So fördern wir den Teamspirit und geben jungen Athleten so die Chance, sich bei uns für Höheres zu empfehlen. In den nächsten Jahren wollen wir eine gesunde Dosis aus arrivierten und jungen hungrigen Fahrern zusammenstellen: Weitergabe von Erfahrung und dadurch Ausbildung von jungen Athleten. Mit Jason Lea aus Australien, dem Bergtrikotgewinner Tour Down Under 2019, Laurin Winter, Matthias Mangertseder, Christoph Schößwendter und Leon Echtermann werden wir Fahrer mit Potenzial im Team haben.

Wird sich das Team komplett auf die Straße konzentrieren oder gibt es noch eine Bahnabteilung?
Grasmann: Der Fokus muss leider auf der Straße liegen. Ich habe mit einigen auch internationalen Leistungsträgern gesprochen, aber 2020 ist Olympia und wir sind uns mit keinem Verband einig geworden. Vor allem in Deutschland ist es unmöglich geworden, einen guten Fahrer zu finden. Moritz Augenstein ist der letzte Deutsche, an dem wir wirklich festhalten wollen - er macht den Spagat aus Arbeit und dem Sport gut, ist noch jung, aber noch nicht kontinuierlich genug. Aber ich bin mir sicher, er schafft das noch.

Für die Kontinental-Teams wird eine Gebühr fällig, wenn sie an der UCI ProSeries teilnehmen wollen. Was halten Sie von dieser Maßnahme?
Grasmann: Nun kommt es auf diese 3.500 EUR auch nicht mehr an und bei der UCI weiß der eine nicht, was der andere macht… wie etwa bei den UCI Track Teams. Viel massiver trifft es die kleinen Vereine mit den Verbandsgebühren, die nicht kommerziellen, sondern ideellen Sport betreiben.

Wo sehen Sie Ihr Team perspektivisch?
Grasmann: Wir schließen in Oberbayern die letzte sportliche Lücke. Wir haben mit meinem RSV Irschenberg den erfolgreichsten Nachwuchsverein Deutschlands. Wir haben den Landesverband Bayern, in dem wir mit dem RSV einen Großteil der Fahrerinnen und Fahrer stellen. Wir haben das Juniorenteam Auto Eder im Süden, auch die "Mehrzahl" aus dem RSV Irschenberg. Wir haben ein Juniorinnen-Team gegründet, die Maloja Pushbikers FEM. Wir haben für die Jungs, die weder auf der Straße noch auf der Bahn tätig sind, mit den "Pushbikers XC World Cup MTB Team" die letzte Lücke geschlossen. Wir haben die Bahn nicht aus den Augen verloren... Wir haben mit Bora - hansgrohe ein Schiff vor uns, mit dem wir nur mitschwimmen müssen. Alles in einem Umkreis von 40 Kilometern. Diese Chance, Kindern eine Ausbildung im Sport / Leistungssport zu verwehren, würde ich als Vertragsbruch sehen. Auch wenn viele den Generationenvertrag vergessen haben....!

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