Von Kittel bis Wagner

Die zehn prominentesten Rücktritte 2019 / Teil 2

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Marcel Kittel | Foto: Cor Vos

30.12.2019  |  (rsn) - Im Lauf dieser Saison haben außergewöhnlich viele prominente Profis ihren Rücktritt erklärt. Wir stellen in einer zweiteiligen Serie die bekanntesten zehn Namen vor.

Marcel Kittel (Deutschland, 31 Jahre): Der beste deutsche Sprinter des zu Ende gehenden Jahrzehnts fasste im August nach einer monatelangen Pause den Entschluss, nicht mehr ins Feld zurückzukehren und seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Im Jahr 2001 als Zeitfahrspezialist zum damaligen Zweitdivisionär Skil-Shimano gestoßen, entwickelte sich Kittel schon in seiner ersten Profisaison zu einem der schnellsten Männer im Feld. Allein bei der Tour de France gelangen dem 188 Zentimeter großen Modellathleten ab 2013 nicht weniger als 14 teils in überragender Manier herausgefahrene Etappensiege, so viele, wie bisher kein deutscher Profi sammeln konnte.

Doch der körperlich so stark wirkende Kittel war ausgesprochen sensibel und benötigte ein Umfeld, das ihm voll vertraute. Als dass beim Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink nicht mehr gegeben schien, wechselte Kittel zu Quick-Step und feierte im Team von Manager Patrick Lefevere ein glänzendes Comeback. In den beiden Quick-Step-Jahren gelangen ihm 26 Siege, die ihn zu einem heiß begehrten Kandidaten auf dem Transfermarkt machten. Kittel entschied sich Ende 2017 für Katusha - Alpecin - auch weil das ursprünglich russische Team mittlerweile mehrere deutsche Profis in seinen Reihen hatte.

Der Wechsel erwies sich dann aber als wohl größter Fehler in Kittels Karriere, was nicht nur die mageren drei Siege in den darauf folgenden knapp eineinhalb Jahren bewiesen. Kittel wurde bei Katusha nie wirklich heimisch und entschloss sich deshalb zunächst im Mai 2019 zu einer Rennpause, ehe er kurz darauf sein Karriereende mitteilte. Mittlerweile hat er ein Studium begonnen und ist zum ersten Mal Vater geworden.

Moreno Moser (Italien, 29 Jahre): Als der Neffe der Radsport-Legende Francesco 2012 Profi beim Liquigas-Team wurde, galt er als eines der größten Talente Italiens. Und gleich in seiner ersten Saison wusste Moser die hohen Erwartungen zu erfüllen. Er gewann zum italienischen Saisonauftakt die Trofeo Laiguelia und am 1. Mai den deutschen Klassiker Eschborn-Frankfurt. Sein Talent als Rundfahrer bewies er im darauf folgenden Sommer bei der Polen-Rundfahrt, bei der er sich zwei Etappen und die Gesamtwertung sicherte.

Nach einer bereits etwas schwächeren Saison 2013, in der er immerhin noch die Strade Bianche gewann, ging es allerdings bergab. Auch ein Wechsel 2016 zum Astana-Team, mit dem er seiner Karriere einen neuen Schub verleihen wollte, erwies sich als vergeblich. Gleiches galt für die sportliche Rückkehr in seine Heimat, als er sich zur Saison 2019 dem Zweitdivisionär Nippo Vini Fantini anschloss.

Nach nur fünf weiteren erfolglosen Monaten beschloss Moser nach der Tour of the Alps, die er auf der 2. Etappe vorzeitig beendete, vom Profiradsport zurückzutreten. Wie er kurz darauf der Gazzetta dello Sport gegenüber erklärte, sei er nicht mehr in der Lage, auf höchstem Niveau seinen Sport zu betreiben.

Simon Spilak (Slowenien, 33 Jahre):
Der schweigsame Allrounder begann seine Karriere 2005 beim slowenischen Kontinental-Team Adria, wo er sich in den darauffolgenden Jahren für einen Profivertrag empfahl, den er schließlich 2008 beim italienischen Lampre-Rennstall unterschrieb. Spilak entwickelte sich zu einem vielseitig einsetzbaren Rundfahrtspezialisten, der aber auch in schweren Eintagesrennen Spitzenergebnisse einfahren konnte. So gewann er 2013 den deutschen Klassiker Eschborn - Frankfurt.

Seine größten Erfolge feierte er allerdings in der Schweiz bei der Tour de Romandie, die er 2010 gewinnen konnte, und der Tour de Suisse, die er 2015 und 2017 für sich entschied. Dagegen blieb er in den drei großen Landesrundfahrten blass. Nach insgesamt fünf erfolglosen GrandTour-Teilnahmen (3 x Giro d’Italia, 2 x Tour de France) bestritt Spilak nach 2014 keine einzige GrandTour mehr, sondern konzentrierte sich ausschließlich auf kleinere Etappenrennen.

Der letzte seiner insgesamt zwölf Profisiege gelang ihm vor zweieinhalb Jahren, als er zum zweiten Mal die Gesamtwertung der Schweiz-Rundfahrt gewann. In den letzten beiden seiner insgesamt acht Jahre beim Katusha-Rennstall, der ihn 2012 verpflichtet hatte, lief bei Spilak aber nicht mehr viel zusammen. Immerhin konnte er mit zwei sechsten Gesamtplätzen bei der Tour de Suisse nochmals sein Potenzial abrufen.

Dubios waren die Umstände seines Rücktritts. Nachdem er sich zunächst auf einen Dreijahresvertrag mit Bahrain - Merida geeinigt hatte, entschloss sich Spilak im Oktober unvermittelt, seine Karriere zu beenden. Gegenüber dem slowenischen Internetportal “Delo“ sprach er lediglich davon, dass dies “der richtige Moment“ sei. Kurz vor Spilaks Sinneswandel hatte Bahrain - Merida zwei seiner Landsleute entlassen,: Kristijan Koren und Sportdirektor Borut Bozic waren wegen ihrer Verwicklung in die Operation Aderlass vom Radsportweltverband UCI zu je zweijährigen Dopingsperren verurteilt worden.

Taylor Phinney (USA / 29 Jahre): Der Sohn zweier erfolgreicher Radsportler wurde 2011 bei BMC Profi und absolvierte beim US-Rennstall auch die ersten sechs Jahre seiner Karriere. In dieser Zeit sammelte der Zeitfahrspezialist alle 13 Siege ein, die ihm in seiner Karriere gelangen. Seinen größten Erfolg errang Phinney 2012, als er im Prolog des Giro d`Italia das Rosa Trikot des Gesamtführenden eroberte. Im selben Jahr verpasste der US-Amerikaner bei der WM in Valkenburg in seiner Paradedisziplin nur knapp die Goldmedaille. Auf Rang zwei fehlten ihm gerade einmal sechs Sekunden auf Tony Martin.

Seinen letzten Erfolg feierte Phinney 2016, als er sich zum dritten Mal den nationalen Zeitfahrtitel sicherte. 2017 entschloss sich Phinney, dessen Karriere immer wieder von Verletzungen unterbrochen wurde, zu einem Neustart und wechselte zu EF Education First (damals noch Cannondale). Doch in seinen drei Jahren im Rennstall von Manager Jonathan Vaughters erfüllten sich Phinneys Hoffnungen nicht. Lediglich mit Platz acht bei Paris – Roubaix 2018 ließ der Gewinner der U23-Ausgabe von 2010 aufhorchen.

Nach nur 25 Renntagen im Jahr 2019 entschloss sich Phinney deshalb, seine Laufbahn zu beenden. Seine Zukunft sieht der 29-Jährige als Künstler: Phinney will Musik machen.

Robert Wagner (Deutschland / 36 Jahre): Der gebürtige Magdeburger wurde 2007 beim damaligen Team Wiesenhof-Felt Profi, wechselte aber schon in der darauf folgenden Saison in die Niederlande, wo er den Großteil seiner Karriere verbringen sollte. Von 2008 bis 2010 stand Wagner beim Sunweb-Vorgänger Skil - Shimano unter Vertrag und feierte bereits im ersten Jahr bei der Ronde van Noord Holland seinen ersten Profisieg. Fünf weitere sollten in seiner Skil-Zeit noch folgen, darunter ein Etappensieg bei der Bayern-Rundfahrt, als er in der Wagner-Stadt Bayreuth den Massensprint für sich entschied.

Bei Leopard-Trek führte 2011 schließlich sein Weg in die WorldTour und an die Spitze des deutschen Radsports: Wagner gewann im Sommer in Neuwied überraschend die Deutsche Meisterschaften und trug ein Jahr lang das prestigeträchtige Trikot, in dem ihm allerdings kein Sieg mehr gelang. Seinen letzten Profierfolg feierte er 2013, als er den Prolog der ZLM Toer für sich entschied.

Danach war Wagner bei LottoNL - Jumbo hauptsächlich als Helfer gefragt, vor allem mit Sprinter Dylan Groenewegen arbeitete er gut zusammen und bestritt als Anfahrer des Niederländers 2016 und 2017 die Tour de France. Danach wurde er immer wieder von Verletzungen und Erkrankungen geplagt. Ende 2018 stand für Wagner nochmals ein Tapetenwechsel an: Er schloss sich gemeinsam mit seinem Freund André Greipel dem französischen Zweitdivisionär Arkéa - Samsic an. Doch für beide war es keine erfolgreiche Zeit. Wagner entschloss sich schließlich frühzeitig, seine Karriere zu beenden. Er kehrt in die Niederlande zu Jumbo – Visma zurück, wo er das neu gegründete U23-Team leiten wird.

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