Franzose jubelt am Ende der 3. Tour-Etappe

Alaphilippes Plan geht auf – Sieg und Gelb in Épernay

Foto zu dem Text "Alaphilippes Plan geht auf – Sieg und Gelb in Épernay"
Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) feiert den Tagessieg und das Gelbe Trikot. | Foto: Cor Vos

08.07.2019  |  (rsn) - Schon am dritten Tag der 106. Tour de France durfte die "Grande Nation“ den ersten Tagessieg eines französischen Fahrers bejubeln. Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) feierte nach 215 Kilometern und Start im belgischen Binche den Etappensieg in Épernay und übernahm auch das Gelbe Trikot.

Der Franzose hatte sich im selektiven Finale abgesetzt und eine größere Verfolgergruppe als Solist mit 26 Sekunden auf Abstand gehalten. Platz zwei im Sprint auf ansteigender Zielgeraden sicherte sich Michael Matthews (Sunweb) vor Jasper Stuyven (Trek - Segafredo). Der bisherige Gesamtführende Mike Teunissen (Jmbo - Visma) verlor in der Endphase der Etappe den Anschluss. Auch einige der Favoriten auf den Gesamsieg mussten Sekundenrückstände hinnehmen.

Die erste Etappe mit Ankunft auf französischem Boden forderte das Feld mit einem Klassikerfinale über vier kategorisierte Anstiege auf den letzten 40 Kilometern. Ein Profil, wie gemacht für Alaphilippe. Und der Favorit lieferte. "Ein unglaubliches Ding, ich muss das erst einmal realisieren“, sagte der 27-Jährige im Ziel. "Dieser Tag war in meinem Hinterkopf. Ich wollte den Etappensieg und das Trikot holen. Es wäre gut gewesen, in einer kleinen Gruppe anzukommen, aber so war es ideal. Es ist so schwer, die Erwartungen als Favorit zu erfüllen, aber ich habe es geschafft.“ fuhr er fort. 

Alaphilippe hatte nach intensiver Tempoarbeit seiner Teamkollegen an den vorherigen Anstiegen an der letzten Steigung des Tages, der nur 900 Meter langen, aber bis zu 15 Prozent steilen Côte de Mutigny 15 Kilometer vor dem Ziel zur entscheidenden Attacke angesetzt. Schnell überholte er mit Tim Wellens (Soudal Lotto) den letzten der ursprünglich fünf Ausreißer und verteidigte auf den verbleibenden Kilometern über Gegensteigungen und kurzen Abfahrten seinen Vorsprung bis zum Ziel.

"Ich habe das Finale gekannt. Den Anstieg bin ich volles Rohr hochgefahren. Dann habe ich mich umgeschaut, um zu sehen, was ich angerichtet hatte und sah, dass alle am Anschlag waren. Ich habe einfach alles gegeben“, sagte Alaphilippe. Die 26 Sekunden Vorsprung im Ziel sowie zehn Sekunden an Zeitbonifikation als Tagessieger sowie fünf weitere an der Côte de Mutigny reichten ihm auch zur Übernahme des Gesamtführung – als erster Franzose seit Tony Gallopin 2014. Im Vorjahr gewann Alaphilippe bereits zwei Tour-Etappen und und das Bergtrikot.

Der bisherige Träger des Gelben Trikots, Teunissen, hielt sich hingegen bereits an den ersten Anstiegen weit hinten im Feld auf und verlor schließlich an der Côte de Mutigny endgültig den Anschluss. Jumbo - Visma konzentrierte sich im Anschluss auf das Geschehen vorne mit Wout Van Aert und Klassementfahrer Steven Kruijswijk und ließ Teunissen ohne Unterstützer zurück. Den Anschluss nach vorn schaffte der Niederländer nicht mehr und erreichte das Ziel mit 4:54 Minuten Rückstand.

Sagan in Grün

In der Gesamtwertung führt Alaphilippe mit 20 Sekunden auf Van Aert und jeweils 25 Sekunden auf Kruijswijk und Georg Bennett (Jumbo – Visma). Gesamtfünfter ist Matthews, der den Sprint der Verfolgergruppe vor Stuyven, Greg Van Avermaet (CCC) und Peter Sagan (Bora-hansgrohe) gewann. Sagan übernahm durch seinen fünften Etappenplatz die Führung in der Punktewertung.

Im hektischen Finale auf ansteigender Zielgeraden rissen zudem Lücken im Feld, von den Klassementfahrern erreichten nur Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) und Egan Bernal (Ineos) mit den Sprintern das Ziel. Andere Favoriten wie Vorjahressieger Geraint Thomas (Ineos), Jakob Fuglsang (Astana), Romain Bardet (Ag2r), Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida), Nairo Quintana (Movistar), Adam Yates (Mitchelton - Scott) oder  Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) wurden mit fünf Sekunden Rückstand gewertet.

"Es war ein ziemlich stressiger Tag mit dem Rückenwind. Alle waren nervös. Die Schlussphase war extrem hektisch, es ging nur hoch und runter und auf kleinen Straßen rechts und links. Dafür, dass es nur so kurzer Wellen waren, was mir eigentlich nicht so liegt, ging es aber ganz gut“, sagte Buchmann im Ziel gegenüber der ARD.

So lief das Rennen

Nach acht Kilometern bekam ein Quintett um Wellens, Stéphane Rossetto (Cofidis), Yoann Offredo (Wanty - Gobert), Anthony Delaplace (Arkea - Samsic) und Paul Ourselin (Total Direct Energie) freie Fahrt und bildete die Fluchtgruppe des Tages. Die Strecke verlief schnurstracks von Nord nach Süd , der Tour-Tross erreichte schon nach zwölf Kilometern französischen Boden. Begünstigt wurden die Fahrer unterwegs fast durchgehend durch Rückenwind: Die erste Rennstunde wurde mit einem Schnitt von 46,9 km/h zurückgelegt, die weiteren wurden in ähnlicher Geschwindigkeit absolviert. Der Vorsprung der Ausreißer stieg zwischenzeitlich auf 6:30 Minuten an, im Feld sorgte vor allem Jumbo - Visma in Person von Tony Martin für die Nachführarbeit.

Ab dem Zwischensprint nach 100 Kilometern ging der Vorsprung der fünf Ausreißer dann signifikant zurück. Mehrere Teams beteiligten sich nun an der Verfolgung, 50 Kilometer vor dem Ziel lag die Spitzengruppe nur noch rund zwei Minuten vor dem Feld. Wenige Kilometer später, an der der ersten von vier Bergwertungen des Tages zur Côte de Nanteuil-la-Forêt (4. Kategorie), löste sich Wellens mit einem Antritt von seinen vier Fluchtgefährten.

Die Bergpreise an der Côte d’Hautvillers, Côte de Champillon und Côte de Mutigny (alle 3. Kategorie) sicherte sich Wellens ebenfalls und übernahm die Führung in der Bergwertung. Allerdings flog am Gipfel der Côte de Mutigny bereits Alaphilippe an ihm vorbei und beendete das Fluchtunterfangene des 28-Jährigen.

Die verbleibenden 15 Kilometer zum Ziel nahm Alaphilippe als Solist in Angriff und baute seinen Vorsprung schnell auf 50 Sekunden aus. Dahinter bildete sich kurzzeitig eine Verfolgergruppe mit  Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe), Alexej Lutsenko (Astana), Mikel Landa (Movistar) und Michael Woods (EF Education First), die jedoch nur wenige Kilometer weit kam. Ineos leitete in der Folge die Nachführarbeit, konnte die Lücke zu Alaphilippe im selektiven Finale mit ansteigender Zielgeraden aber nicht mehr entscheidend reduzieren.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.07.2020Video-Rückblick: Bernals Weg zum Tour-Triumph

(rsn) - Vor genau einem Jahr gewann Egan Bernal (Ineos) als erster Kolumbianer die Tour de France. Nach einem harten Kampf über drei Wochen wurde der damals 22-Jährige am 28. Juli 2019 am Ende der 1

18.02.2020Tour-Sieger Bernal gewinnt Laureus World Sports Awards

(rsn) - Tour-de-France-Gewinner Egan Bernal (Ineos) ist als erster Radsportler seit Lance Armstrong mit dem Laureus World Sports Awards ausgezeichnet worden. Der 23-jährige Kolumbianer gewann die Wer

04.12.2019Van Aert: “Als würde ich bei lebendigem Leib brennen“

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo-Visma) hat sich erstmals die Aufzeichnung seines schrecklichen Sturzes bei der Tour de France angeschaut und im Rahmen der flämischen Doku-Serie Het Huis (Das Haus) ein I

15.11.2019Wetter-Wahnsinn bei Giro, Tour und WM

(rsn) - Extremwetter macht auch vor dem Radsport nicht halt. Eurosport hat in einem Video die fünf wildesten Szenen bei Radrennen zusammengefasst, die von Regen oder Schnee heimgesucht wurden.

24.10.2019Mitchelton - Scott: Vier Tour-Etappensiege als Saison-Highlights

(rsn) - Am Ende einer Saison, in der die GrandTour-Kandidaten Simon und Adam Yates sowie Esteban Chaves die großen Klassementhoffnungen nicht erfüllen konnten, zieht Mitchelton - Scott dennoch ein p

08.09.2019Van Aert sitzt erstmals seit Tour-Aus wieder auf dem Rad

(rsn) - "Guess what?! :)" - so betitelte Wout Van Aert am Sonntagmorgen eine Aktivität auf Strava. Und ja, ratet mal: Der Belgier saß erstmals seit seinem schweren Unfall im Einzelzeitfahren der Tou

06.09.2019Van Aert: OP-Fehler verlängerte die Zwangspause

(rsn) - Die Rechtskurve aus dem Tunnel unter dem Parc du Chateau heraus in die Rue d´Etigny, kurz vor der 1.000-Meter-Marke im Einzelzeitfahren der Tour de France in Pau: Maximilian Schachmann (Bora

16.08.2019Bardet wird in dieser Saison keine Rennen mehr bestreiten

(rsn) - Nach einer trotz des Gewinns des Bergtrikots enttäuschend verlaufenen Tour de France hat sich Romain Bardet (AG2R) dazu entschlossen, 2019 keine Rennen mehr zu bestreiten. "Gemeinsam mit dem

02.08.2019Van Aert: Nach zwei Operationen vor langer Rehabilitation

(rsn) - Nach zwei Operationen an seiner Oberschenkelwunde ist unklar, wann Wout Van Aert (Jumbo - Visma) wieder ins Peloton zurückkehren wird. Das teilte sein Team bereits vor einigen Tagen mit. Am D

02.08.2019Tour-Sieger Bernal kehrt nach der Clasica in seine Heimat zurück

(rsn) - Noch konnte Tour-de-France-Sieger Egan Bernal sein Gelbes Trikot seinen Fans in der Heimat nicht präsentieren. In der zu Ende gehenden Woche bestritt der Kolumbianer noch drei Kriterien in Be

02.08.2019Deceuninck - Quick-Step: Tour-Rückblick im Video

(rsn) - Mit drei Etappensiegen und 14 Tagen das Gelbe Trikot in den eigenen Reihen blickt Deceuninck - Quick-Step auf eine erfolgreiche Tour de France zurück. In einem selbst erstellten Video lässt

01.08.2019Greipel: “Die schlechteste Tour meiner Karriere“

(rsn) – André Greipel (Arkéa – Samsic) hat auf seiner Facebook-Seite seine neunte Tour de Frace bilanziert und betonte dabei, dass diese für ihn absolut nicht zufriedenstellend verlaufen ist.

Weitere Radsportnachrichten

28.03.2024Van Aert erfolgreich operiert - Giro-Debüt ungewiss

(rsn) – Einen Tag nach seinem schweren Sturz bei Dwars door Vlaanderen ist Wout van Aert nach Angaben seines Teams Visma – Lease a Bike erfolgreich operiert worden. Ob der 29-jährige Belgier rech

28.03.2024Appell an die Zuschauer: “Haben Sie Respekt vor den Fahrern“

(rsn) – Wenige Tage vor der 108. Flandern-Rundfahrt (1. UWT / 1. März), haben Tomas Van Den Spiegel, Geschäftsführer des Veranstalters Flanders Classics, und Carina Van Cauter, die Gouverneurin R

28.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Männer

(rsn) – Der Ostersonntag wirft seine Schatten voraus: Am 31. März versammelt sich das WorldTour-Peloton in Antwerpen zum Start der 270,8 Kilometer langen Ronde van Vlaanderen. Das Heiligtum des bel

28.03.2024Zeckenbiss möglicher Grund für De Lies Formschwäche

(rsn) – Da Arnaud De Lie in den vergangenen Wochen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, hatte sein Team Lotto – Dstny in Absprache mit dem 22-jährigen Belgier entschieden, dass diese

28.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Frauen

(rsn) – Wenn die Männer nach ihrem Start in Antwerpen bereits 120 Rennkilometer hinter sich haben und erstmals durch Oudenaarde kommen, stellen sich dort auf dem Marktplatz des Zielorts der Ronde v

28.03.2024Huppertz: Vor Rennen abends einen trinken? Heute unvorstellbar

(rsn) – Eine so lange Zusammenarbeit wie die zwischen Joshua Huppertz und Teamchef Florian Monreal gibt es im Kontinental-Bereich sehr selten. Seit August 2014 steht der mittlerweile 29-Jährige Aa

28.03.2024Movistar verlängert mit “Sensation“ Meijering

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

28.03.2024Märkl will auch bei der Ronde “vor das Radrennen“

(rsn) – Wie schon beim E3 Saxo Classic schaffte Niklas Märkl (DSM Firmenich – PostNL) auch bei Dwars door Vlaanderen den Sprung unter die Ausreißer des Tages. Doch während sein Fluchtbegleiter

28.03.2024Trotz Sturz: Pedersen ist für Ronde-Start zuversichtlich

(rsn) – Ausgerechnet kurz vor der Flandern-Rundfahrt, dem Höhepunkt der flämischen Klassikersaison, wurde Lidl – Trek mächtig gebeutelt. Bei Dwars door Vlaanderen waren mit Gent-Wevelgem-Sieger

27.03.2024Nach Van-Aert-Crash: Kanarieberg hat bei Klassikern wohl ausgedient

(rsn) – Positionskampf bei Höchstgeschwindigkeiten, auf breiter Straße abschüssig in Richtung Ronse: Das waren die Bilder, die die flämischen Klassiker auf der N48 in der Anfahrt zum engen Recht

27.03.2024Teamchef Stam bestätigt: Vollering verlässt SD Worx

(rsn) – Demi Vollering wird SD Worx – Protime nach der Saison 2024 verlassen. Das bestätigte Sportdirektor Danny Stam am Mittwochmittag gegenüber GCN. "Ja, das ist definitiv sicher", sagte der N

27.03.2024Rennarzt-Wagen baut Unfall mit Soudal-Teamfahrzeug

(rsn) – Der Unfall zweier wichtiger Begleitfahrzeuge im Männerrennen von Dwars door Vlaanderen hat am Mittwoch für eine halbstündige Unterbrechung des Frauenrennens gesorgt. Da die Frauen hinter

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine