Vorgestellt: die 18 WorldTour-Mannschaften

Dimension Data: Mehr Erfolge nach dem Kaderumbruch?

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Dimension Data: Mehr Erfolge nach dem Kaderumbruch? "
Dimension Data (hier beim Münsterland Giro 2018) | Foto: Cor Vos

21.01.2019  | 

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.

Teil 7: Team Dimension Data

Rückblick 2018: Eine Saison zum Vergessen. Die großen Namen des Teams erreichten aus verschiedenen Gründen nicht ihr Niveau der Vorjahre. Sprinter Mark Cavendish gewann im Februar eine Etappe der Dubai-Tour, anschließend warfen ihn jedoch Stürze und Ausfallzeiten zurück. Seine Form fand der Brite danach nicht wieder, fuhr bei der Tour de France hinterher und fiel in den Alpen aus dem Zeitlimit. Im August wurde bei Cavendish zu allem Überfluss wie schon 2017 der Epstein-Barr-Virus diagnostiziert. Große Hoffnungen setzte die Teamleitung in Rückkehrer Louis Meintjes, der allerdings keine Resultate einfuhr. Und auch Edvald Boasson Hagen blieb ohne nennenswerte Erfolge, gewann einzig die norwegische Zeitfahrmeisterschaft und eine Etappe der Tour of Norway. In Summe erreichte Dimension Data nur sieben Saisonsiege. Die einzigen beiden Etappenerfolge auf der WorldTour verbuchte dabei Ben King mit einer couragierten Fahrweise bei der Spanien-Rundfahrt. Am Ende der Saison 2018 stand folgerichtig der letzte Platz im WorldTour-Teamranking.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Zur neuen Saison vollzog die Teamleitung den größten Kaderumbruch seit Jahren, ließ neun Fahrer ziehen und holte die gleiche Anzahl an neuen Profis hinzu. Von den Abgängen ist einzig Serge Pauwels (CCC) als schwerwiegend einzustufen, andere wie Merhawi Kudus (Astana), Natnael Berhane (Cofidis), Lachlan Morton (EF Education First), Johann Van Zyl (303Project) oder Scott Thwaites (Ziel unbekannt) machten dagegen nur selten von sich reden. 2019 beschäftigt das Team auch nur noch neun afrikanische Fahrer.

Unter den Neuzugängen sticht Michael Valgren (Astana) heraus. Der Däne verbuchte im Vorjahr beim Omloop Het Nieuwsblad und dem Amstel Gold Race zwei prestigeträchtige Klassikersiege und nur wenige dürften Dimension Data diesen Transfer-Coup zugetraut haben – zumal sich Valgren mit 26 Jahren im besten Rennfahreralter befindet. Mit Roman Kreuziger (32 Jahre, Mitchelton-Scott), Enrico Gasparotto (36, Bahrain-Merida), Danilo Wyss (33, BMC), Lars-Ytting Bak (38, Lotto Soudal) und Giacomo Nizzolo (29, Trek-Segafredo) verpflichtete die Teamleitung auch ansonsten überaus namhafte, vor allem aber routinierte Profis, die, mit Ausnahme von Nizzolo, jedoch näher am Karriereende als vor einer blühenden Zukunft stehen.

Deutlich mehr Perspektive bietet dagegen der Schweizer Gino Mäder. Der 22-Jährige sammelte etliche Achtungserfolge auf U23-Niveau, belegte unter anderen bei der Tour de l’Avenir Platz drei und beendete das U23-Straßenrennen der WM in Innsbruck als Vierter. Neu ist auch das Material: Statt Cervélo ist das Team ab 2019 auf Rädern der Marke BMC unterwegs.

Im Fokus: Der Meintjes-Transfer schien im Vorjahr perfekt zu passen. Um die Abhängigkeit von Sprinter Cavendish zu verringern und für die großen Rennen breiter aufgestellt zu sein, holte Dimension Data den Südafrikaner nach drei Jahren bei Lampre/UAE Team Emirates zurück ins Team. In dieser Zeit war Meintjes mit zwei Top-Ten-Platzierungen bei der Tour de France zum unauffälligen, aber beständigen Rundfahrer gereift – bei Dimension Data sollte seine Entwicklung die nächste Stufe erreichen.

Doch was sich auf dem Papier verheißungsvoll las, ließ sich in der Realität nicht umsetzen: Weder beim Giro d’Italia noch bei der Vuelta a Espana zeigte sich der 26-Jährige konkurrenzfähig. Meintjes‘ Talent ist jedoch unbestritten, teamintern sieht man ihn 2020 gar als Anwärter für das Tour-Podium. Dafür muss Meintjes zunächst jedoch wieder Argumente liefern.

Aufgepasst auf … Ben O’Connor. Lichtblicke waren 2018 nun wirklich rar gesät, umso heller erstrahlten die Auftritte des 23-jährigen Australiers. Seine Geschichte ist bemerkenswert: Erst mit 18 Jahren stieg der ehemalige Crossläufer aufs Rennrad um, nur zwei Jahre später lag ihm Ende 2016 das Angebot von Dimension Data vor. Und die afrikanische Equipe bewies ein feines Auge: 2018 feierte O’Connor seinen Durchbruch, gewann einen Tagesabschnitt der Tour of the Alps und lag anschließend lange auf Tuchfühlung zu den Top Ten des Giro d’Italia, ehe er die Rundfahrt auf der 18. Etappe nach Sturz mit Schlüsselbeinbruch aufgeben musste. Für 2019 und darüber hinaus ist mit O’Connor zu rechnen.

Ausblick 2019: Mit den Neuverpflichtungen hat Dimension Data deutlich an Qualität hinzugewonnen. Insbesondere Valgren scheint das Potenzial für große Siege mitzubringen, mit ihm besitzt das Team ab 2019 einen der Protagonisten für die Frühjahrsklassiker. Auch Kreuziger, früherer Sieger des Amstel Gold Race, ist trotz seiner 32 Jahre nicht zu unterschätzen und jederzeit für vordere Platzierungen oder Tagessiege gut. Dagegen hängt an Sprinter Nizzolo der Makel des “ewigen Zweiten“, in den vergangenen beiden Jahren gelang ihm nur ein Sieg. Gasparotto scheint seine besten Zeiten ebenfalls hinter sich zu haben, mit seinem Erfahrungsschatz könnte sich der Italiener allerdings als effektiver Support für Valgren entpuppen.

Möglicherweise beflügeln die Verstärkungen auch Tom-Jelte Slagter, seit 2018 im Team und einst als kommender Sieger bei den Ardennenklassikern gehandelt. Zuletzt stagnierte der Niederländer allerdings. Aus dem vorhandenen Personal steht natürlich wieder Mark Cavendish im Fokus. Der 33-jährige Brite verlängerte seinen auslaufenden Vertrag um eine weitere Saison, sammelte in den vergangenen 24 Monaten jedoch mehr Rückschläge als Rennsiege. Ob Cavendish, immerhin 30-facher Tour-Etappensieger, noch einmal zu alter Stärke zurückfindet, bleibt abzuwarten. Zu früh abschreiben darf man den “Manx Man“ allerdings auch nicht. Ansonsten bewies King im Vorjahr sein Talent als Allrounder und Etappenjäger, bei der Tour de France wäre Dimension Data womöglich mit einer Top-Ten-Platzierung von Meintjes zufrieden.

Mehr zu erwarten ist zudem von Boasson Hagen, der von seinen Anlagen her bis auf das Klassement größerer Rundfahrten alles gewinnen kann, 2018 sein Potenzial jedoch viel zu selten abrief. Talente wie O’Connor, Mäder oder Sprinter Ryan Gibbons können hingegen nur positiv überraschen. Die Zeichen für eine mehr als nur ordentliche Saison standen bei Dimension Data selten besser.

Eckdaten:
Land: Südafrika
Hauptsponsor: Dimension Data
Branche: IT-Dienstleister
Teamchef: Douglas Ryder
Radausrüster: BMC
WorldTour-Platzierung 2018: 18
Fahrer im Aufgebot: 27

Mehr Informationen zu diesem Thema

29.01.2019Team Sky: Branchenprimus vor der Abschiedstour?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 18:

28.01.2019Team Jumbo - Visma: Die neuen Überflieger?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 17:

28.01.2019Bora - hansgrohe: Durchbruch bei den Grand Tours?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 16:

27.01.2019Mitchelton - Scott: Bereit zu weiteren Großtaten

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 15:

26.01.2019Deceuninck – Quick-Step: Belgischer Klassenstreber

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 14:

25.01.2019EF Education First: Sehnsucht nach Siegen

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 13:

24.01.2019Trek - Segafredo: Raus aus dem Mittelmaß

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 12:

24.01.2019Team Sunweb: Mit Dumoulin diesmal ganz nach oben?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 11:

23.01.2019Movistar Team: Ein wegweisendes Jahr?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 10:

22.01.2019Groupama - FDJ: Démare, Pinot und die Schweizergarde

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 9:

22.01.2019UAE Emirates: Nach weiterer Transferoffensive unter Erfolgsdruck

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 8

21.01.2019Ag2r La Mondiale: Die Zeit ist reif für große Siege

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 6

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)