Interview zum Aufstieg in den Kontinental-Bereich

Wackernagel: “Es wird für alle Beteiligten eine spannende Reise“

Von Christoph Adamietz

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Philipp Walsleben (li.) und Lars Wackernagel (Teamchef P&S Team Thüringen | Foto: P&S Team Thüringen

15.08.2018  |  (rsn) - Am Dienstag gab Lars Wackernagel gegenüber radsport-news.com bekannt, dass sein P&S Team Thüringen in der kommenden Saison eine KT-Lizenz lösen wird. Im Interview spricht der Teamchef nun über die Beweggründe, mögliche personelle Veränderungen und über einen möglichen Verbleib von Kapitän Philipp Walsleben.

Wann ist der Wunsch gereift, für 2019 eine Kontinental-Lizenz zu lösen und wie haben die Sponsoren auf diesen Wunsch reagiert? 

Wackernagel: Die Gedanken dazu waren schon die letzten beiden Jahre immer mal da, aber eher sehr vorsichtig. Auch seitens der Sponsoren. Es ist ein enormer finanzieller Mehraufwand, der reiflich überlegt werden muss. Richtig forciert wurde das Ganze, als wir über die Möglichkeiten eines Starts bei der Deutschland-Tour gesprochen haben und dieses wurde ganz behutsam in der Saison 2018 vorbereitet. Die Motivation der Sponsoren kam über die neuen Möglichkeiten, welche sich eventuell neben der Deutschland-Tour in Deutschland entwickeln zu scheinen. Wir haben jetzt wieder Leute in Deutschland, die den Mut und Willen aufbringen, diese wunderbare Landesrundfahrt wiederzubeleben.

Wir hatten die Idee, in der Hoffnung im nächsten Jahr daran teilnehmen zu dürfen, auch etwas mutiger zu werden und einen neuen Weg zu gehen und gern unseren Teil dazu beizutragen, den Radsport in Deutschland weiter zu beleben. Die Veranstalter der Deutschland-Tour gehen nach vielen Jahren als erstes diesen Schritt und wir hoffen sehr darauf, dass andere ehemalige Rundfahrten oder Eintagesrennen auch wieder die Motivation aufbringen, ihr jeweiliges Rennen stattfinden zu lassen - wie z.B. die Thüringenrundfahrt der U23 oder die Bayern-Rundfahrt. Man kann also sagen, die Wiederbelebung der Deutschland-Tour hat sehr viel Motivation für die Sponsoren gebracht über den nächsten Schritt nachzudenken.

Mit dem Thüringer Energie Team gab es bereits vor Jahren eine erfolgreiche KT-Mannschaft in Thüringen, die zahlreichen Fahrern den Schritt in die WorldTour geebnet hat. Dient die Mannschaft als Vorbild? 

Wackernagel: So weit mir bekannt ist, gab es ein plötzliches Ende des Thüringer Energie Teams. Über genauere Gründe habe ich mich selber nie genau informiert. Es wird wohl genug gegeben haben. Für alle Thüringer Radsportfreunde schien es ein großer Verlust. Unser Vorhaben richtet sich ganz klar in Richtung Radsport und diesen in all seinen Facetten zu leben und zu betreiben. Vorbilder sind für uns immer all die begeisterten Menschen/Sponsoren/Veranstalter und diese, die auch Radsport selbst betreiben und das in jeder Altersklasse und auf jeder Ebene oder Art und Weise. Wir sind ein kleiner Teil des Ganzen und nehmen diesen kleinen Teil sehr ernst. 

Mit einer KT-Lizenz kann man künftig an den UCI-Rennen in Köln, im Münsterland und bei Qualifikation auch an der Deutschland-Tour teilnehmen. Dazu sind auch Einsätze bei höherklassigen UCI-Rennen im Ausland möglich. Welche weiteren Beweggründe für den Schritt, eine KT-Lizenz zu lösen, gab es noch?

Wackernagel: Gern würden wir bei den noch verbliebenen deutschen Rennen an den Start gehen und vielleicht schafft es mit dem P&S Team im Jahr 2019 ein ostdeutsches KT-Team auf die Startliste der Deutschland-Tour. Wenn dies jetzt dazu dient, in Ostdeutschland mit Sponsoren aus ganz Deutschland etwas mehr für den Radsport tun zu können, würde ich eines unserer Ziele und Beweggründe als erreicht beschreiben. Wir gehen diesen Schritt und hoffen auf weiteren guten Zuwachs. Die alten Bundesländer machen es vor mit ihren vielen gut aufgestellten KT-Teams. Allein vier davon werden an der diesjährigen Deutschland-Tour teilnehmen.

Mit Philipp Walsleben haben Sie in dieser Saison einen Fahrer, der aus einer sehr guten Mannschaft herausragt. Ist der Schritt KT auch an Zeichen an ihn und die Chance, ihn im Team zu halten oder wird dies nach den gezeigten Leistungen nicht möglich sein, weil höherklassige Teams anklopfen? 

Wackernagel: Grundsätzlich haben alle Fahrer im Team mit Philipp zusammen ihre mögliche Leistungsfähigkeit im Rennen etwas nach oben verschieben können. Auch viele Dinge um das Radfahren herum hat Philipp, ohne sich zurück zu halten, weitergegeben. So ein Zugpferd in den eigenen Reihen zu wissen, setzt auch sehr viele Kräfte frei oder zwingt einen selber auf positive Art und Weise noch mehr für den Erfolg zu kämpfen. Als ich ihn im November 2017 kontaktierte, war ich überrascht darüber, so ziemlich der einzige gewesen zu sein. Dies wird sich jetzt ändern. Was genau Philipp tun wird, werden wir alle mit Spannung erwarten.

Jonathan Dinkler, die Stark-Brüder oder zuletzt auch der junge Dominik Röber haben 2018 auch ansprechende Leistungen gezeigt. Werden sie die Säulen des Teams 2019 sein? 

Wackernagel: Wir wollen uns weiter mit Erfahrung verstärken. Ich bin überzeugt davon, ein oder zwei gute, erfahrene Fahrer in unser Team holen zu können. Jonathan Dinkler hat in den letzten Jahren viel an Erfahrung dazugewonnen. Er bringt das nötige Verständnis mit und hat keine Scheu davor, Verantwortung zu übernehmen. Das ist wichtig und alles andere kann man lernen. Dominik Röber kam als sehr talentierter Fahrer zu uns. Er ist jetzt dabei, immer mehr zu lernen was alles dazu gehört, auch sein Talent zu nutzen und immer weiter daran zu arbeiten. Denn das bleibt selbst dem größten Talent spätestens in der U23-Klasse nicht erspart, hart an sich zu arbeiten.

Will man dem aktuellen Kader den Schritt ermöglichen, eine Liga höher Erfahrungen zu sammeln oder wird sich das Gesicht der Mannschaft voraussichtlich verändern? 

Wackernagel: Es wird Veränderungen geben, aber ich möchte auch den Fahrern, die schon seit Beginn an dabei sind, gerne die Möglichkeit geben sich hier weiter zu entwickeln. Man darf nie vergessen, dass es seit Bestehen des P&S Teams 2015 nicht immer einfach war, da wir immer mit dem früheren Energie-Team verglichen wurden. So etwas nimmt ein junger Fahrer ganz anders wahr, als ich selber. Wenn da viel von außen wirkt, kann es auch mal sein, dass so ein junger Fahrer das Team verlässt, bevor es überhaupt richtig los geht. Da gibt es Fahrer, die geblieben sind und immer an der Entwicklung des P&S Teams mithalfen. Die müssen in meinen Augen den Schritt mitgehen.

Wird sich auch die Sportliche Leitung erweitern?

Wackernagel: Das hoffe ich sehr. Es war für mich schon in den letzten zwei Jahren gewollt, noch jemanden heranzuführen, um die Sportliche Leitung etwas zu verbreitern. Dies ist nicht ganz einfach. Es gibt Gespräche und ich hoffe sehr, dass sich auf dieser Position etwas sehr gutes und neues entwickeln kann. 

Wird KT für Sie das höchste der Gefühle sein, oder ist perspektivisch sogar der Schritt PKT denkbar?

Wackernagel: Ich tue mich sehr schwer mit Spekulationen oder Wünschen. Es geht eher in die Richtung im Hier und Jetzt. Wir wollen immer erfolgreich Radfahren und das auch in den nächsten Jahren. Wir werden dank der Sponsoren ein neues Kapitel aufschlagen und uns in diesem auch wieder zurecht finden. Es wird allein das für alle Beteiligten eine spannende Reise.

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