Interview mit dem Bora-hansgrohe-Sportdirektor

Poitschke: “Sagan kann mit Druck super umgehen“

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Locker vor Mailand - Sanremo: Peter Sagan (Bora-hansgrohe) | Foto: Cor Vos

16.03.2018  |  (rsn) - Nach zwei zweiten und zwei vierten Plätzen will Peter Sagan (Bora-hansgrohe) im achten Anlauf endlich Mailand - Sanremo gewinnen. Wie im vergangenen Jahr gilt der Weltmeister auch bei der am Samstag anstehenden 109. Auflage des italienischen Frühjahrsklassikers als Top-Favorit. Im Interview mit radsport-news.com erklärt Sportdirektor Enrico Poitschke, was seinen Top-Star auszeichnet und weshalb er zuversichtlich ist, dass Sagan am Ende der fast 300 Kilometer in Sanremo ganz oben auf dem Podium stehen wird.

Aufgrund des schlechten Wetters haben viele Fahrer mit Erkältungen zu kämpfen. Mit-Favoriten wie John Degenkolb oder Nacer Bouhanni haben ihren Starts absagen müssen. Wie sieht es bei Bora-hansgrohe mit Blick auf Mailand - Sanremo aus?
Enrico Poitschke: Zum Glück sind alle gesund. Wir waren die vergangenen drei Tage zur Vorbereitung am Gardasee. Gestern hat es geregnet, aber wir haben trotzdem trainieren können. Heute fahren wir nochmal locker, derzeit scheint die Sonne, und die Vorbereitung ist so gelaufen, wie wir das wollten.

Sind alle Bora-hansgrohe-Starter in Form?
Poitschke: Wir sind mit der gesamten Mannschaft auf einem super Niveau, und das haben auch die Rennen der vergangenen Wochen gezeigt. Alle haben sich im Vergleich zum vergangenen Jahr nochmal weiterentwickelt. Wir sind also vollauf zufrieden.

Für Samstag ist Regen angesagt. Ist das für ihren Kapitän Peter Sagan ein Vorteil oder ein Nachteil?
Poitschke: Es soll in Mailand regnen und recht kalt sein, vielleicht haben wir Glück, dass es nicht den ganzen Tag regnet. Es wird vom Wetter her sicherlich ein anspruchsvolles Rennen. Natürlich fahren alle Rennfahrer lieber bei schönem Wetter. Aber bei so einem wichtigen Rennen kann man schlechtes Wetter auch mal ausblenden. Für Peter ist es sicherlich kein Nachteil, er kommt mit solchen Bedingungen gut zurecht.

Für Bora-hansgrohe gilt: Alle für einen, nämlich für Sagan?
Poitschke: Wir haben einen klaren Plan, sechs Rennfahrer werden alles für Peter geben, und wir hoffen, dass wir ohne Probleme wie Defekte oder Stürze durchkommen. Wenn uns das gelingt, dann sind wir in einer guten Position, um das Rennen zu gewinnen.

Sind Sie mit Sagans Verfassung zufrieden? Er gilt wie 2017 auch als Top-Favorit…
Poitschke: Man hat in den letzten Wochen gesehen, dass Peter auf einem sehr, sehr guten Niveau ist, und das hat er beim Tirreno sicherlich nochmal gesteigert. Da hat man gesehen, dass er bei den verschiedensten Ankünften, ob es ein schweres Finale oder ein Sprint war, um den Sieg mitfahren konnte. Deshalb ist er einer der Favoriten, aber es gibt sicherlich noch drei, vier andere Rennfahrer, die auch Top-Form haben. Tagesform und das Glück spielen auch eine Rolle. Er hat nicht die Rolle des alleinigen Top-Favoriten.

An wen denken Sie dabei?
Poitschke: Da denke ich an Tirreno-Gesamtsieger Michal Kwiatkowski und Arnaud Démare, der bei Paris - Nizza beeindruckend war. Hinzu kommen zwei, drei weitere Fahrer, die überraschen können.

Sagan war in Sanremo bisher zweimal Zweiter und musste sich dabei jeweils Außenseitern geschlagen geben: 2013 Gerald Ciolek und im vergangenen Jahr Kwiatkowski. Fürchten Sie am Samstag ein ähnliches Szenario?
Poitschke: Nein, für uns spielt das keine Rolle. Wir haben unsere klaren Vorstellungen, wie wir das Rennen gestalten wollen. Nach 300 Kilometern ist die Frage, wieviel Kraft hat man investiert, wie viele Fahrer hat jedes Team im Finale dabei? Aber natürlich kann es sein, dass ein Fahrer gewinnt, den man nicht auf der Rechnung hat.

Das Team setzt voll auf Sagan, aber gibt es auch einen Plan B - etwa mit Neuzugang Daniel Oss?
Poitschke: Daniel ist auf jeden Fall eine absolute Verstärkung für das Team und ein ganz, ganz wichtiger Helfer. Ich hoffe natürlich nicht, dass wir einen Plan B brauchen, aber natürlich ist es möglich, dass man im Rennen auf einen anderen Fahrer umstellen muss, wenn dem Kapitän etwas passiert. Und bei uns wäre das dann Daniel - aber wir hoffen natürlich, dass alles gut geht.

Sagan erklärte, dass er den Zuschauern in erster Linie eine gute Show bieten will. Ist das seine Methode, um mit dem großen Druck umzugehen, der auf ihm lastet?
Sagan: Die Favoritenrolle ist ja nichts Neues für ihn. Er fährt seit Jahren mit einem unglaublich hohen Druck, er trägt schon das dritte Jahr das Weltmeistertrikot. Manche können im Regenbogentrikot gar nicht mehr die Leistung abrufen, die sie vorher gezeigt hatten. Das ist bei Peter das genaue Gegenteil. Er kann mit Druck super umgehen, da muss er nichts runterspielen. Es ist wirklich so, dass er mit einer besonderen Leistung Rennen gewinnen und nicht etwa bei seinen Siegen von anderen profitieren will. Er will immer zeigen, dass er der verdiente Sieger ist, weil er der stärkste Fahrer war. Sicherlich hat er dabei in den vergangenen Jahren in manchen Rennen zuviel investiert. Aber er weiß das auch und arbeitet in der Hinsicht an sich. Er hat mit Druck kein Problem, aber natürlich möchte er den Leuten auch immer eine tolle Vorstellung zeigen.

Dennoch wirkt er locker, auch oder gerade nach Niederlagen…
Poitschke: Wie er mit Niederlagen umgeht, habe ich noch bei keinem anderen Rennfahrer gesehen. Er kann sie extrem schnell analysieren, und wenn er keinen Fehler macht oder Pech hat, dann kann er sie ohne Probleme wegstecken.

Neben Degenkolb und Bouhanni fehlt mit Fernando Gaviria ein weiterer Weltklassesprinter. Was bedeutet das morgen für das Finale?
Poitschke: Das ist sehr schade, und es ist natürlich ein großes Problem für viele Mannschaften, wenn der Kapitän für solch ein Rennen fehlt. Sie werden sicher ihre Taktik umstellen. Deshalb erwarte ich, dass gar nicht so viele Teams auf einen Sprint einer großen Gruppe aus sind, sondern schon vorher attackieren.

Ist das ein Vorteil oder ein Nachteil für Bora-hansgrohe?
Poitschke: Wir sind für alle Szenarien gerüstet. Wir werden das Rennen gestalten und wollen uns da wenig auf andere Teams verlassen.

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