Ulissi vor Gesamtsieg bei der Türkei-Rundfahrt

Bennett fliegt auch ohne Sprintzug zu seinem nächsten Sieg

Foto zu dem Text "Bennett fliegt auch ohne Sprintzug zu seinem nächsten Sieg"
Sam Bennett (Bora-hansgrohe) hat die 5. Etappe der Türkei-Rundfahrt gewonnen. | Foto: Cor Vos

14.10.2017  |  (rsn) - Sam Bennett (Bora-hansgrohe) kann’s auch ohne Helfer. Der 26 Jahre alte Ire musste auf der 5. Etappe der 53. Türkei-Rundfahrt auf seinen bewährten "Lead out“ verzichten, was ihn aber nicht daran hinderte, auch den vierten Massensprint für sich zu entscheiden.

Nach 166 Kilometern von Selcuk nach Izmir wusste Bennett im Finale zwar noch Silvio Herklotz und Alexis Saramotins an seiner Seite, doch als es auf die Zielgerade ging, war der Bora-Kapitän auf sich allein gestellt. Der diesmal im Grünen Trikot des punktbesten Fahrers angetretene Bennett hielt sich aber clever im Windschatten von Edward Theuns (Trek-Segafredo) und zog auf den letzten Metern am Belgier vorbei, um mit seinem vierten Etappensieg in der Türkei seine Saisonbilanz auf nunmehr zehn auszubauen.

“Best of the Rest“ in Izmir war diesmal Ahmet Örken, der dem türkischen Nationalteam das bisher beste Ergebnis beim Heimspiel bescherte, und der vor dem Italiener Simone Consonni (UAE Team Emirates) Zweiter wurde.

"Gestern hatte ich richtig schlechte Beine, heute waren sie nicht super, aber nicht ganz so schlecht wie gestern. Die letzten 500 Meter waren so schnell, ich bekam nicht mit, wo wir waren. Ich sah erst das 100-Meter-Schld. Den Moment verpasste Theuns, er war hinter seinem Anfahrer eingebaut“, kommentierte Bennett seinen vierten Tagessieg in der Türkei. "Ich freue mich darüber, angesichts des Einsatzes, den die Jungs gezeigt haben. Ich habe jetzt meine zehn Saisonsiege, die immer ein Karriereziel von mir waren. Dass ich das erstmals erreicht habe, macht mich stolz.“

Die Teamleistung hob auch Enrico Poitschke hervor, nicht ohne aber Bennett ein Sonderlob zukommen zu lassen. “Was soll ich sagen, der Tag war nicht einfach für uns. Gregor war krank, Leo (König) und Michael (Schwarzmann) sind gestürzt. Aber Sam hat mal wieder gezeigt, was für ein toller Sprinter er ist“, schwärmte der Bora-Sportdirektors. “Er ist regelrecht zu seinem nächsten Sieg geflogen. Ich bin mehr als glücklich für ihn, aber genauso zufrieden mit dem Teamwork. Die Mannschaft hat die gesamte Woche über eine großartige Vorstellung hingelegt.“ Da konnte Poitschke auch leicht verschmerzen, dass die Bora-Klassementhoffnungen heute zerstoben.

Zunächst konnte der Österreichische Meister Mühlberger, auf Rang acht der Gesamtwertung bester Fahrer des Rennstalls aus Raubling, wegen einer Erkrankung nicht mehr zum vorletzten Teilstück antreten. Später landete bei einem Massensturz der Gesamtelfte König auf dem Asphalt. Der 29-Jährige, der nach langer Verletzungspause in der Türkei bereits Rennkilometer für die kommende Saison sammelt, konnte zumindest wieder aufs Rad steigen und die Etappe beenden.

An der Spitze des Klassements gab es keine größeren Veränderungen. Vor dem Gesamtsieg steht Diego Ulissi (UAE Team Emirates). Der Italiener kam nach einem beeindruckenden Auftritt seiner Mannschaft zeitgleich mit dem Etappengewinner auf Position 18 ins Ziel und verteidigte ohne Mühe sein türkisfarbenes Trikot der Gesamtführenden, das er gestern Bennett abgenommen hatte. Vor der abschließenden Etappe am Sonntag liegt Ulissi unverändert zwölf Sekunden vor dem Dänen Jesper Hansen (Astana) und 24 vor dem Italiener Fausto Masnada (Androni-Sidermec-Bottecchia).

"Der Tag verlief wie erwartet, wir mussten das Rennen kontrollieren und meine Teamkollegen waren wieder sehr stark. Nach dem letzten Anstieg haben sie alles getan, um das Tempo hoch zu halten“, sagte Ulissi, der für morgen in Istanbul ein ähnliches Szenario erwartet: "Die Etappe weist keine großen berge auf, unser Ziel wird das Gleiche wie heute sein: das Peloton kontrollieren, in guter Position die Schlusskilometer erreichen, mein Führungstrikot zu beschützen und (im Sprint) für Consonni arbeiten.“

Während Mühlberger, der gestern an der Moschee in Selcuk mit Rang acht zu überzeugen wusste, nicht mehr zur 5. Etappe antreten konnte, schaffte es sein Teamkollege Shane Archbold  in die Gruppe des Tages, die aus dem Neuseeländer, den Italienern Alex Turrin (Wilier Triestina) und Matteo Spreafico (Androni-Sidermec), dem Schweizer Lukas Spengler (WB Veranclassic) sowie dem Deutschen Jonas Koch (CCC Sprandi) bestand. Die Verfolgungsarbeit übernahmen überwiegend die großen Teams UAE Emirates und Trek-Segafredo, die zudem Unterstützung von der türkischen Nationalmannschaft erhielten.

Als der Abstand knapp 40 Kilometer vor dem Ziel auf unter eine Minute geschrumpft war, reduzierte Archbold mit einer Attacke die Spitzengruppe kurz vor dem Beginn des Anstiegs der 2. Kategorie auf nur noch drei Fahrer. Dem Anfahrer von Sam Bennett konnten nur noch Koch und Spreafico folgen. Das Feld wurde zeitgleich durch zwei Stürze auseinander gerissen, bei denen mit Eugenio Alafaci und Federico Zurlo auch zwei Helfer von Ulissi und Theuns auf dem Asphalt landeten. Zudem ging auch Leopold König zu Boden, auf dem nach Mühlbergers Ausscheiden die Klassementhoffnungen von Bora-hansgrohe ruhten. Der Tscheche konnte nach einigen Minuten, begleitet vom ebenfalls gestürzten Michael Schwarzmann, zumindest das Rennen fortsetzen.

30 Kilometer vor dem Ziel verschärfte Theuns Helfer Gregory Daniel auf breiter Straße das Tempo an der Spitze des geschrumpften Feldes, wodurch das Trio drei Kilometer vor dem Gipfel eingefangen wurde. Dort bestand die erste Gruppe aus nur noch rund 30 Fahrern, die geschlossen die letzten 28 Kilometer in Angriff nahmen - und das Wilier Triestina-Duo Ilya Koshevoy und Daniele Martinez jagte, das kurz vor der Bergwertung attackiert hatten.

Nun waren Ulissis Helfer gefordert, da der Gesamtvierte Martinez eine Gefahr für das türkisfarbene Trikot darstellte. Fünf Kilometer später war allerdings auch die gebannt, so dass UAE Emirates mit gleich fünf Fahrern vor Ulissi auf den letzten 20 Kilometer die Szenerie beherrschte. Mit in die Abfahrt stürzte sich auch Bennett, der sich im Anstieg nicht hatte abschütteln lassen und mit Herklotz zumindest noch einen Helfer an seiner Seite wusste. Knapp acht Kilometer vor dem Ziel schaffte eine rund 20-köpfige Verfolgergruppe inklusive Saramotins noch den Anschluss, so dass sich das Feld auf wieder gut 50 Fahrer vergrößerte.

Auf den letzten 4.000 Metern eröffnete Jarlinson Pantano mit seiner Attacke das Finale, doch der Kolumbianer war gegen Ulissis Team ebenso chancenlos wie kurz darauf Marco Maestri (Bardiani-CSF), der in der U-Kurve 1,5 Kilometer vor dem Ziel eingefangen war. Danach stürmten wie schon an den ersten drei Tagen die Trek-Segafredo-Fahrer um Theuns an die Spitze.

Bennett dagegen schnappte sich zum wiederholten Mal das Hinterrad des Belgiers, um von dort aus rund 150 Meter vor dem Ziel in den Wind zu gehen und mit erneut deutlichem Vorsprung als Erster über die Ziellinie zu jagen. Theuns dagegen verpasste nicht nur den so sehnlichst herbeigewünschten Etappensieg, sondern musste auch noch den Türkischen Meister Örken und Consonni an sich vorbeiziehen lassen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

15.10.2017Das Finale der Schlussetappe der 53. Türkei-Rundfahrt

(rsn) - Ein Sturz in der letzten Kurve hat Sam Bennetts fünften Etappensieg bei der 53. Türkei-Rundfahrt verhindert. Stattdessen konnte sich Edward Theuns (Trek-Segafredo), der in den bisherigen Spr

15.10.2017Theuns verabschiedet sich mit einem Sieg von Trek-Segafredo

(rsn) - Edward Theuns hat sich bei der Türkei-Rundfahrt am letzten Arbeitstag für Trek-Segafredo doch noch den angepeilten Etappensieg geholt. Der 26-jährige Belgier, der in der kommenden Saison fÃ

15.10.2017Theuns und Ulissi jubeln in Istanbul, Bennett gestürzt

(rsn) - Ein Sturz in der letzten Kurve des Rennens hat Sam Bennetts fünften Etappensieg bei der 53. Türkei-Rundfahrt verhindert. Stattdessen konnte sich Edward Theuns (Trek-Segafredo), der in den bi

14.10.2017Das Finale der 5. Etappe der Türkei-Rundfahrt im Video

(rsn) - Sam Bennett bleibt in den Sprints der 53. Türkei-Rundfahrt das Maß aller Dinge. Der Ire vom deutschen Bora-hansgrohe-Team gewann auch die 5. Etappe, die über 166 Kilometer von Selcuk nach I

14.10.2017Bennett gelingt der vierte Streich, Ulissi verteidigt Führungstrikot

(rsn) - Sam Bennett (Bora-hansgrohe) hat am fünften Tag der 53. Türkei-Rundfahrt seinen vierten Tagessieg eingefahren. Der 26 Jahre alte Ire ließ über 166 Kilometer von Selcuk nach Izmir im Sprint

14.10.2017Das Finale der 4. Etappe der Türkei-Rundfahrt im Video

(rsn) - Diego Ulissi (UAE Team Emirates) hat nach seinem Sieg auf der Königsetappe der 53. Türkei-Rundfahrt die Führung in der Gesamtwertung übernommen. Der 28-jährige Italiener setzte sich am Fr

13.10.2017Ulissi wartet bis zum Schluss und wird belohnt

(rsn) - Schon vor dem Start in Marmaris nannte ihn sein Teamkollege Vegard Stake Laengen als den großen Favoriten für die Bergankunft an der Moschee von Selcuk. Und als Diego Ulissi (UAE Team Emirat

13.10.2017Ulissi stürmt an der Moschee von Selcuk zur Gesamtführung

(rsn) - Favoritensieg in Selcuk: Diego Ulissi (UAE Team Emirates) hat die Bergankunft auf der 4. Etappe der Türkei-Rundfahrt gewonnen. Der Italiener setzte sich nach 204 Kilometern mit fünf Sekunden

12.10.2017Das Finale der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt im Video

(rsn) - Dritter Tag, dritter Sieg. Sam Bennett (Bora-hansgrohe) beherrscht die Sprints der 53. Türkei-Rundfahrt nach Belieben. Der 26 Jahre alte Sprinter feierte am Donnerstag am Ende der mit 128,6 K

12.10.2017Lupenreiner Hattrick! Bennett ist auch in Marmaris unschlagbar

(rsn) - Zwei Mal André Greipel, ein Mal Mark Cavendish und nun auch Sam Bennett: Der irische Sprinter vom Team Bora-hansgrohe hat sich in die illustre Siegerliste von Marmaris eingetragen und gleichz

12.10.2017Bennett krönt perfekte Bora-Vorarbeit mit erneutem Sieg

(rsn) - Drei aus drei: Sam Bennett (Bora-hansgrohe) hat auch die 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt gewonnen und das Hellblaue Trikot des Gesamtführenden souverän verteidigt. Der Ire setzte sich in Mar

11.10.2017Das Finale der 2. Etappe der Türkei-Rundfahrt im Video

(rsn) - Sam Bennett (Bora-hansgrohe) war auch auf der mit 206 Kilometern längsten Etappe der Türkeit-Rundfahrt nicht zu bezwingen. Der 26 Jahre alte Ire setzte sich auf dem zweiten teilstück erneut

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)