Spanier holt fünften Sieg beim Flèche Wallonne

An der Mur sehen die Konkurrenten wieder nur Valverdes Rücken

Von Lorenz Rombach

Foto zu dem Text "An der Mur sehen die Konkurrenten wieder nur Valverdes Rücken"
Ein gewohntes Bild: Der Rest des Feldes kann nur zuschauen, wie Alejandro Valverde (Movistar) in Huy seinen fünften Sieg holt. | Foto: Cor Vos

19.04.2017  |  (rsn) – Auch im vierten Jahr in Folge hat niemand ein Rezept gefunden, der Flèche Wallonne-Show des Alejandro Valverde (Movistar) an der Mur de Huy etwas entgegenzusetzen. Der 36-jährige Spanier kontrollierte wieder das Tempo im bis zu 25 Prozent steilen Schlussanstieg und lancierte 200 Meter vor dem Ziel seine altbekannte Attacke, der niemand folgen konnte. So war es wie zuletzt immer: An der Mur sahen die Konkurrenten nur Valverdes Rücken. 

Nach 204,5 Kilometern von Binche nach Huy blieb Daniel Martin (Quick-Step Floors) wie schon im Jahr 2014 nur Platz zwei. Dritter wurde der junge Belgier Dylan Teuns (BMC).

„Ich freue mich, dass ich erneut gewonnen habe. Ich hatte heute viel Respekt vor den Gegner. Aber es war auch ein Sieg der Mannschaft. Ich komme ich nächstes Jahr wieder, um zu gewinnen", sagte der überglückliche Valverde, nachdem er seinen bereits fünften Triumph beim zweiten der drei Ardennenklassiker eingefahren hatte. In der Tat hatte Movistar erneut eine großartige Vorstellung abgeliefert und den anderen Favoriten ein Rennszenario aufgedrückt, das diese nur verlieren konnten: einen Mann-gegen-Mann-Sprint an der Mur.

Dies musste auch der erneut geschlagene Martin eingestehen, der die Überlegenheit des Spaniers mit einem Scherz kommentierte: "Vielleicht muss ich bis zu Alejandros Rücktritt warten, ehe ich mal den Flèche Wallonne gewinn“, sagte der Ire, um dann ernsthafter anzufügen: "Ich bin glücklich, hinter einem Fahrer wie Alejandro Zweiter geworden zu sein. Dennoch schmerzt es, zum dritten Mal auf dem Podium zu sein, aber noch keinen Sieg zu haben.“

Dabei hatte Teamkollege Bob Jungels mit seiner Attacke an der vorletzten Passage der Mur versucht, Valverde unter Druck zu setzen. Der Luxemburger wurde erst im unteren Teil der Mur einen Kilometer vor dem Ziel gestellt, und danach entwickelte sich das Finale wie eine Kopie der letzten Jahre.

Valverde kontrollierte das Tempo an der Spitze und konnte so in der bis 25 Prozent steilen S-Kurve 600 Meter vor dem Ziel seine Linie wählen. Einzig der junge Franzose David Gaudu wagte es, den "König von Huy“ auf dem Weg zu seinem fünften Triumph zu attackieren, doch der routinierte Valverde sprang sofort an dessen Rad und hatte 150 Meter vor dem Ziel als einziger der Favoriten noch einen Extragang zur Verfügung und zog unwiderstehlich davon.

Derweil blickte Teuns aufgrund seiner Jungend positiv in die Zukunft, musste aber die aktuelle Dominanz Valverdes ebenfalls eingestehen: "Mit einem Top-Favoriten wie Alejandro heißt es warten, bis er geht. Ich habe versucht, aber er war schnell eine Radlänge weg. Ich bin 25, Alejandro ist 37, deshalb habe ich noch einige Jahre, um mich zu verbessern und das Rennen eines Tages zu gewinnen.", sagte der Belgier.

Hinter dem starken Theuns kamen die hochgehandelten Sergio Henao (Sky) und Michael Albasini (Orica-Scott) auf die Plätze vier und fünf. Warren Barguil von der deutschen Sunweb-Mannschaft fuhr mit Rang sechs ein respektables Ergebnis ein, während Michael Kwiatkowski (Sky) als Siebter der zweitbeste der starken Sky-Mannschaft war. Die Top-10 komplettierten das FDJ-Duo Rudy Molard und David Gaudu auf den Rängen acht und neun sowie der Italiener Diego Ulissi (UAE Emirates).

Nach dem Start in Binche dauerte es nicht lange, bis die Ausreißergruppe stand. Bei ungemütlichen Temperaturen von weniger als zehn Grad setzten sich nach wenigen Kilometern der Hürther Nils Politt (Katusha-Alpecin), der Franzose Yoann Bagot (Direct Energie) und der Belgier Oliver Pardini (WB Veranclassic Aqua Protect) ab. Nach 30 Kilometern bekamen sie Gesellschaft von Fabien Doubey (Wanty-Groupe Gobert), Romain Guillemois (Direct Energie) und Daniel Pearson (Aqua Blue Sport) - die Gruppe des Tages stand.

Das Sextett erarbeitete sich einen Maximalvorsprung von sechs Minuten auf das Feld, das, wenig überraschend, von Valverdes Movistar-Mannschaft angeführt wurde. Als die Fahrer zum ersten mal die Mur de Huy erreichten, hatte Movistar den Vorsprung der Ausreißer bereits auf unter drei Minuten reduziert. An der Spitze mussten nacheinander Politt, Pearson und Doubey die Segel streichen und so ging ein Spitzen-Trio auf die letzten 50 Kilometer: Pardini, Guillermos und Bagot.

Auf den beiden Schlussrunde á 29,6 Kilometer mit den Anstiegen Côte d'Ereffe, Côte de Cherave und der berühmten Mur de Huy bekam Movistar sogar Unterstützung von Bahrain-Merida, Sunweb und vor allem Orica-Scott, und die Favoritenteams konnten den Vorsprung schnell auf unter eine Minute drücken. An der ersten Passage der Côte d'Ereffe gut 40 Kilometer vor dem Ziel attackierte schließlich Alessandro De Marchi (BMC) und störte so erstmals die Ruhe im Feld. Doch Movistar und Orica-Scott schickten mit Carlos Betancur und Christopher Juul-Jensen ihre Aufpasser mit, und die Gruppe wurde schnell wieder gestellt.

Auch an der Spitze war es nun vorbei mit der Zusammenarbeit und der 31-jährige Pardini ging alleine auf die letzten 40 Kilometern, doch auch er wurde nur fünf Kilometer an der Kuppe der Côte de Cherave vom Feld gestellt, wo sich nun auch Sky an der Spitze zeigte. Diese Situation nutzte erneut De Marchi, der sich an der Kuppe absetzte und solo zum zweiten und vorletzten Mal in die Mur hineinfuhr. An der Spitze des Feldes kontrollierte Quick-Step Floors das Tempo und an der Kuppe des 1,4 Kilometer langen Anstieges attackierte Jungels aus dem Feld heraus und schloss schnell zum Italiener auf.

Die beiden arbeiteten gut zusammen, während im Feld nun die Orica-Scott-Mannschaft für die Tempoarbeit sorgten. In der Anfahrt zum vorletzten Anstieg, der Côte de Cherave, konnte De Marchi dem Tempo des starken Zeitfahrers Jungels nicht mehr folgen, und der 24-Jährige ging alleine auf die letzten 15 Kilometer. Lange sah es gut aus für den Luxemburgischen Meister, der am Fuß des Cherave-Anstieges immerhin 55 Sekunden auf das Feld herausgefahren hatte. Doch eine Attacke von Rafal Majka (Bora-hansgrohe) und die nachfolgende Tempoarbeit von Gianni Moscon (Sky) sorgten dafür, dass er am Ende des 1,3 Kilometer langen Anstieges nur noch 30 Sekunden Vorsprung auf das auf 40 Fahrer geschrumpfte Feld hatte.

In der Anfahrt zurMur de Huy waren es vor allem Sky und Orica-Scott, die für die Tempoarbeit sorgten, während Movistar sich zurückhielt und erst 1,5 Kilometer vor dem Ziel in Gestalt von José Joaquin Rojas die Kontrolle übernahm. Der tapfer kämpfende Jungels wurde schließlich einen Kilometer vor dem Ziel vom Feld gestellt, wo mittlerweile Dani Moreno (Movistar), der Sieger des Jahres 2012, die Pace für seinen Kapitän Valverde machte.

Der routinierte Spanier, 2006 erstmals Sieger in Huy, übernahm 800 Meter vor dem Ziel die Spitze und wandte die gleiche Taktik an, die ihm auch in den vergangenen drei Jahren den Sieg einbrachte.150 Meter vor dem Ziel kam erneut die von allen erwartete Attacke, der mal wieder niemand etwas entgegenzusetzen hatte. Valverde nahm bereits 25 Meter vor dem Ziel die Beine hoch, schaute sich um und schoss mit seinen Händen einen imaginären Pfeil ab – eine Geste, die er zwar von Juan Antonio Flécha geklaut hat, die nach seinem fünften Triumph beim Wallonischen Pfeil aber passend war.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.04.2017Jungels: "Das war eine geplante Attacke"

(rsn) - Der Flèche Wallonne, genauer gesagt die Streckenführung des "kleinsten" der drei Ardennenklassiker, steht nicht erst seit der gestrigen 81. Auflage in der Kritik. Grund: Bis zum letzten, ext

19.04.2017Valverde: "Der Unschlagbare" an der Mur erneut unantastbar

(rsn) - Alejandro Valverde (Movistar) hat ein einfaches Rezept gefunden, jedes Jahr aufs Neue mit dem Status des Top-Favoriten beim Flèche Wallone umzugehen: Er und seine Mannschaft lassen es auf ei

19.04.2017Valverde siegt zum fünften Mal an der Mur de Huy

(rsn) - Alejandro Valverde (Movistar) ist bei der 81. Auflage von La Flèche Wallonne seiner Favoritenrolle ein weiteres Mal eindrucksvoll gerecht geworden und hat den zweiten der drei Ardennenklassik

19.04.2017Wintereinbruch sorgt auch für Streckenkürzung in Kroatien

(rsn) - Neben der Bergetappe der Tour of the Alps musste am Mittwoch auch die Königsetappe der Kroatien-Rundfahrt wegen des Wintereinbruchs verkürzt werden. Schneefall sorgte dafür, dass die Fahrer

19.04.2017Valverde erster Sieg-Kandidat - aber "den Druck haben andere"

(rsn) - In den vergangenen drei Jahren verlief der Flèche Wallonne immer nach dem gleichen Muster, und am Ende war der Sieg von Alejandro Valverde (Movistar) die unausweichliche Konsequenz davon. 200

18.04.2017Ein Top-Favorit und jede Menge Herausforderer

(rsn) - Der Wallonische Pfeil (La Flèche Wallonne) steht als "kleinster“ der drei Ardennenklassiker stets etwas im Schatten des Amstel Gold Race, vor allem aber von Lüttich-Bastogne-Lüttich, eine

22.02.2017Lüttich-Bastogne-Lüttich: Änderungen wegen Straßenarbeiten

(rsn) - In Folge von Straßenarbeiten muss die Streckenführung der 103. Auflage von Lüttich-Bastogne-Lüttich (23. April) verändert werden. Nach Angaben der ASO, die als Organisator des größten d

21.02.2017ASO benennt Feld für Fléche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) - Am Dienstag hat die ASO diejenigen Teams bekanntgegeben, die am Start der von ihr organisierten beiden Ardennenklassiker La Flèche Wallone (19. April) und Lüttich-Bastogne-Lüttich (23. Apri

Weitere Radsportnachrichten

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Mo

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

23.04.2024Tour de France Femmes ohne Vorjahreszweite Kopecky

(rsn) – Die Vorjahreszweite Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) wird auf die am 12. August in Rotterdam beginnende 3. Tour de France Femmes verzichten. Stattdessen wird sich die Weltmeistern auf die Oly

23.04.2024Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

(rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d´Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem

23.04.2024Startliste zum Prolog der 77. Tour de Romandie

(rsn) – Der Schweizer Nationalfahrer Luca Jenni eröffnet um 14.50 Uhr den Prolog zur 77. Tour de Romandie (2.WWT). Der nur 2,3 Kilometer lange Parcours von Payerne ist zwar bretteben, dürfte mit s

22.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Max Kanter (Astana Qazaqstan) hat nach der 2. Etappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Profisieg bejubeln können. Der 26-jährige Deutsche setzte sich über 190 Kilometer von

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)