75. Paris-Nizza

Dreht Contador am Col d´Eze noch einmal das Blatt?

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "Dreht Contador am Col d´Eze noch einmal das Blatt?"
Alberto Contador (Trek-Segafredo) attackiert auf der Königsetappe von Paris-Nizza. | Foto: Cor Vos

12.03.2017  |  (rsn) - Mit 30 Sekunden Vorsprung geht Sergio Henao (Sky) am Sonntag in die finale Etappe der Fernfahrt Paris-Nizza. Zweiter ist mit 30 Sekunden Rückstand Daniel Martin (Quick Step Floors). Und um 31 Sekunden hinter dem Kolumbianer befindet sich ein gewisser Alberto Contador (Trek-Segafredo). Da war doch noch was … vor genau zehn Jahren? Genau: Da hatte der Spanier vor der letzten Etappe ebenfalls nur wenige Sekunden aufzuholen und schnappte sich tatsächlich noch das Gelbe Trikot.

Damals, im Jahr 2007, startete Davide Rebellin mit dem hauchdünnen Vorsprung von sechs Sekunden in den letzten Tagesabschnitt, der wie die 8. Etappe am Sonntag über den Col d'Eze nach Nizza führte. Allen Beobachtern war klar, dass es eng werden würde – Contador war der Bessere am Berg, hatte bereits die Bergankunft in Mende gewonnen, wo Rebellin ins Gelbe Trikot schlüpfte.

Außerdem galt seine Gerolsteiner-Mannschaft als schwächer im Vergleich zu Contadors damaliger Discovery-Channel-Equipe. In jener Saison war Contador noch längst nicht die dominierende Figur, zu der er später wurde. 2005 war seine Klasse erstmals auf höchstem Niveau aufgeblitzt, als er bei der Baskenland-Rundfahrt das Zeitfahren und bei der Tour de Romandie eine Bergetappe gewann. 2006 fügte er einen Etappensieg der Tour de Suisse hinzu, indem er am Gotthard-Pass Jan Ullrich und dessen T-Mobile-Team stehen ließ. Doch Paris-Nizza 2007 war Contadors erster Auftritt, der seine späteren Erfolge in den ganz großen Rennen vorausahnen ließ.

Auf der Schlussetappe ging eine Ausreißergruppe mit Marcus Burghardt und Maxime Monfort in den letzten Berg, den Col d'Eze. Dahinter schlug Discovery ein Höllentempo an, so dass Rebellin schnell isoliert war. 23 Kilometer vor dem Ziel griff Contador an und fuhr schnell einen Vorsprung heraus. Schon damals zeigte er seinen bis heute charakteristischen Kletterstil mit langen Phasen im Wiegetritt.

Ihm war klar, dass er Sekunden rausholen musste, denn im Sprint konnte er das Gelbe nur erobern, wenn er die Etappe gewänne und Rebellin maximal Dritter würde. Doch im Spurt war der Italiener deutlich stärker. Oben am Col d'Eze hatte Contador 40 Sekunden herausgeholt. Doch die Abfahrt und ein Flachstück hätten ihm einen Strich durch die Rechnung machen können. Da profitierte der spätere Toursieger davon, dass Rebellin keine Helfer mehr bei sich hatte.

Eine entschlossene Nachführarbeit blieb zunächst aus, erst auf den letzten fünf Kilometern dezimierte die Verfolgergruppe den Rückstand ein wenig. Rebellin probierte es auch noch mit einem verzweifelten Solo-Vorstoß. Doch da war es zu spät – Contador fuhr wie entfesselt und rettete 22 Sekunden ins Ziel. Inklusive der Zeitgutschrift lag der Spanier am Schluss um 26 Sekunden vor Rebellin und gewann erstmals Paris-Nice. "Tin-Tin“ dagegen musste bis 2008 warten, ehe ihm der Gesamtsieg gelang.

Henao ist also gewarnt. Doch die Ausgangslage ist zehn Jahre später durchaus etwas freundlicher für den Mann in Gelb. Denn 31 Sekunden sind schon mal deutlich mehr als sechs. Außerdem ist das Sky-Team erheblich stärker als Rebellins damalige Gerolsteiner-Truppe, die 2007 keine Bergspezialisten mit zu Paris-Nizza genommen hatte. Und Contador – das konnte man am Sonnabend sehen – ist nicht mehr der Dominator früherer Jahre, der mit einem Antritt alle Konkurrenten abschütteln kann.

Aber wer weiß, vielleicht erinnert sich auch der Spanier an 2007? Damals ließ er seinem ersten Paris-Nizza-Sieg im Juli seinen ersten Toursieg folgen. Jetzt wäre es sein dritter Erfolg beim "Rennen zur Sonne“ - und im Juli könnte er zum dritten Mal die Tour de France gewinnen. Wenn das kein Ansporn ist. Es wird auf jeden Fall spannend.

Mehr Informationen zu diesem Thema

15.03.2017Arndt will Matthews auf der Via Roma zum Sanremo-Sieg lotsen

(rsn) - Sollte der neue Sunweb-Kapitän Michal Matthews am Samstag beim 108. Mailand-Sanremo um den Sieg mitsprinten, wird idealerweise ein deutscher Profi auf der Via Roma noch mit dabei sein. Nikias

13.03.2017Alaphilippe gibt seine Premiere bei Mailand-Sanremo

(rsn) – Nach einem starken Auftritt bei Paris-Nizza, wo er nach seinem Zeitfahrsieg am Mont Brouilly drei Tage lang das Gelbe Trikot trug war und in der Schlussabrechnung Rang fünf belegte sowie di

13.03.2017Yates-Brüder: Simon hatte Grund zum Jubel,Adam vier starke Tage

(rsn) - Mit ganz gegensätzlichen Bilanzen im Gepäck kehren die beiden Yates-Zwillinge Adam und Simon Yates von den beiden großen Fernfahrten des Frühjahrs zurück. Simon entschied als Solist beim

13.03.2017Kittel: Die Form stimmt, aber das Ergebnis fehlt

Nizza (dpa) - Der fest eingeplante Tagessieg bei der 75. Fernfahrt Paris-Nizza blieb aus. Und für den ersten Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo am kommenden Samstag ist Marcel Kittel nicht vo

13.03.2017Endlich scheint auch für Sergio Henao die Sonne

(rsn) - Sergio Luis Henao (Sky) ist mit einem langen Anlauf ganz oben bei einem bedeutendem Mehretappenrennen angekommen. Und endlich einmal war dabei auch das Glück auf Seite des Kolumbianischen Mei

13.03.2017Izagirre-Brüder schreiben bei Paris-Nizza Geschichte

(rsn) - Bei der 75. Auflage von Paris-Nizza wurde Geschichte geschrieben, Familiengeschichte. Denn bislang war es nur zwei Brüdern gelungen, gemeinsam unter die Top Ten des Rennens zu kommen. Es ware

12.03.2017Highlight-Video der 8. Etappe von Paris-Nizza

(rsn) - Auf der bis auf die letzten Meter hoch spannenden 8. Etappe von Paris-Nizza hat Alberto Contador (Trek-Segafredo) nur um zwei Sekunden seinen dritten Gesamtsieg nach 2007 und 2010 verpasst. De

12.03.2017Contador versucht alles und wird wieder nur Zweiter

(rsn) - Am Fuß des Col d’Éze, des letzten Berges bei der 75. Auflage, schien für Alberto Contador (Trek-Segafredo) die Sonne. Der Spanier hatte sich nach einer Attacke bereits 52 Kilometer vor de

12.03.2017Henao holt Gesamtsieg mit zwei Sekunden Vorsprung auf Contador

(rsn) - Alberto Contador (Trek-Segafredo) hat beim 75. Paris-Nizza trotz erneut großem Kampf Sergio Henao (Sky) nicht mehr das Gelbe Trikot abnehmen können. Der Spanier musste sich nach acht Etappen

12.03.2017Geschke rechnet sich 2017 wieder bei den Grand Tours was aus

(rsn) - Der Bart ist noch da, die Möglichkeiten, ihn auf Siegerfotos zu verewigen, sind aber geringer geworden. Simon Geschke geht beim deutschen Team Sunweb einer Saison als Helfer entgegen. "Das is

12.03.2017De Jongh: "Wir werden es wieder versuchen"

(rsn) - Alberto Contador hat auf der Königsetappe von Paris-Nizza den Sieg verpasst. Dennoch herrschte gute Stimmung bei seinem Team Trek-Segafredo, das als einziges im 15,7 Kilometer langen und 7,1

12.03.2017Highlight-Video der 7. Etappe von Paris-Nizza

(rsn) - Richie Porte (BMC) hat die Königsetappe von Paris-Nizza für sich entschieden. Der 32 Jahre Australier ließ auf dem siebten Abschnitt über 177 Kilometer von Nizza zur Bergankunft am Col de

Weitere Radsportnachrichten

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Mo

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

23.04.2024Tour de France Femmes ohne Vorjahreszweite Kopecky

(rsn) – Die Vorjahreszweite Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) wird auf die am 12. August in Rotterdam beginnende 3. Tour de France Femmes verzichten. Stattdessen wird sich die Weltmeistern auf die Oly

23.04.2024Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

(rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d´Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem

23.04.2024Startliste zum Prolog der 77. Tour de Romandie

(rsn) – Der Schweizer Nationalfahrer Luca Jenni eröffnet um 14.50 Uhr den Prolog zur 77. Tour de Romandie (2.WWT). Der nur 2,3 Kilometer lange Parcours von Payerne ist zwar bretteben, dürfte mit s

22.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Max Kanter (Astana Qazaqstan) hat nach der 2. Etappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Profisieg bejubeln können. Der 26-jährige Deutsche setzte sich über 190 Kilometer von

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)