23. Juli bis 13. August - von Vladivostok nach St. Petersburg - 10 000 km

Russia Coast to Coast: Fasching in einer neuen Dimension

Von Marlies Czerny

Foto zu dem Text "Russia Coast to Coast: Fasching in einer neuen Dimension"
| Foto: Gregor Hartl Fotografie

14.08.2014  |  21 Tage, 19 Stunden, 31 Minuten. 10 000 Kilometer. Das größte Land der Welt, ein Kontinent. Schmerz und Spaß, Leidensfähigkeit und Leidenschaft. Täglich im Schnitt 460 Kilometer. Dreieinhalb Stunden Schlaf – oder weniger. Und viele Abenteuer lagen zwischen Wladiwostok am Japanischen Meer und St. Petersburg am Finnischen Meerbusen...

Wolfgang Fasching beendete gestern Abend in St Petersburg,
Ortszeit 21:43 Uhr (19:43 MESZ), an der russischen Westküste mit einem Lachen im Gesicht und mit Tränen in den Augen sein großes Experiment, das „Russia Coast to Coast“. „Wolfgang hat uns jeden Zeitplan, und die gesamte Planung über den Haufen geworfen. Wir kommen zwei Tage früher als erwartet in St. Petersburg an“, sagt Organisator Alexander Schachner mit einem Augenzwinkern.

Fasching definiert mit diesem Erfolg neu, was ein menschlicher Körper aushält. Er schreibt Sport-Geschichte, und was mit mentaler Kraft zu leisten ist. Eine neue Dimension in der Ultra-Radsportszene ist erschlossen. 

„Es ist eines der wenigen Dinge, die ich selber nicht geglaubt hab:
Dass es möglich ist, in 21 Tagen quer durch Russland zu fahren“, sagt Wolfgang Fasching. Er war stets geduldig und leidensfähig.

„Wenn man am Anfang die Straßen gesehen hat, meinen Zustand - mit Knie und Oberschenkel, als ich nicht wusste, wie ich die nächste Stunde überleben soll, der Verkehr... Dass wir hier sind, ist fast ein Wunder.“

Worauf sich der seit Montag 47jährige freut?
„Ein riesiges Projekt geschafft zu haben. Ein richtig großes Projekt. Ich werde stolz sein, dass ich mich so etwas getraut, dass ich es tastsächlich durchgezogen habe“, erzählte Fasching, als er schon im zweistelligen Bereich unterwegs war. Und das nach erneut 386 Kilometer am Mittwoch.

Auch am 22. Tag seiner Extrem-Tour wurde dem Mental-Trainer nichts geschenkt. Regen wässerte ihn mehrmals ein. Die spiegelglatten Seitenstreifen wurden zur gefährlichen Gleitzone, zwischen  LKWs und Autos. „Ich bin heilfroh, wenn wir im Ziel sind“, so Fasching gestern.

Sein Blick zurück wird die schönen Momente sehen.
Und actionreiche Szenen. Er sattelte aufgrund der "schlaglöchrigen" Straßenbedingungen 60mal aufs Mountainbike um, und wieder zurück. Er fuhr bei Schlamm und Staub, bei Regen, Gewitter, Gegenwind, Sonnenschein. Im Schnitt legte er täglich rund 460 Kilometer zurück. Schlief nur dreieinhalb Stunden am Tag. Die ersten 36 Stunden garnicht. In Motels oder im Auto.

Die Durchschnitts-Geschwindigkeit: knappe 20 km/h – inklusive Pausen. Exklusive: ein 25er-Schnitt. Ein 15-köpfiges, zum Teil zweisprachiges Begleit-Team unterstütze ihn auf Schritt und Tritt. Er stürzte, als er während des Fahrens einen Mundschutz anlegen wollte. Er schlug einen Salto, als ihn ein Auto den Vorrang nahm. Er touchierte einen hereinschneidenden LKW, als er mit Mountainbike und Warnweste durch eine Unfallstelle musste. Höllenlärm. Abgase.

Ein aufmerksamer Schutzengel begleitete Faschings Karawane
quer durch Russland. Nach jedem Tief kam ein Hoch. Daran klammerte sich Fasching, als die Schmerzen zwischendurch stärker waren als die geistigen Kräfte. Der Wille hat gesiegt. Fasching will auch inspirieren, mit seiner "Mission Possible".

„Ein alterSpruch trifft unser Projekt ganz gut", sagte der Extrem-Sportler in Ziel: ",Alles Denkbare ist auch machbar.‘ Du musst es dir nur zutrauen. Und du musst es auch wirklich wollen für dich. Ein Zauberwort dabei lautet: Geduld. Mit allen Situationen gegenwärtig umzugehen, sie anzunehmen. Es war ja nicht 10 000 Kilometer nur quälen. Wir hatten unseren Spaß auch, zwischendurch. Mir fällt immer wieder auf, dass sich Leute mehr zutrauen können, als sie glauben, dass möglich ist.“

Wolfgang Faschings Bilanz
* 21 Tage, 19 Stunden, 31 Minuten unterwegs
* 9991 Kilometer gefahren
* 7,4 Kilometer Ehrenrunde in Moskau, 3,4 Kilometer verfahren
* 85 000 Höhenmeter
* 110 Stunden nicht am Bike: Physiotherapie, Duschen, Warten vor Bahnschranken, Pinkelpausen, Pressekonferenzen (Kasan, Moskau), offizieller Empfang in Tartastan, Interviews…
* 66 Stunden Schlaf (nach 36 Stunden erste Schlafpause, zweite Pause erst nach weiteren 30 Stunden, dann 24-Stunden-Rhythmus: mit dreistündiger Schlafpause)
* 192 000 Kalorien verbrannt (12 000 Stück Würfelzucker, oder 2700 Dosen Cola)
* 19 km/h Durchschnitts-Geschwindigkeit, inklusive aller Pausen
* 25 km/h Netto-Speed
* 400 Kilometer Baustellen befahren
* 60-maliger Radwechsel zwischen Mountainbike und Rennrädern
* 100 Kilometer Stau
* 7 Zeitzonen durchquert
* bei 35 Grad Höchsttemperatur geschwitzt, bei 7 Grad gefroren
* 170 000 LWKs überholten Fasching
* 75 LKWs überholte er (74 auf Baustellen, einen bergauf)
* 15 Kilogramm Körpergewicht hätte Fasching zugenommen, wäre er bei dieser Nahrungsaufnahme nicht quer durch Russland geradelt.
* Oder umgekehrt: „Wenn Sie 15 kg abnehmen wollen, fahren Sie mit dem Rad von Wladiwostok nach St. Petersburg und behalten Sie Ihre ursprüngliche Ernährung bei“, rechnete Faschings Vertrauensarzt Helmuth Ocenasek hoch.

das Team:
* 5 Begleitfahrzeuge, die 4500 Liter Treibstoff schluckten
* 1000 Liter Mineralwasser getrunken
* 1000 Schokoriegel verdrückt
* 25 Verteiler durchbrennen lassen
* 800 Mückenstiche ertragen

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