13. Mai - Schleiz/ Thüringer Wald - 145 km, 2300 hm - Rennbericht

Schleizer Dreieck: "hat schon weh getan..."

Von Martin Ziegenberg/ Chariteam München

Foto zu dem Text "Schleizer Dreieck:
Martin Ziegenberg beim Schleizer Dreieck | Foto: Chariteam München

14.05.2012  |  Habe ich vor zwei Wochen bei der Velotour in Frankfurt geschrieben, dass es morgens nicht frisch, sondern kalt war? Ich muss mich berichtigen. Frisch war's in Frankfurt, aber kalt... kalt war's in Schleiz. Vier Grad beim Aussteigen aus dem Auto. Und verdammt, ich hätte mich verfluchen können, auf den Wetterbericht zwei Tage vorher gehört zu haben: Lediglich Armlinge, nicht aber Beinlinge hatte ich dabei.

Also Zähne zusammenbeißen, und in kurzer Hose starten, hieß die Devise. Doch schon beim Warmradeln merke ich: Nein, ganz kurz geht gar nicht. Alle anderen um mich herum hatten wenigstens Knielinge an... Dann treffe ich meine Team-Kameraden Flo und Dave. Letzterer gibt mir ganz kameradschaftlich seine X-Bionic Spyker, so dass ich wenigstens warme Waden behalten konnte. Das war auch bitter nötig, wie ich im Rennverlauf merkte.

Zusammen rollen wir in den Startbereich, und treffen dort auf Gabor und Philipp. Gabor, der harte Hund, fährt tatsächlich kurz-kurz: in kurzer Hose, und nur mit der Windweste überm Kurzarm-Trikot.

Dann der Start, und ab geht's. Ich bleibe an der Spitzengruppe - und vergesse sofort mein Vorhaben, nicht auf Teufel komm raus dran zu bleiben, und mir die Kräfte gut einzuteilen. Mit atemberaubender Geschwindigkeit braust das Feld durchs Schiefergebirge.

Bei Rückenwind und leicht abschüssiger Straße schaue ich auf den Tacho: Geschwindigkeit jenseits der 60, Puls im aerob/ anaeroben Bereich, und Trittfrequenz bei über 120(!). So bekomme ich langsam Schwierigkeiten, das Tempo zu halten, und damit den Anschluss an die Gruppe. Was aber eher der Übersetzung meiner Kompaktkurbel geschuldet ist, als meiner Form.

Leise ärgere ich mich, und wünsche mir ein größeres Blatt. Doch gleich an der nächsten Rampe verringert die Gruppe die Geschwindigkeit, und ich komme wieder heran. Die Anstiege mit teilweise bis zu 15 Prozent Steigung zeigen mir dann auch im weiteren Verlauf, dass die Kompaktkurbel doch nicht sooo schlecht ist.

Die erste Runde ist nach etwa zwei Stunden erledigt. Ich freue mich, noch fit zu sein. Unsere Gruppe allerdings ist im letzten Anstieg vor der Ziellinie zerfallen. Es hat sich eine kleinere Gruppe von 20 bis 30 Fahrern um Beate Zanner (Merkur Druck) und Armin Praml (Team Drinkuth) gebildet. Wir harmonieren gut, und fahren gleiches Tempo.

Armin und ich wechseln uns mit der Tempoarbeit an der Spitze immer wieder ab. Zwischendurch bleibt sogar noch Zeit für einen kurzen Plausch. So fahren wir über 50, 60 km gemeinsam dahin, und bewältigen Kuppe für Kuppe. So allmählich sollte das Ziel näher kommen, doch der Tacho bewegt sich nur langsam. 30 bis 40 km/h Geschwindigkeit sind es allerdings immer noch.

Dann wieder der Ziel-Anstieg. Mein letztes Gel ist aufgebraucht, und die Oberschenkel schmerzen. Den Kontakt zur Gruppe kann ich nicht mehr halten, und lasse sie ziehen. Jetzt sind es noch sieben bis acht Kilometer ins Ziel, die es allein zurückzulegen gilt.

Doch ich war nicht der einzige, der die Gruppe ziehen lassen musste. Vor mir lässt sich ein zurückgebliebener Fahrer vom Roten Kreuz eine Flasche Wasser aus dem Fahrzeug reichen, und teilt sie mit mir. Leider standen auf den Rückennummern keine Namen, so dass ich mich hier nicht namentlich bedanken kann.

Ein tiefer Schluck aus der Flasche, der ausnahmsweise nicht nur nach Zucker schmeckt - das tut gut, und mobilisiert die letzten Kräfte bis zum Ziel. Dort traue ich meinen Augen kaum: Fünf Stunden Fahrzeit war mein Ziel; 4 Stunden 23 sind es geworden - und somit Platz 98 in der Gesamtwertung. Die ersten wichtigen Punkte für den German Cycling Cup sind eingefahren.

Mein Resüme: Schleiz hat es in sich. 2300 Höhenmeter auf 145 Kilometer - das hat schon weh getan. Aber nächstes Jahr bin ich wieder dabei.

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