"Ronde" wird ohne die Mauer von Geraardsbergen nicht akzeptiert

Flandern-Rundfahrt Jedermann: tausende fahren die "Muur"

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Tausende traditionsbewußter Teilnehmer der Hobby-Flandern-Runde fuhren gestern aus Protest nach Geraardsbergen, wo an der "Muur" bereits hunderte begeisterter Zuschauer auf die "Abtrünnigen" warteten. | Foto: rondevanvlaanderen.be

01.04.2012  |  (Ra) - Nicht nur bei der Profi-Flandern-Rundfahrt heute, sondern auch bei der gestrigen "Ronde" für Jedermänner wurde der traditionsreiche, berüchtigte Schlussanstieg "Kapelmuur", die "Mauer" an der Kapelle von Geraardsbergen (von Fans nur "Muur" genannt) heuer aus dem Rennen gestrichen.

Das wollten Tausende traditionsbewußter Teilnehmer der Hobby-Flandern-Runde jedoch nicht akzeptieren, und fuhren gestern nachmittag kurzerhand nach dem Valkenberg bei Brakel nicht auf dem vorgesehenen Kurs weiter nach Ronse. Sondern bogen einfach rechts, wie gewohnt nach Geraardsbergen ab, wo an der Rampe zur Kapelle bereits hunderte begeisterter Zuschauer auf die "Abtrünnigen" warteten - eine offensichtlich bereits vorab organisierte Aktion.

Und es war eine eindrucksvolle Demonstration: Unter ausdauerndem Applaus und nicht abreißenden Anfeuerungsrufen kämpften sich selbst 80-jährige, Kinder und Frauen mit Touren-Rädern den knapp einen Kilometer langen, gepflasterten, und bis zu 20 Prozent steilen Anstieg auf den Oudeberg hoch.

Bereits im Vorfeld der Flandern-Rundfahrt hatten hunderte Fans, die die Streckenänderung nicht hinnehmen wollen, in Geraadsbergen einen Fackelmarsch auf die "Muur" durchgeführt, der den Tod der Traditions-"Ronde" symbolisieren sollte.

Die "Mauer" war bereits in den 50er Jahren mehrmals Teil der Flandern-Rundfahrt, und seit 1970 jedes Jahr. "Es ist eine Beleidigung, eine Ohrfeige für die Rennfahrer", sagte der dreimalige Sieger der Flandern-Rundfahrt in den 50ern, Fiorenzo Magni: Man habe hier schließlich stets große Emotionen erlebt.

"Die Flandern-Runde ohne die Mauer ist wie der Giro ohne die Dolomiten-Pässe", so Magni weiter. Er könne die Aktion der Hobby-Fahrer nur unterstützen, und habe volles Verständnis für sie: "Keine Ahnung, warum die Veranstalter die Mauer gestrichen haben. Nur um etwas zu verändern?"

Fabian Cancellara, Flandern-Sieger 2010, sieht es etwas differenzierter: "Die Muur ist sicher ein historischer Ort", sagte er dem Rad-Magazin "Tour": "Aber ich finde nicht, dass dieser Anstieg unverzichtbar ist. Die verbleibenden Hellinge Paterberg und Kwaremont gehören zu den härtesten Rampen, die ich kenne."

Laut Renndirektor Wim van Herreweghe wurde die "Muur" aus der Strecke genommen, weil sie deutlich abseits der übrigen "Hellinge" (so heißen die Steilstücke auf flämisch) lag. Das habe in den vergangenen Jahren stets zum berüchtigten "Autorennen" geführt: Fans, die die Fahrer möglichst oft sehen wollten, sind mit ihren Autos von der entfernten "Mauer" zu den weiteren Anstiegen gerast, wobei es immer wieder schwere (nicht selten alkoholbedingte) Unfälle gab.

Wir sind gespannt, ob die Profis heute dem Beispiel der Hobby-Fahrer folgen, und die "Muur" einfach wieder in ihre "Ronde" aufnehmen. Gegen 16 Uhr wissen wir mehr. Eurosport überträgt ab 15 Uhr live, und natürlich ist auch der Radsport-News-Ticker wieder von Anfang an (also ab zehn Uhr) hautnah am Geschehen.

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